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Tote Migranten in Texas «An der US-amerikanischen Grenze sterben jährlich Tausende»

51 Migranten sollen in San Antonio in Texas wegen Hitzeschlägen gestorben sein. Der Fall ist nur einer von vielen.

Dutzende tote Menschen in einem Lastwagen – in brütender Hitze. Diesen Fund haben Einsatzkräfte im US-Bundestaat Texas in der Nähe der Stadt San Antonio gemacht. Die Polizei geht davon aus, dass die Opfer Migrantinnen und Migranten sind. Sie haben offenbar Hitzeschläge erlitten. In San Antonio war es am Montag fast 40 Grad heiss.

Zahl der Todesopfer erhöht sich auf 51

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Die Behörden gingen zuerst von 46 Toten aus, am Dienstagabend meldeten sie dann allerdings, dass sich die Zahl auf 51 erhöht habe. Unter den 39 männlichen und 12 weiblichen Opfern sollen auch Minderjährige gewesen sein.

Der Lastwagen wurde gut 200 Kilometer von der mexikanischen Grenze entfernt gefunden. Weg von der Grenze. «Es wird immer wieder versucht, Migranten so schnell wie möglich Richtung Norden zu bringen.» Das sagt Arndt Peltner. Er ist freier Journalist in den USA und setzt sich mit dem Thema Migration auseinander.

«Denn da gibt es einen etwa 50 Kilometer breiten Speckgürtel, wo die Border Patrol intensiv kontrolliert.» Der Grenzschutz stoppe Lastwagen und Autos. Er kontrolliere Menschen auf der Strasse und schaue nach, ob sie rechtmässig im Land seien. «200 Kilometer ist schon deutlich weiter weg. Da ist irgendwas schiefgelaufen, was so nicht geplant gewesen war.»

Bei der betroffenen Route handle es sich um eine Hauptroute. Tag für Tag pendeln Tausende Lastwagen zwischen Mexiko und den USA. «Die ganze Wirtschaft hängt davon ab, dass die Lastwagen einfach durchgewunken werden.» Alle Lastwagen könne man nicht kontrollieren, sagt der Journalist. «Das wird von den Kartellen in Mexiko genutzt, um Migranten in die USA zu schmuggeln.»

«Ein kleiner Teilaspekt der Grenze»

Und dieser Schmuggel fordert jedes Jahr Tausende von Menschenleben. «Viele werden in der Wüste gefunden. Viele werden nie gefunden.» Oft würden nur noch Knochen entdeckt, erklärt Arndt Peltner.

Ein Gerichtsmedizinier in Pima County in Tucson, Arizona, hat ihn in besagter Region herumgeführt. «Sie finden jedes Jahr allein in diesem Bereich 250 bis 300 Menschen.» Der aktuelle Fall sei «ein ganz kleiner Teilaspekt der Grenze». Denn diese ist Tausende von Kilometern lang.

Kritik an den Demokraten

Der aktuelle Fall sorgt für internationale Schlagzeilen – und für politische Reaktionen in den USA. «Der texanische Gouverneur hat sofort Joe Biden verantwortlich gemacht. Biden sei dafür verantwortlich zu machen, weil er die Grenze nicht dicht macht.» Weil er, im Gegensatz zu Donald Trump, die Grenze nicht abriegeln will .

Ganz so einfach könne man das jedoch nicht sehen. Denn auch in anderen Jahren, beispielsweise 2003 und 2017 wurden Migranten in Sattelschleppern entdeckt, die an einem Hitzeschlag gestorben sind. Damals waren republikanische Präsidenten im Weissen Haus. «Es ist zu kurz gedacht, zu sagen, es ist der Fehler von Joe Biden, einem Demokraten», sagt der Journalist in den USA.

Ein Grenzschutzwächter steht neben einem Stacheldraht bei einer Grenze.
Legende: Die Grenze der USA ist politisch stets ein wichtiges Thema – und wird oft zum Thema von Wahlen gemacht. Reuters

Trotz heftiger Reaktionen rechnet Peltner nicht mit politischen Konsequenzen. «Die Trucks werden weiter fahren. Und die Trucks und der Menschenschmuggel in die USA sind das grosse Geschäft für die Kartelle. Und das wird weiterhin passieren.»

Dieses Jahr gehe man davon aus, dass ungefähr 2 Millionen Menschen von der Border Patrol aufgegriffen werden, sagt Arndt Peltner. Es gebe keine Zahl dafür, wie viele Leute durchkommen, wie viele sterben. «Das ist ein grosses Geschäft auf beiden Seiten der Grenze. Von daher wird es sicherlich keine grossen Konsequenzen geben.»

SRF 4 News, HeuteMorgen, 28.06.2022, 07:00 Uhr ; 

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