- In Südkorea hat die Staatsanwaltschaft eine zehnjährige Haftstrafe für den früheren Präsidenten Yoon Suk Yeol gefordert.
- Dem abgesetzten Präsidenten wird unter anderem vorgeworfen, einen militärischen Konflikt mit Nordkorea provoziert zu haben, um das von ihm verhängte Kriegsrecht zu rechtfertigen.
- Ein Urteil in dem Verfahren soll laut der Nachrichtenagentur Yonhap im Januar gefällt werden.
Die Anklage forderte das Strafmass am Freitag in einem Prozess in der Hauptstadt Seoul, in dem Yoon unter anderem Behinderung der Justiz vorgeworfen wird. Ausserdem soll Yoon, Regierungsmitglieder von einem Treffen zur Verhängung des Kriegsrechts ausgeschlossen haben.
Im vergangenen Januar hinderte der damals noch im Amt befindliche Yoon zudem Ermittler daran, ihn festzunehmen.
Der Prozess ist einer von insgesamt vier Verfahren gegen den konservativen Ex-Staatschef. Angeklagt ist er bereits unter anderem wegen Wahlbetrugs, Aufruhrs und Amtsmissbrauchs.
Im November hatte die Staatsanwaltschaft zudem Anklage wegen des Vorwurfs der «Begünstigung des Feindes und des Amtsmissbrauchs» erhoben. Yoon soll unter anderem Drohnenflüge über Nordkorea angeordnet haben, um seine Ausrufung des Kriegsrechts zu rechtfertigen.
Kriegsrecht ausgerufen
Am 3. Dezember 2024 hatte Yoon vor dem Hintergrund eines Haushaltsstreits vorübergehend das Kriegsrecht ausgerufen und Südkorea damit in eine tiefe politische Krise gestürzt. Das Parlament in Seoul stimmte daraufhin für die Absetzung des damaligen Präsidenten, was das südkoreanische Verfassungsgericht im April bestätigte.
Sollte er für schuldig befunden werden, wäre er der dritte südkoreanische Präsident, der wegen Aufruhrs verurteilt wird – nach zwei Militärführern im Zusammenhang mit einem Staatsstreich im Jahr 1979. Bei einer Verurteilung droht ihm lebenslange Haft oder sogar die Todesstrafe.
Der Ex-Präsident war im Mai aus seiner konservativen Partei ausgetreten und damit einem Parteiausschluss zuvorgekommen. Bei der vorgezogenen Präsidentenwahl im Juni gewann der bisherige Oppositionschef Lee Jae Myung.
Anfang Dezember, ein Jahr nach der Kriegsrechtsausrufung, hatte Yoon sein Vorgehen mit dem Kampf gegen «pro-chinesische, pro-nordkoreanische und verräterische Aktivitäten» verteidigt, seinen Nachfolger Lee als Diktator bezeichnet und seine Unterstützer aufgerufen, sich «zu erheben».