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Betriebe schliessen wegen Strommangel in Südafrika
Aus 10 vor 10 vom 12.04.2023.
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Tägliche Stromausfälle In Südafrika ist die Nahrungsmittel-Produktion bedroht

«Wir Bauern sind uns ein Auf und Ab gewohnt», sagt der kommerzielle Kükenzüchter Johann Teesen. «Doch sowas wie jetzt habe ich noch nie erlebt.» Er spricht die täglichen mehrstündigen Stromausfälle an, die Südafrika lähmen.

Teesen spricht. Er sitzt auf einem tiefen Mäuerchen, dahinter seine Kükenanlage.
Legende: Dem Kükenzüchter Johann Teesen setzen die Stromausfälle zu. Siyabonga Mdawe

Die Stromausfälle wirken sich in seinem Fall besonders drastisch aus. Er muss seinen Generator mehrere Stunden täglich – statt ab und zu – laufen lassen. Das allein kostet ihn monatlich 8000 Franken mehr.

Das können nicht alle Bauern finanziell verkraften. Viele seien bankrottgegangen und hätten ihre Betriebe schliessen müssen, sagt Teesen.

«Albtraum jedes Bauern»

Für seine hunderttausend Küken hat Teesen ein Notfallsystem, wie jeder Züchter in Südafrika. Aber weil die Ausfälle nicht nur häufig sind, sondern auch nicht dem angekündigten Zeitplan des Elektrizitätswerks entsprechen, muss die automatische Anlage manuell bedient werden.

Man könne sich auf nichts verlassen und nichts planen. «Es ist ein Albtraum jedes Bauern». Er müsse mehr Leute anstellen, damit nichts schiefgeht, sagt Teesen.

Vollautomatisiert und Solarenergie

Box aufklappen Box zuklappen

Der Kükenzüchter hat ein vollautomatisiertes System installiert. Es sorgt für Ventilation, Wärme und Wasser. Ausserdem hat Teesen in Solarzellen investiert, die ins öffentliche Stromnetz einspeisen. Doch für Batterien, um seine Solarenergie zu speichern, hat er die notwendigen zehntausende Franken nicht beisammen.

Einst Afrikas Vorzeigemodell

Die Kohlekraftwerke Südafrikas gehörten einst zu den besten auf dem Kontinent. Sie wurden jedoch weder gewartet noch haben die Regierungen der letzten 20 Jahre die Stromproduktion der rapide gestiegenen Nachfrage angepasst.

Ein Kohlekraftwerk in Südafrika.
Legende: Ein Kohlekraftwerk in Südafrika. Siyabonga Mdawe

Korrupte Beamte konnten jahrelang ungestört Bestandteile der Kraftwerke stehlen – ein florierendes Geschäft für kriminelle Syndikate. Sie sind jetzt, in dunklen Nächten ohne Strom, erst recht am Werk.

Die Wut steigt

Präsident Cyril Ramaphosa hat sich öffentlich für die Energiekrise entschuldigt. Doch das kommt bei den Menschen schlecht an. Lahme Worte reichen nicht mehr. Demonstrationen mehren sich und die Wut steigt.

An einer Kundgebung in Johannesburg regt sich ein junger Mann auf: «Wenn sie den Strom abstellen, können wir nicht studieren. Wir wollen ein besseres Leben. Wir haben die Nase voll. Es muss sich etwas ändern.»

Konsequenzen bis zum Ei auf dem Teller

Die Stromunterbrüche bedrohen mittlerweile die gesamte Nahrungsmittel-Produktion. Mais, der nicht bewässert werden kann, ist ein Grundnahrungsmittel der Menschen in Südafrika.

Aber auch Hühner werden damit gefüttert. Das wirkt sich auf die Eierproduktion aus. Und Eier gehören in einem Land mit grosser Armut zu den wichtigsten Proteinquellen.

Wir können kaum mit der Nachfrage mithalten.
Autor: Georg Teesen Besitzer von Legehennen

Georg Teesen, der Bruder von Kükenzüchter Johann Teesen, besitzt 150’000 Legehennen, deren Eier auf seinem Hof sortiert und verpackt werden. Er produziert nicht nur für Südafrika, sondern exportiert ins ganze südliche Afrika.

Auch Georg Teesen beunruhigen die Stromausfälle immer mehr. «Für uns ist es ein riesiges Problem. Wir können kaum mit der Nachfrage mithalten. Wir müssen konstant abpacken und die Arbeit dauert immer länger in die Nacht hinein.»

Er grüsst den Fahrer eines riesigen Transporters, der die Eier ausliefert. Noch gelangen die Eier in die Läden. Doch die Gewinnmargen verringern sich stetig und die Grossbauern müssen sich immer mehr verschulden. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie diesen finanziellen Druck nicht mehr verkraften können.

10 vor 10, 12.04.2023, 21:50 Uhr

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