Una Naunasi schaut durch das Schaufenster eines Coiffeurladens in ihrem Heimatort Springs und kämpft mit den Tränen. Bis vor kurzem war das ihr Geschäft, eine Wäscherei. Bis zu 30 Kunden hatte sie am Tag. Es lief gut, doch die ständigen Stromausfälle ruinierten ihr Geschäft. «Ich bekomme Gänsehaut, wenn ich hier bin. Ich habe hier angefangen und hier alles verloren. Das ist nicht einfach für mich.»
Die Zukunft sieht düster aus. Ich bin wütend auf die Regierung.
Ihr Laden, ihre Maschinen, ihre beiden Angestellten, alles ist weg. Selbst ihre Wohnung konnte sie sich nicht mehr leisten und musste zurück ins Haus ihrer Eltern ziehen. Dort wäscht sie nun die Wäsche der letzten beiden Kunden, die ihr treu geblieben sind.
«Die Zukunft sieht düster aus. Ich bin wütend auf die Regierung. Sie verschickt Zeitpläne, in denen steht, dass der Strom um die und die Uhrzeit abgestellt wird. Und man versucht, das dann zu umgehen. Aber sie ändern die Zeit aus heiterem Himmel.»
Eine App soll helfen
Für die Südafrikaner ist das Prüfen des Stromabschaltplans zu einem täglichen Ritual geworden, mit einem Blick auf die am meisten genutzte App im Land. Load Shedding heisst das in Südafrika. Es sind geplante Stromabschaltungen des staatlichen Anbieters Eskom, damit nicht das ganze System zusammenbricht. Die Krise hat sich in einem Jahrzehnt zusammengebraut.
Dem staatlichen Stromversorger wird Missmanagement und Korruption vorgeworfen. Er ist hoch verschuldet, trotz mehrerer staatlicher Rettungsaktionen. Jahrelang hat es Südafrika versäumt, neue Kraftwerke zu bauen, während die Wirtschaft wuchs und die Strom-Nachfrage stieg.
Jetzt sind die meisten Kraftwerke veraltet und wurden lange nicht gewartet. Das bedeutet, dass es jetzt immer wieder Wartungsarbeiten gibt und technische Probleme, die dann wiederum zu Load Shedding führen, also zu Stromausfällen.
Von der Regierung gibt es leere Versprechen und Durchhalteparolen. Pravin Gordhan, der für Eskom zuständige Minister, sagt: «Das trifft hier alle, die Bevölkerung, Geschäfte, Investitionen. Ich habe das Management von Eskom angewiesen, die Situation schnellstmöglich zu verbessern und unter Kontrolle zu bringen.»
«Der Klimawandel ist kein Witz»
Kurz darauf kündigte der Eskom-Chef seinen Rücktritt an. Die Situation hat sich nicht verbessert. Wie Südafrika den dringend benötigten Strom generieren soll, ist für Mokgadi Modise, die Direktorin des South African Renovable Energy Technology Centers in Kapstadt, klar: mit erneuerbaren Energien.
Bisher werden mehr als 90 Prozent des Stroms hier mit Kohle erzeugt. «Südafrika ist unter den Top 13 Ländern auf der Welt, die am meisten Treibhausgas ausstossen. Der Klimawandel ist kein Witz, er ist real und auch hier klar sichtbar. Wir hatten deshalb dieses Jahr massive Überschwemmungen. Darum müssen wir handeln. Und zwar schnell.»
Mehrere Industrieländer haben Südafrika finanzielle Unterstützung bei einem Wandel zu grüner Energie zugesagt. Doch innerhalb der Regierung ist das umstritten. Es hängen viele Arbeitsplätze an den Kohlekraftwerken.
Energieminister Gwede Mantashe war selbst Bergmann, später Gewerkschaftsführer. «Die Kohle wird noch eine Weile wichtig bleiben. Wir müssen uns auf einen Übergang einigen, und die entwickelten Länder müssen uns zuhören. Was denken wir darüber? Was wollen wir? Und nicht einfach sagen, ihr macht das jetzt so.»
Una Naunasi ist es egal, wo der Strom herkommt. Hauptsache, es gibt Strom. Die Unternehmerin will nicht aufgeben. Sie spart und sucht einen Investoren, um Solarpaneele zu kaufen und ihre Wäscherei wieder in Gang zu bringen.