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Tod von Kremlkritiker «Putin hat immer versucht, Nawalnys Bedeutung herunterzuspielen»

Nach dem Tod des russischen Oppositionsführers Alexej Nawalny ist die Anteilnahme gross. Auf der ganzen Welt kamen Menschen zusammen, um ihm zu gedenken. Der Machtapparat griff in Russland rigoros durch und nahm Hunderte Demonstrierende fest. Warum diese Härte gegenüber Trauernden – und könnte durch Nawalnys Tod Bewegung in die Opposition kommen? SRF-Russlandkorrespondent Calum MacKenzie ordnet ein.

Calum MacKenzie

Russland-Korrespondent

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Calum MacKenzie ist Russland-Korrespondent von Radio SRF. Er hat in Bern, Zürich und Moskau Osteuropa-Studien studiert.

Was sind das für Menschen, die trotz Repression um Nawalny trauern?

Nawalnys Anhängerinnen und Anhänger sind keine Mehrheit in Russland. Doch er hatte ein Netzwerk, das fast in jeder Region in Russland vertreten war. Oft hat er junge Leute inspiriert. Ausserdem trauern viele Oppositionelle ausserhalb seines Netzwerks. Nawalny galt als die Figur in der Opposition, die am ehesten die Massen in Russland für sich begeistern konnte. Viele Kremlgegner hatten gehofft, dass er in einem zukünftigen Russland eine grosse Rolle spielen würde. Er stand für den Wandel zur Demokratie, weil er die besten Chancen hatte, die Wählerschaft von einem anderen Russland zu überzeugen. Diese Hoffnung ist mit ihm gestorben.

Warum greift der Kreml so hart gegen die Trauernden durch?

Die Trauerbekundungen gelten immerhin einem Mann, der in Russland als Extremist galt. Sein Tod im Gefängnis ist die Folge davon, dass der Kreml etwas unternehmen wollte gegen seine Anziehungskraft. Putin hat immer versucht, Nawalnys Bedeutung herunterzuspielen. Er sprach seinen Namen nie aus und versuchte zu vermitteln, dass man ihm keine Beachtung schenke. Auch die Staatsmedien berichten nur kurz und knapp von einem verurteilten Verbrecher, der in Haft gestorben sei. Dass nach seinem Tod seine Anhängerschaft sichtbar wird, will man offenbar nicht dulden – vor allem einen Monat vor den Präsidentschaftswahlen.

Blumen und Bilder des Kremlkritikers Nawalny liegen vor der russischen Botschaft in Berlin.
Legende: International ist die Bestürzung nach Nawalnys Tod gross. Blumen und Bilder des Kremlkritikers liegen vor der russischen Botschaft in Berlin. (17.02.2024) KEYSTONE/DPA/Fabian Sommer

Kommt durch Nawalnys Tod Bewegung in die russische Opposition?

Ich glaube nicht, dass aus diesen spontanen Trauerbekundungen etwas Grösseres wird. Es ist nur eine kleine Anzahl Menschen, die sich auf die Strasse gewagt hat. Es ist die Tragödie von Nawalny, dass er nach seiner Vergiftung nach Russland zurückgekommen ist. Denn er glaubte, solange er in Russland sei, könne er aus dem Gefängnis die Leute zum Protest animieren. Doch die Repression hat nach seiner Rückkehr stark zugenommen – seit Beginn des Kriegs gegen die Ukraine sowieso. Sogar Nawalnys Tod vermag in Russland keine richtigen Proteste auszulösen.

Schweigeminute an der Münchner Sicherheitskonferenz

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An der Münchner Sicherheitskonferenz haben die Aussenminister der G7-Staaten mit einer Schweigeminute des toten russischen Regimekritikers Alexej Nawalny gedacht. Seinen Kampf für die Freiheit und gegen die Korruption habe ihn zum Tod geführt, sagte Antonio Tajani, der Aussenminister von Italien, das zurzeit den Vorsitz der G7 innehat.

Weiss man Genaueres zu den Umständen von Nawalnys Tod?

Nawalnys Familie sagt, sie habe ein offizielles Bestätigungsschreiben zu seinem Tod erhalten. Aber die Erklärungen der Todesursache sind widersprüchlich. Am Freitag meldeten die staatlichen Medien, er sei an einem Blutgerinnsel beziehungsweise einer Lungenembolie gestorben. Heute sagte man seiner Mutter und seinem Anwalt, die Todesursache sei «Syndrom des plötzlichen Todes». Später hiess es, dass die Todesursache noch nicht geklärt sei und eine neue Untersuchung bis nächste Woche dauern würde.

Wo könnte sich Nawalnys Leichnam befinden?

Nawalnys Mutter reiste ins Leichenschauhaus in Salechard in der Nähe des Straflagers, um den Toten zu identifizieren. Bei ihrer Ankunft hiess es aber, Nawalnys Leiche sei doch nicht dort. Sie werde noch untersucht und danach freigegeben. Bis jetzt ist unklar, wo sich der Leichnam befindet. Nawalnys Anhänger mutmassen, dass an seinem Körper Spuren entfernt werden, die auf die wahre Todesursache hindeuten. Oder dass seine Leiche nie freigegeben wird, sodass sein Grab nicht zu einem Pilgerort werden könnte.

SRF zeigt Doku zu Nawalny

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Anlässlich des Todes von Kremlkritiker Alexej Nawalny zeigt SRF am Samstag, 17. Februar 2024, den Dokumentarfilm «Nawalny – Gift hinterlässt immer eine Spur» um 23:10 Uhr auf SRF 1. Der Film wird kurz darauf auch auf Play SRF abrufbar sein.

Info3, 17.02.2024, 17 Uhr ; 

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