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Robert Mugabe – der Mann mit zwei Gesichtern
Aus SRF 4 News aktuell vom 06.09.2019. Bild: Keystone
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Tod von Robert Mugabe «Mugabe war Befreier und Unterdrücker Simbabwes gleichzeitig»

Robert Mugabe ist im Alter von 95 Jahren gestorben – zwei Jahre, nachdem der Präsident Simbabwes aus dem Amt gejagt wurde. Zunächst war Mugabe ein Freiheitskämpfer, später wurde er zum Autokrat und Tyrann. Für SRF-Afrika-Korrespondent Samuel Burri war Mugabe deshalb ein Staatsmann mit zwei Gesichtern.

Samuel Burri

Samuel Burri

Afrika-Korrespondent

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Samuel Burri berichtet seit 2017 für SRF über das Geschehen in Afrika. Er lebt in Nairobi, der Hauptstadt Kenias. Der studierte Historiker war vor seinem Engagement bei SRF als freier Journalist in Ghana und Westafrika tätig.

SRF News: Gibt es in Simbabwe schon Reaktionen auf den Tod Mugabes?

Samuel Burri: Die Reaktionen sind gemischt und verhalten. Als ich vor einer Woche in Simbabwe war, hat mich erstaunt, wie wenig Robert Mugabe noch ein Thema ist. Immerhin war er 37 Jahre an der Macht. Nach seinem erzwungenen Abgang vor zwei Jahren wurde Mugabe weiterhin respektiert. Es ist in afrikanischen Ländern Tradition, älteren Leuten grossen Respekt entgegenzubringen. Der heutige Präsident Simbabwes, Emmerson Mnangagwa, hat ihn heute Morgen als «Ikone» und als «unvergesslich» bezeichnet. Ironie der Geschichte ist, dass gerade Mnangagwa vor zwei Jahren Mugabes Rücktritt erzwang.

Wie würden Sie die politische Karriere Mugabes umschreiben?

Mugabe war zunächst Befreier Simbabwes. Er kämpfte seit den 1960er-Jahren gegen die britische Herrschaft über das damalige Süd-Rhodesien und landete deswegen lange im Gefängnis. Danach spielte er eine führende Rolle im sogenannten «Befreiungskrieg» Ende der 1970er-Jahre. 1980, bei den ersten Wahlen nach der Unabhängigkeit, wurde er zum ersten Premierminister des Landes – und später dann Präsident.

Er kam also nach dem Ende der Herrschaft der weissen Minderheit an die Macht. Was hat er damals bewirkt?

Mugabe übernahm ein blühendes Land. Simbabwe war damals die Kornkammer Afrikas. Das Bildungsniveau war – und ist es immer noch – hoch. Das war ihm als ehemaligen Lehrer auch sehr wichtig. Wenn man heute in Simbabwe unterwegs ist, begegnet man immer wieder Leuten in ganz einfachen Jobs, die spürbar gebildet sind und mit denen man gute Diskussionen führen kann.

Wenn man heute in Simbabwe unterwegs ist, begegnet man immer wieder Leuten in ganz einfachen Jobs, die spürbar gebildet sind und mit denen man gute Diskussionen führen kann.

Mugabe wurde dann jedoch zum Unterdrücker. Der Anfang davon war, als er die Armee zu einem Aufstand in der Provinz Matabebeland schickte. 20’000 Menschen wurden getötet. Später hielt Mugabe mit der Polizei zusammen das Land in Schach: Die Opposition wurde unterdrückt, er fälschte Wahlergebnisse. Mugabes Herrschaft wurde zu einer Schreckensherrschaft.

Mugabe wird auch verantwortlich gemacht für die Wirtschaftskrise im Land. Wie viel Schuld trägt Mugabe effektiv daran?

Ich glaube, er trägt viel Schuld daran. Mugabe liess um die Jahrtausendwende weissen Bauern enteignen, das war der Auslöser der wirtschaftlichen Misere. Viel fruchtbares Land lag danach brach.

Er liess weisse Bauern enteignen und das war der eigentliche Auslöser der wirtschaftlichen Misere in Simbabwe.

Die Wirtschaft schrumpfte um ein Drittel und es kam vor zehn Jahren zu einer Hyperinflation – der Simbabwe-Dollar wurde in Milliarden gehandelt. Auch heute ist die Inflation wieder hoch. Simbabwe hat massive Versorgungsprobleme. Strom gibt es derzeit etwa sechs Stunden am Tag, Benzin nur an wenigen Tankstellen, Bargeld ist Mangelware.

Ihr Fazit – Wie wird Mugabe in die Geschichte eingehen?

Als Befreier und Unterdrücker. Interessant ist, dass Nelson Mandela ein Bekannter von Robert Mugabe war, mit einigen Parallelen in der Biographie. Mandela war 1996 noch an Mugabes Hochzeit mit seiner zweiten Frau als Gast mit dabei. Später kritisierte Mandela den Präsidenten Simbabwes und sein Führungsversagen. Robert Mugabe wird als afrikanischer Staatsmann mit zwei Gesichtern in die Geschichte eingehen.

Das Gespräch führte Roger Aebli.

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