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Der Westen im Kampf gegen globalen Dschihadismus
Aus Tagesschau vom 02.08.2022.
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Tod des Terroristen-Anführers Wie Al-Kaida unter al-Sawahiri gewachsen ist

Oft geschlagen, bis heute unbesiegt: Die Terrororganisation Al-Kaida verfügt über ein weltweites Netz tödlicher Ableger.

Ein miserabler Redner sei er, seine Schriften theorielastig, es mangle ihm an Charisma und Kampferfahrung: So wird der getötete Al-Kaida-Anführer Aiman al-Sawahiri beschrieben. Ein Weggefährte soll zu ihm gesagt haben: Egal welcher Gruppe er sich anschliesse, niemals werde er deren Anführer. Daher scheint es erstaunlich, dass sich der Ägypter über zehn Jahre an der Spitze der Terrororganisation halten konnte.

Heute erweist sich Al-Kaida als erstaunlich widerstandsfähig. Dies wohl auch wegen Al-Sawahiri. Denn neben den Schwächen, die ihm zugeschrieben werden, soll ihn vor allem eines ausgezeichnet haben: Geduld.

Grosser Erfolg in Afghanistan

Die Geduld hat sich aus seiner Sicht – zumindest bis die US-Raketen auf ihn abgefeuert wurden – in Afghanistan ausbezahlt. Hier sind die mit Al-Kaida verbündeten Taliban wieder an der Macht. Das ist ein Propagandaerfolg, auch gegenüber dem Islamischen Staat (IS), der Al-Kaida zeitweise in den Schatten gestellt, inzwischen sein Territorium aber wieder verloren hat.

USA warnen vor Angriffen auf US-Einrichtungen

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Nach der Tötung des Al-Kaida-Anführers Aiman al-Sawahiri durch einen US-Drohnenangriff hat das US-Aussenministerium Amerikaner weltweit zu erhöhter Wachsamkeit vor Anschlägen aufgerufen. «Nach dem Tod von Al-Sawahiri könnten Anhänger von Al-Kaida oder mit ihr verbundene Terrororganisationen versuchen, amerikanische Einrichtungen, Personal oder Bürger anzugreifen», hiess es in einem Warnhinweis des Ministeriums. Man sei nach wie vor besorgt über die anhaltende Bedrohung durch Terroranschläge, Demonstrationen und andere gewalttätige Aktionen gegen US-amerikanische Bürger und Interessen im Ausland.

Die USA hatten al-Sawahiri nach eigenen Angaben am vergangenen Wochenende mit einem gezielten Drohnenangriff in der afghanischen Hauptstadt Kabul getötet. Der 71-Jährige war Nachfolger von Osama bin Laden, dem Kopf der Terroranschläge vom 11. September 2001 mit annähernd 3000 Toten in den USA. Nach Bin Ladens Tötung durch eine US-Spezialeinheit in Pakistan 2011 war al-Sawahiri an die Spitze der Terrorgruppe aufgerückt.

Die IS-Propaganda versucht zwar, die Taliban als Verräter der dschihadistischen Sache darzustellen, weil sie ein Abkommen mit den USA eingegangen sind. Doch viele Sympathisanten sehen in Afghanistan vor allem: Wir haben gewonnen, zwei Jahrzehnte Kampf haben sich gelohnt. Das ist die Interpretation von Al-Kaida.

Globale Terrororganisation punktet lokal

Die Geduld al-Sawahiris scheint sich international auszuzahlen. Langsam aber stetig ist es während der Zeit seiner Führung gelungen, weltweit Ableger aufzubauen und Verbündete zu gewinnen. Die Strategie: Einbindung in Widerstandskämpfe. Die globale Terrororganisation punktet derzeit lokal.

So besteht Al-Kaida heute aus einem Netz von Niederlassungen. Das ist allerdings kein Dschihadisten-Jekami, sondern bedarf einiges an Verhandlungsgeschick sowie eines bürokratischen Prozesses durch die Al-Kaida-Führungsstrukturen.

Gebiete mit Al-Kaida-Ablegern.
Legende: Gebiete mit Al-Kaida-Ablegern im Magreb, am Horn von Afrika, der arabischen Halbinsel und bis nach Asien. SRF

Für Al-Kaida bedeutet die Beratung, das logistische Unterstützen und teilweise Mitkämpfen in Ost- und Westafrika, im Jemen, in Syrien oder Pakistan zwar weniger Schlagzeilen im Westen. Das scheint aber nachhaltiger zu funktionieren als die Strategie des IS mit seiner brutalen Herrschaft. Nicht, dass Al-Kaida «weich» geworden wäre – Ziel sind noch immer Scharia-Regimes voller Härte. Weiterhin gelten die USA, Israel und der Westen als Todfeinde – doch kann man das Vorgehen als «smarter» bezeichnen.

Al-Kaida stellt gemessen an der Zahl von Terroranschlägen für Europa und die USA nicht mehr die Gefahr von einst dar – auch wegen Verfolgung. Zudem hat Al-Kaida keines der verhassten Regimes von «Ungläubigen» beendet oder US-Truppen aus allen muslimischen Ländern vertrieben, wie es das Ziel ist.

Aus der Basis wurden viele Basen

Blickt man auf die Anfänge im Gründungsjahr 1988 zurück, muss man festhalten: Das Terrornetzwerk ist noch da, verbreitet seine Ideologie, findet Anhänger, kann sich in Konfliktherden niederlassen und als Unterstützer einer geplagten Bevölkerung darstellen.

Übersetzt bedeutet Al-Kaida: die Basis. Nach Verständnis der Gründer Osama bin Laden und Aiman al-Sawahiri will man ein Fundament bieten, auf dem Dschihadisten ihre tödliche Agenda weiterführen können. In der Zeit von al-Sawahiris Führerschaft sind strategische Durchbrüche ausgeblieben, doch aus einer Basis sind zahlreiche Basen weltweit geworden.

Tagesschau, 02.08.2022, 19:30 Uhr

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