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Taliban-Regime Der Mut der Frauen in Afghanistan

Seit der Rückkehr der Taliban ist das Leben für Frauen in Afghanistan ein Albtraum: Sie dürfen weder Schulen noch Universitäten besuchen und sind von den meisten Arbeitsplätzen ausgeschlossen. Sie dürfen weder allein reisen noch ihre Stimme in der Öffentlichkeit erheben.

«Ich glaube nicht, dass Mädchen aus anderen Ländern unsere Situation verstehen können», sagt eine junge Afghanin. «Sie können studieren, Freunde treffen, reisen. All das bringt mich zum Träumen.» Die junge Frau redet anonym. Denn nur schon, dass eine Frau sich öffentlich äussert, ist in Afghanistan gefährlich. Um ihre Identität zu schützen, ist ihr Gesicht mit KI verfremdet.

In Afghanistan werden die Frauen und Mädchen immer mehr aus dem öffentlichen Leben verdrängt. Mädchen dürfen nicht zur Schule, Frauen weder studieren noch ohne eine männliche Begleitung unterwegs sein oder auf der Strasse ihre Stimme erheben. Bei Widerstand drohen Strafen.

Seltene Einsichten in ein verschlossenes Land

Unabhängig aus Afghanistan zu berichten, ist schwierig. Ein französisches Team erhielt ein Visum und Drehgenehmigungen, unter der Bedingung, über den Tourismus zu berichten. Das Team wird beispielsweise zu den von den Taliban gesprengten historischen Buddha-Statuen von Bamiyan geführt, deren Überreste nun zum Publikumsmagneten werden sollen. Die Besichtigung einer Teppichfabrik hingegen, wo auch Frauen arbeiten, wird im letzten Moment von den Taliban verboten.

«Die europäischen Medien sagen nicht die Wahrheit über unser Land. Die Frauen hier gehen einkaufen. Sie studieren, sie lehren, sie sind Ärztinnen. Es gibt viele, die arbeiten. Es ist toll hier», behauptet ein Taliban-Führer, der dem Journalisten-Team zu Seite gestellt wird.

Der Mut der Frauen

Doch das Journalisten-Team hat parallel recherchiert und mit zahlreichen Frauen online gesprochen. Sie erzählen, was im Land wirklich passiert.

KI-Videos bei SRF

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KI-Videos werden bei SRF sehr zurückhaltend eingesetzt. In den publizistischen Leitlinien steht: «SRF täuscht seine Nutzerinnen und Nutzer nicht. Insbesondere ist zu vermeiden, dass das Publikum an der Authentizität eines Audios, Bildes oder Videos im SRF-Angebot zweifeln muss.» In jedem Fall müssen KI-Inhalte deklariert werden.

Vorsicht ist insbesondere geboten bei der Abbildung von Gesichtern und Menschen. Im Fall der afghanischen Frauen ist der Einsatz von KI dadurch gerechtfertigt, dass die Frauen zwar sichtbar werden sollen, aber unter keinen Umständen für das Regime erkennbar, da dies für sie lebensgefährlich sein könnte. Deshalb weisen wir in der Berichterstattung mehrfach gut sichtbar auf den Einsatz von KI hin und deklarieren die Bilder durchgehend.

Zum Beispiel eine 34-jährige Gynäkologin, die für ihren Kampf für die Frauenrechte einen hohen Preis bezahlt hat. Sie erzählt, wie sie verfolgt, ins Gefängnis gesteckt, geschlagen und vergewaltigt worden ist. Eine Vergewaltigung ist in Afghanistan eine Schande für die Familie des Opfers. Nach ihrer Entlassung aus dem Gefängnis wird die Frau von ihrem Mann verstossen. Ihr gelingt die Flucht nach Pakistan.

Für die Frauen, die im Land bleiben, bedeutet das: Sie werden im öffentlichen Raum praktisch unsichtbar. Sie dürfen nur mit Verschleierung aus dem Haus und müssen von einem Mann begleitet werden. Die Sittenwächter, sogenannte Beamte des Ministerium «zur Förderung der Tugend und Verhinderung des Lasters», überwachen streng.

Zunahme von Zwangsheiraten

Ohne Schule, Studium, Arbeit bleibt vielen nur die frühe Heirat. In Afghanistan sind die Zwangsheiraten angestiegen. Bei minderjährigen Mädchen haben sie um ein Viertel zugenommen, seit sie von der Schule ausgeschlossen wurden. «Es ist sehr hart für ein Mädchen, das Träume für seine Zukunft hat, dass es sich nicht für etwas anderes als die Ehe entscheiden kann», sagt eine junge Afghanin.

Die Folgen sind verheerend: Tausende von Pflegefachfrauen, Hebammen oder Ärztinnen werden ihre Abschlüsse nicht machen können. Eine Katastrophe in einem Land, dessen Gesundheitssystem bereits angeschlagen ist.

Die junge Gynäkologin im Exil konnte mittlerweile ihre Kinder zu sich holen. Sie bereut ihren Widerstand nicht: «Der Kampf der Frauen hat dem Rest der Welt gezeigt, wofür das Taliban-Regime wirklich steht.»

Rundschau, 01.10.2025, 20.10 Uhr

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