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Schweiz reagiert auf drohenden Terroranschlag in der Türkei
Aus Rendez-vous vom 02.02.2023.
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Terrorgefahr in der Türkei Das ist über den drohenden Terroranschlag in Istanbul bekannt

Mehrere westliche Länder haben ihre Botschaften und Konsulate in der Türkei vorübergehend geschlossen – auch die Schweiz.

Worum geht es? Die Schweiz und andere westliche Länder haben ihre Vertretungen in der Türkei vorübergehend geschlossen. Grund ist das offenbar erhöhte Anschlagsrisiko. Deutschland, Schweden, Norwegen und Dänemark sowie die USA hatten ihre Staatsbürgerinnen und -bürger bereits vergangene Woche vor einem erhöhten Anschlagsrisiko in der Türkei gewarnt. Die Türkei wiederum hatte ihre Bürger vor Angriffen in Europa und den USA gewarnt und Sicherheitsvorkehrungen im eigenen Land verschärft. Hintergrund sind mehrere islamfeindliche Aktionen in Europa.

Was ist über den offenbar drohenden Anschlag bekannt? Wenig. Die westlichen Regierungen warnen ihre Bürgerinnen und Bürger vor einer konkreten Anschlagsdrohung. Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) sprach von «greifbaren Informationen über einen drohenden Terroranschlag». Deutschland warnt vor einer erhöhten Gefährdung in der Gegend in der Innenstadt von Istanbul um den Taksim-Platz und einem Stadtteil namens Levent. In der niederländischen Mitteilung heisst es, diese Terrorwarnung richte sich ausdrücklich gegen westliche Einrichtungen. In allen Warnungen wird die Koranverbrennung vor der türkischen Botschaft in Stockholm erwähnt.

Türkei bestellt neun Botschafter ein

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Die Türkei hat nach der Warnung vor Anschlägen und der Schliessung mehrerer europäischer Vertretungen im Land neun Botschafter einbestellt. «Die Botschafter von neun Ländern, einschliesslich der Länder, die die Arbeit ihrer Konsulate unter dem Vorwand der Bedrohung durch Terroranschläge in der Türkei ausgesetzt haben, wurden in das Aussenministerium einbestellt», meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu am Donnerstag unter Berufung auf diplomatische Quellen. Welche Länder genau betroffen sind, ist noch unklar.

Von wem stammen die Informationen? Der Absender der Warnung ist nicht offiziell bekannt. In den Mitteilungen wird lediglich von Geheimdienstinformationen und Informationen der Sicherheitsdienste gesprochen. «Unklar bleibt, ob diese Informationen von türkischer Seite an die westeuropäischen Regierungen weitergegeben wurden. Oder ob ein ausländischer Dienst durch sein Agentennetz Informationen erhalten hat», sagt Journalist Thomas Seibert. Er lebt in Istanbul.

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Türkei stellt sich gegen Schwedens Nato-Beitritt
aus Rendez-vous vom 30.01.2023. Bild: KEYSTONE/AP//TT News Agency/Christine Olsson
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Welche Täterschaft scheint plausibel? Infrage kommen laut Seibert islamistische Gruppen aus einem aussertürkischen Land, zum Beispiel aus Syrien. «Unter den 3.6 Millionen Flüchtlingen der letzten Jahre in der Türkei waren auch Extremisten. Hin und wieder gibt es Aktionen der türkischen Polizei, um Zellen zu zerschlagen.» Eine andere Möglichkeit sei eine radikalisierte Gruppe in der Türkei selbst. Der Journalist nennt als Beispiel die Terroranschläge in Istanbul im Jahr 2003, verübt von einer türkischen Zelle des Terrornetzwerks Al-Kaida.

Menschen stehen bei den Trümmern eines Gebäudes nach einem Anschlag.
Legende: Bei den Anschlägen im Jahr 2003 griffen türkische Staatsbürger mit Lastwagen und Bomben Synagogen, das britische Konsulat in Istanbul und eine britische Bank an. Keystone/AP/Cihan (Archivbild)

Was könnte das Motiv sein? Laut den westlichen Regierungen rührt die Anschlagsgefahr von der Koranverbrennung vor der türkischen Botschaft in Stockholm her. «Mit dieser Aktion sollte die Türkei in der Diskussion um den Nato-Beitritt von Finnland und Schweden provoziert werden», sagt der freie Journalist in Istanbul. In den Niederlanden wurde ein Koran zerrissen. «Die Aktionen gegen die Heilige Schrift des Islams sind eher der Aufhänger als eine politische Diskussion», schätzt Seibert.

Türkische Polizisten sichern das schwedische Generalkonsulat in Istanbul.
Legende: Durch die Koranverbrennung vor der türkischen Botschaft in Stockholm habe man die Türkei provozieren wollen, sagt Journalist Thomas Seibert. In der Folge kam es in Istanbul zu Protesten. Im Bild: Türkische Polizisten vor dem schwedischen Generalkonsulat in Istanbul am 21. Januar. Keystone/EPA/ERDEM SAHIN

Was berichten türkische Medien? In türkischen Medien ist nicht viel davon zu lesen. Die Türkei wolle wohl keine grosse Aufregung verursachen, sagt Thomas Seibert. «Jede Terrorbedrohung würde bedeuten, dass der Staat möglicherweise nicht in der Lage ist, das zu verhindern.» Und das wäre im anlaufenden Wahlkampf in der Türkei schlecht für die Regierungsseite.

Rendez-vous, 02.02.2023, 12:30 Uhr;

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