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Technologie-Einsatz im Krieg Das steckt hinter den Schweizer Chips in iranischen Drohnen

Vor einer Woche enthüllte CNN, dass ein Bauteil einer Zürcher Firma in iranischen Kamikaze-Drohnen gefunden wurde. Damit nicht genug: Dutzende Komponenten aus westlichen Ländern sind in diesen Waffen verbaut. Weshalb das kaum zu verhindern ist.

Ingenieure der Schweizer Firma u-blox tüfteln an Innovationen wie GPS-Chips: also Ortungssystemen für Autos, die Landwirtschaft oder die Industrie. Ein blühendes Geschäft. U-blox präsentiert einen neuen Umsatzrekord.

GPS der Firma u-blox
Legende: GPS-Chips sind im menschlichen Alltag längst systemrelevant geworden. u-blox

Trotzdem ist nicht alles eitel Sonnenschein bei der Zürcher Firma. «Selbstverständlich kann jedes dieser Produkte aus einem Fahrzeug, aus einem Elektrofahrrad, aus dem elektrischen Rasenmäher-Roboter ausgebaut werden und dann für etwas anderes verwendet werden», erklärt Stephan Zizala, Chef der Firma u-blox. Das lasse sich leider nicht verhindern, auch wenn die Firma das per Verhaltenskodex und Vertragsbedingungen ausschliesse.

Iran beschafft Güter für Waffen verdeckt

Geschehen im Fall der iranischen Kamikaze-Drohnen, eingesetzt im Ukraine-Krieg. Auf den ersten Blick ein Skandal – der Export von GPS-Chips nach Iran ist untersagt. Entsprechend gross das Medienecho. Doch schnell wurde klar: Für den Kriegs-anheizenden Drohnenbau greift Iran in die Trickkiste. Er importiert GPS-Systeme über Drittstaaten, wie auch das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) feststellt.

«Die Problematik besteht darin, dass Iran auf kommerzielle und weltweit frei verfügbare Güter ausweicht und verdeckt Güter für seine Waffenprogramme beschafft. (...) Zumeist erfolgen Beschaffungen über Drittstaaten, beispielsweise Handelsfirmen in den Vereinigten Arabischen Emiraten», schreibt das Seco.

Wollen wir als Gesellschaft auf die Möglichkeiten der Technologie, unser Leben nachhaltiger, aber auch komfortabler zu machen, wirklich verzichten?
Autor: Stephan Zizala Chef u-blox

Das will heissen: Um zu verhindern, dass Länder wie Iran oder Russland an die GPS-Chips herankommen, dürften Firmen wie u-blox – überspitzt gesagt – gar keinen der weltweit 14'000 Kunden beliefern. Stephan Zizala, Chef u-blox sagt dazu: «Das ist eine grundsätzliche Frage. Wollen wir als Gesellschaft auf die Möglichkeiten der Technologie, unser Leben nachhaltiger, aber auch komfortabler zum selben Zeitpunkt zu machen, wirklich verzichten?»

GPS-Chips sind im menschlichen Alltag längst systemrelevant. Doch der Technologie-Einsatz im Krieg erinnert daran, dass Innovationen immer auch Risiken beinhalten.

Tagesschau, 11.01.2023, 19:30 Uhr ; 

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