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Taiwan weiter isoliert El Salvador verbandelt neu mit China

  • El Salvador nimmt diplomatische Beziehungen zu China auf.
  • Deshalb muss sich das zentralamerikanische Land von seiner Zusammenarbeit mit Taiwan verabschieden.
  • Die Zahl der mit Taiwan diplomatisch verbündeten Ländern nimmt damit weiter ab – nur noch 17 sind es aktuell.
  • China sieht Taiwan als eigenes Territorium an und erlaubt deshalb keinem Staat die Zusammenarbeit mit beiden Regierungen.

Aussenministerium von aussen.
Legende: Das taiwanesische Aussenministerium wird in Zukunft noch weniger Arbeit haben. Keystone

Chinas Aussenminister Wang Yi und sein Kollege Carlos Castaneda aus El Salvador haben in Peking eine Vereinbarung zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen unterzeichnet, wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtet.

Der Entscheid hat Folgen für die Inselrepublik Taiwan. Mit ihrer Ein-China-Doktrin erlaubt die kommunistische Führung in Peking keinem Land diplomatische Beziehungen sowohl mit der Volksrepublik als auch mit Taiwan zu unterhalten. China sieht die benachbarte Insel als eigenes Territorium an.

Taiwan nur noch von 17 Ländern anerkannt

Seit in Taiwan die nach Unabhängigkeit strebende Fortschrittspartei im Mai 2016 die Wahlen gewann, versucht Peking verstärkt, das Land zu isolieren.

Taiwan reagierte empört und kündigte seinerseits an, die diplomatischen Beziehungen zu El Salvador zu beenden. Seit Mai haben neben El Salvador bereits Burkina Faso und die Dominikanische Republik zugunsten Chinas mit Taiwan gebrochen. Damit gibt es weltweit nur noch 17 Länder, die den ostasiatischen Inselstaat diplomatisch anerkennen, darunter vor allem kleine Pazifikländer, Karibikinseln und Staaten in Mittelamerika. Im Gegenzug erhalten sie von Taiwan grosszügige Entwicklungshilfe. «Dollar-Diplomatie» nennen Kritiker dieses Vorgehen.

China sitzt am längeren Hebel

Vor wenigen Wochen zwang Peking internationale Airlines, Taiwan auf deren Internetseiten nicht mehr als eigenen Staat zu bezeichnen. In Taiwan fühlte man sich gedemütigt, doch ausser Protestieren blieb den Taiwanern nicht viel übrig.

Denn: Mit der wachsenden Wirtschaftsmacht China will es sich kaum ein Unternehmen verderben. Das gilt auch für nicht-kommerzielle Organisationen: Unter dem Druck Chinas wurden Taiwan sogar die bereits geplante Austragung der Ostasiatischen Jugendspiele weggenommen.

Näher bei den USA

Dass Peking auch anders kann, zeigte es, als der Vorgänger von Taiwans aktueller Präsidentin Tsai Ing-wen an der Macht war – der China-freundliche Ma Ying-jeou der jetzigen Oppositionspartei Kuomintang. Damals galt eine Art «diplomatischer Waffenstillstand». Peking hielt sich zurück. Mas Regierung anerkannte dafür ihrerseits, dass es nur ein China gibt. Ein China, das beide Seiten unterschiedlich interpretieren. Die Beziehungen waren auf dem Höhepunkt. Es kam sogar zu einem historischen Treffen zwischen Ma und Chinas Präsidenten Xi Jinping.

Unter Tsai Ing-wen rückt Taiwan dagegen näher zu den USA. So schockierten Tsai und Trump China, als die beiden kurz nach Trumps Wahlsieg miteinander telefonierten. Protest aus China gab es auch, als die USA ihre Botschaft in Taipeh eröffneten: ein Prachtbau für 250 Millionen US-Dollar. Auch Tsais Besuch bei der amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA kam in Peking gar nicht gut an.

Möglich, dass in Taiwan 2020 wieder die china-freundlichere Partei, die Kuomintang, an die Macht kommt und China darauf spekuliert. Doch die Herzen der taiwanischen Bevölkerung wird China mit seinem harschen Vorgehen nicht gewinnen – im Gegenteil: Es riskiert, damit weiter Sympathien zu verlieren.

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