- Die seit Montag anhaltenden Kämpfe zwischen Kambodscha und Thailand an ihrer umstrittenen Grenze sind weiter eskaliert.
- In Kambodscha wurden bisher neun Zivilisten getötet und 20 weitere schwer verletzt, wie das Verteidigungsministerium mitteilte.
- In Thailand starben den Behörden zufolge drei Soldaten, 29 Menschen wurden verletzt.
Die beiden südostasiatischen Länder machten sich gegenseitig für den Beginn der neuen Zusammenstösse verantwortlich. Sie kündigten jeweils an, bei der Verteidigung ihrer Souveränität nicht nachgeben zu wollen. Damit ist unklar, ob ein von US-Präsident Donald Trump im Juli vermittelter brüchiger Waffenstillstand noch zu retten ist.
Der einflussreiche frühere kambodschanische Staatschef Hun Sen sagte, sein Land habe 24 Stunden gewartet, um einen Waffenstillstand einzuhalten, bevor es über Nacht Gegenangriffe auf thailändische Streitkräfte gestartet habe.
Beide Seite beharren auf Selbstverteidigung
Bei einem thailändischen Angriff im Bezirk Thmar Puok in der Provinz Banteay Meanchey wurden laut dem Verteidigungsministerium zwei Zivilisten getötet, die auf einer Landstrasse unterwegs waren. «Kambodscha braucht Frieden, ist jedoch zum Gegenangriff gezwungen, um unser Territorium zu verteidigen», schrieb der frühere Staatschef Hun Sen in einem Beitrag auf Facebook.
Der Sprecher des thailändischen Verteidigungsministeriums entgegnete, dass es sich um einen notwendigen Schritt zur Selbstverteidigung handle. «Thailand ist entschlossen, seine Souveränität und territoriale Integrität zu verteidigen, und daher müssen die notwendigen militärischen Massnahmen ergriffen werden», sagte Konteradmiral Surasant Kongsiri.
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Bild 1 von 4. Einheimische fliehen aus ihrer Heimat in den nordwestlichen Provinzen Kambodschas an der Grenze zu Thailand. (9.12.2025). Bildquelle: Keystone / Heng Sinith.
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Bild 2 von 4. Mit nur dem Nötigsten bringen sie sich vor den neu aufgeflammten Kämpfen in Sicherheit. (9.12.2025). Bildquelle: Keystone / KITH SEREY.
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Bild 3 von 4. In Thailand wurden über 500'000 Menschen aus dem Grenzgebiet evakuiert und in Notunterkünften untergebracht. (9.12.2025). Bildquelle: REUTERS / Athit Perawongmetha.
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Bild 4 von 4. Dorfbewohner, die im Grenzgebiet bleiben suchen Schutz in Bunkern, wie hier in der Provinz Surin, in Thailand. (9.12.2025). Bildquelle: Keystone/ RUNGROJ YONGRIT.
In Thailand berichtete das Nachrichtenportal «Khaosod» auf der Plattform X unter Berufung auf das Militär von heftigen kambodschanischen Angriffen auf thailändischem Hoheitsgebiet, unter anderem mit Mörsern und Artillerie. Kambodscha baue zudem an einem Ort in der Grenzprovinz Trat eine Militärstellung aus, ziehe dort schwere Waffen zusammen und hebe Schützengräben aus.
Wurzeln des Konflikts liegen in Kolonialzeit
Thailand und Kambodscha hatten nach schweren Kämpfen Ende Oktober in Anwesenheit von US-Präsident Donald Trump ein Waffenruheabkommen unterzeichnet. Doch bereits im November wurde die vereinbarte Feuerpause nach einem neuerlichen Vorfall an der Grenze erst einmal ausgesetzt.
Die beiden Länder streiten seit mehr als einem Jahrhundert um die Souveränität an nicht markierten Punkten entlang ihrer 817 Kilometer langen Landgrenze. Diese wurde 1907 von Frankreich kartiert, als es Kambodscha als Kolonie beherrschte. Die Regierungen beider Nachbarländer interpretieren diese Grenzziehung aber unterschiedlich.
Im Zentrum des Streits steht ein jahrhundertealter Tempel, der seit 2008 zum Weltkulturerbe der Unesco gehört. Sowohl der dem Hindu-Gott Shiva gewidmete Tempel als auch das umliegende Gebiet werden von Thailand und Kambodscha beansprucht. In der Vergangenheit kam es mehrfach zu Gefechten zwischen den Streitkräften beider Länder.