Geboren wurde Alexej Anatoljewitsch Nawalny am 4. Juni 1976 in Butyn in der Oblast Moskau. Er ist russisch-ukrainischer Abstammung, da sein Vater in der Ukraine geboren wurde. Nach der Mittelschule begann Nawalny 1993 ein Jurastudium. Später studierte er Finanz- und Kreditwesen und spezialisierte sich auf Wertpapiere und Börsenhandel.
Während seines Studiums trat Nawalny im Jahr 2000 der Partei Jabloko bei, einem Sammelbecken demokratisch-liberaler Kräfte in Russland. Popularität erlangte Nawalny 2009, als er Beiträge zur Korruption in Staatsunternehmen auf seiner Website LiveJournal veröffentliche und Unterschlagungen in Milliardenhöhe aufdeckte. Dies machte ihn zum Kopf der Oppositionsbewegung und zog die Aufmerksamkeit russischer wie auch internationaler Medien auf sich.
Nawalnys Oppositionspolitik nahm nun richtig Fahrt auf. 2011 gründete er die spendenfinanzierte Nichtregierungsorganisation «Fonds zu Korruptionsbekämpfung». Mit einem 30-köpfigen Team recherchierte er über staatliche Veruntreuung und Korruption, etwa durch Personen aus dem Umfeld des russischen Präsidenten. Millionen Menschen verfolgten die Enthüllungen von Nawalnys Team auf YouTube.
Im Jahr 2011 wurde Nawalny erstmals verhaftet und zu 15 Tagen Haft verurteilt, weil er als Redner auf einer Kundgebung gegen Wahlmanipulation aufgetreten war. Seit Jahren versuchte Russlands Justiz, ihm Gesetzesverstösse nachzuweisen. Ende Juli 2012 wurde er dann in einer Anklageschrift beschuldigt, 10'000 Kubikmeter Holz der Firma Kirowles im Wert von umgerechnet mehreren 100'000 Euro veruntreut zu haben. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte rügte das Urteil als politisch motiviert.
Für den russischen Präsidenten Wladimir Putin wurde der hartnäckige Kremlkritiker immer gefährlicher. Kandidierte Nawalny 2013 noch bei der Wahlen für den Stadtpräsidenten in Moskau, kündigte er 2016 seine Kandidatur für die Präsidentschaftswahlen 2018 an. Auch wenn beide Kandidaturen erfolglos blieben, konnte Nawalny die Menschen für sich gewinnen und mobilisieren. Aufgrund mehrerer Demonstrationen wurde der Oppositionspolitiker unter Arrest gestellt.
Nawalnys wachsende Berühmtheit blieb nicht ohne Folgen: Am 20. August 2020 verlor er auf dem Rückflug von einer Reise nach Sibirien im Flugzeug nach Moskau das Bewusstsein. Im Koma liegend wurde er zwei Tage später in die Universitätsklinik Charité in Berlin ausgeflogen. Der Befund des Speziallabors der Bundeswehr: Nawalny wurde mit einem chemischen Nervengift der Nowitschok-Gruppe vergiftet.
Der Giftanschlag, den Nawalny knapp überlebte, schreckte den Oppositionspolitiker nicht davon ab, nach Russland zurückzukehren. Am Flughafen in Moskau angekommen, wurde er wegen Verstosses gegen die Bewährungsauflagen festgenommen.
Danach begann ein Strafprozess, der für Nawalny im Februar 2021 im Straflager Pokrow nahe Moskau endete. Er hatte eine Gesamtstrafe von über 30 Jahren Haft wegen verschiedener Anschuldigungen erhalten, darunter Betrug und Extremismus. Doch auch im Straflager gab Nawalny keine Ruhe. Mithilfe seines Mitarbeiterteams blieb er über zahlreiche Kanäle im Internet präsent.
Auch als der Kremlkritiker Ende 2023 ins berüchtigte Straflager IK-3 in Charp im hohen Norden Russlands verlegt wurde, sickerte eine Nachricht von ihm durch: «Ich bin euer neues Väterchen Frost.» Den Humor hatte der wohl schärfste Gegner des russischen Präsidenten bis zuletzt nicht verloren.