Ein pakistanischer Helfer verunglückte am K2, blieb liegen, wurde reanimiert und starb. Währenddessen steigen die Gipfelstürmer über den verunfallten Hochträger aus Pakistan, wie Videoaufnahmen eines Sherpas zeigen. «Ich finde, es ist ein absoluter Wahnsinn, dass man da oben einen armen Menschen alleine und ohne Hilfe verrecken lässt», sagt der österreichische Bergsteiger Willi Steindl, der zusammen mit einem Kamerateam von Servus TV vor Ort am Berg war.
«Mir wurde schlecht, als andere Expeditionen im Basecamp Raketen und Feuerwerke abschossen, um den Gipfelsieg zu feiern.»
Der verunglückte Pakistani trug die Fixseile hoch und installiert sie, als er abstürzte. 400 Leute wollten letztes Jahr auf den zweithöchsten Berg der Welt – nun wird der Berg überrannt. «Das passiert jetzt vor allem, weil die nepalesischen Anbieter einen grossen Teil übernommen haben», sagt der Schweizer Bergführer Kari Kobler gegenüber «10vor10». Er hat vor Jahren Touren auf den K2 durchgeführt.
«Je mehr Menschen da sind, desto schwieriger ist auch die Kontrolle der Einzelnen – weil es dann Leute am Berg hat, die nicht an den Berg gehören.» Aus Koblers Sicht müssten die einzelnen Regierungen eingreifen, um die Situation am Berg noch verantworten zu können.
Rekordsucht und Kommerzialisierung
Auch am Mount Everest stehen die Menschen Schlange. Bereits 2008 zeigte Frank Senn in seinem SRF-Dokumentarfilm die harte Arbeit der Sherpas, damit Touristinnen und Touristen auf den Berg kommen. «Einerseits haben wir Menschen mit sehr viel Geld, die es sich leisten können, für 199’000 Euro auf diesen Gipfel hinaufzugehen», sagt Senn zur aktuellen Situation.
Auf der anderen Seite gebe es eine Kommerzialisierung, die 14 höchsten Berge der Welt, die über 8000 Meter hoch sind, in sechs Monaten zu erklimmen. «Und drittens gibt es immer mehr nepalesische Agenturen, die Touren zu Preisen von zum Beispiel 28'000 Euro anbieten.» So werde die Klientel immer grösser.
Aus Rekordsucht verliere man am K2 jede Bergsteigerethik, sagt Franz Fuchs. Er ist Regisseur bei Servus TV. «Man kann nur hoffen, dass die pakistanischen Hochträger ganz rasch eine Versicherung bekommen, so wie es sie auch schon in Nepal für die Sherpas gibt. Damit ihre Familien abgesichert sind, wenn tatsächlich etwas passiert», so Fuchs. Der verunglückte Pakistani hinterlässt seine Frau und drei Kinder.