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Boris Becker: «Ich war immer Grenzgänger»
Aus Tagesgespräch vom 02.02.2024. Bild: Keystone/Antonio Calanni
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Tennislegende im Gespräch Boris Becker: «Ich hatte jeden Luxus, aber war weniger glücklich»

Die Tennislegende erzählt, wann emotionale Ausbrüche im Sport von Vorteil sind, und warum es für ihn heute keine Rolle spielt, in einer Wohnung oder einer Villa mit Garten zu leben.

Boris Becker

Boris Becker

Trainer, ehemaliger Tennisspieler

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Boris Becker wurde 1985 mit nur 17 Jahren der jüngste Wimbledon-Sieger der Geschichte. Insgesamt gewann er während seiner Tenniskarriere 49 Turniere im Einzel sowie 15 Titel im Doppel. 2022 wurde der Tennisstar in England wegen Insolvenzverschleppung zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt, kam jedoch frühzeitig frei. Heute trainiert Becker den Tennisspieler Holger Rune.

SRF: Sie haben das dänische Tennistalent Holger Rune (ATP 7) bis vor kurzem gemeinsam mit Severin Lüthi trainiert, diese Woche wurde Lüthis Entlassung publik. Was sagen Sie dazu?

Boris Becker: Ich spreche grundsätzlich nicht über meine Spieler. Das Verhältnis zwischen Trainer und Spieler ist sehr privat. Severin ist ein langjähriger Freund, den ich sehr schätze und mit dem ich in regem Kontakt stehe. Er hat als Trainer von Roger Federer unglaubliche Erfolge gefeiert. Dass die Partnerschaft nicht mehr funktioniert, wusste ich schon vor der Öffentlichkeit. Über die Gründe möchte ich aber nichts sagen.

Sie bleiben weiter Trainer des 20-jährigen Holger Rune. In einem Interview sagten Sie: «Mir gefallen seine emotionalen Ausbrüche». Weshalb?

Meines Erachtens sind die Emotionen als Tennisspieler sehr wichtig. Das hat viel mit Leidenschaft zu tun. Die Frage ist jeweils nur, wie kann das positiv eingesetzt werden? Ich war auch ein emotionaler Spieler. Durch meine Leidenschaft gelang es mir in manchen Fällen, den dritten Satz oder auch ein Tiebreak für mich zu entscheiden.

Man braucht nur zwei Dinge: einen starken Charakter und eine gute Persönlichkeit.

Es ist wichtig, für sich selbst einen Konsens zu finden. Wann ist es gut, emotional zu sein, und wann übertreibt man es? Das ist auch bei Holger im Moment das Thema. Das hängt sicher auch mit seinem jungen Alter zusammen. Jüngeren Spielern fällt es oft schwerer, ihre Situation zu kontrollieren.

Boris Becker mit kurzem Haar in schwarzweissem Trainer, schaut in Kamera, lehtn an Geländer.
Legende: Becker holte sich sechs Grand-Slam-Siege. Sein erster Sieg 1985 machte ihn mit nur 17 Jahren über Nacht zum Tenniswunder. IMAGO / LaPresse

Im Frühjahr vor zwei Jahren wurden Sie von einem Londoner Gericht wegen Insolvenzverschleppung verurteilt. Ende 2022 wurden Sie vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen. Welche Erinnerungen haben Sie an die Zeit in Haft?

Darüber möchte ich nicht mehr sprechen. Das ist zu persönlich.

Dann lassen Sie uns über Einsamkeit sprechen. Unmittelbar nach der Haft haben Sie gesagt, der erste Tag im Gefängnis sei der einsamste Moment, den sie je erlebt hätten. Haben Sie diese Zeit überstanden, da Sie Einsamkeit bereits aus Ihrer Kariere kennen?

Es sind immer nur Momentaufnahmen – die guten und die schlechten. Man braucht nur zwei Dinge: einen starken Charakter und eine gute Persönlichkeit. Damit übersteht man die Höhepunkte, aber auch die Krisen. Wenn hier alles vorbei ist, landen wir sowieso alle in einem Sarg auf dem Friedhof. Alles, was uns wichtig erschien, ist plötzlich weg.

Ich hatte jeden Luxus, von dem man nur träumen kann. Aber in diesen Momenten war ich weniger glücklich.

Jeder sollte sich die Frage stellen: Was brauche ich, um glücklich zu sein? Was sind meine Prioritäten im Leben? Familie und Kinder spielen dabei für mich eine grosse Rolle. Ob ich in einer Wohnung ohne Garten oder in einem grossen Haus mit Garten lebe, spielt keine Rolle. Ich weiss, wovon ich spreche: Ich habe beides in meinem Leben gehabt.

Gab es in dem Fall Zeiten in Ihrem Leben, bei denen Ihnen Statussymbole zu wichtig waren?

Das würde ich nicht sagen. Ich hatte jeden Luxus, von dem man nur träumen kann. Aber in diesen Momenten war ich weniger glücklich – einsam und weniger bei mir. Meine Prioritäten haben sich verschoben. Man hört immer nur grösser, besser, reicher. Das ist nicht mehr wichtig für mich.

Das Gespräch führte David Karasek, Mitarbeit Géraldine Jäggi.

Tagesgespräch, 02.02.2024, 13 Uhr;

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