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Trauer um Benedikt XVI.
Aus Tagesschau vom 31.12.2022.
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Trauer im Vatikan Emeritierter Papst Benedikt XVI. gestorben

  • Der ehemalige Papst Benedikt XVI. ist im Alter von 95 Jahren gestorben.
  • Von 2005 bis 2013 war Joseph Ratzinger das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche.
  • Der Gesundheitszustand des ersten deutschen Papstes der Neuzeit hatte sich zuletzt verschlechtert.
  • Die Trauerfeier für Benedikt XVI. wird am nächsten Donnerstag, 5. Januar, auf dem Petersplatz im Vatikan stattfinden. Bereits am Montag wird der Leichnam im Petersdom aufgebahrt, wo Gläubige Abschied nehmen können.
Papst Benedikt XVI. winkt und hält ein Kreuz mit Jesus in der Hand. Er trägt goldene und weisse Kleidung.
Legende: Papst Benedikt XVI. bei seiner ersten öffentlichen Messe auf dem Petersplatz im Vatikan am 24. April 2005. ARCHIV/EPA/MAURIZIO BRAMBATTI

«Schmerzerfüllt muss ich mitteilen, dass Benedikt XVI., Papst Emeritus, heute um 9:34 Uhr im Kloster Mater Ecclesiae im Vatikan verstorben ist», teilte der Sprecher des Heiligen Stuhls, Matteo Bruni, mit. Der Gesundheitszustand des gebürtigen Bayers hatte sich zuletzt verschlechtert.

Fast zehn Jahre ist der spektakuläre Rücktritt von Papst Benedikt XVI. her, den er mit nachlassenden Kräften begründete. Am Ende wurde es ein langer Lebensabend – zurückgezogen hinter den Vatikanmauern. Das Begräbnis für Benedikt soll am Donnerstag, 5. Januar, auf dem Petersplatz abgehalten werden, wie der Vatikan mitteilte. Die Messe mit Papst Franziskus soll demnach um 9:30 Uhr beginnen.

Benedikt habe sich eine schlichte Trauerfeier gewünscht, sagte Vatikan-Sprecher Bruni. Das Requiem auf dem Petersplatz werde deshalb «feierlich, aber schlicht» sein.

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Benedikt XVI.; Der Bewahrer, der für eine Revolution sorgte
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Papst Benedikt XVI. hiess vor seiner Wahl zum Papst Joseph Ratzinger. Er lebte seit seinem Rücktritt 2013 relativ abgeschieden in einem Kloster im Vatikan.

Benedikt XVI. und die Schweiz

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Benedikt XVI. hat die Schweiz während seines Pontifikates nie offiziell besucht. Es gab trotzdem einige Berührungspunkte zur Schweiz. Er streichelte im Wallis Bernhardinerhunde und sprach die erste Schweizerin heilig.

Am Tag seiner Wahl zum Papst Mitte April 2005 gratulierte der damalige Verteidigungsminister Samuel Schmid dem frisch gekürten Papst Benedikt XVI. im Namen des Bundesrates und des Schweizer Volkes per Telegramm zur Wahl und wünschte ihm «ein fruchtbares Pontifikat».

Knapp zwei Monate später kritisierte der Papst bereits einen Volksentscheid, den die Schweizer Stimmberechtigten am 5. Juni 2005 an der Urne gefällt hatten. Damals hiessen sie ein freiheitlicheres Partnerschaftsgesetz gut. Wie auch andere europäische Länder habe die Schweiz unter dem Einfluss des technologischen Wandels und der öffentlichen Meinung eines Teils ihrer Bürger neue Gesetze erlassen, «die an den Respekt vor Familie und Leben rührten», liess sich Benedikt vernehmen.

Benedikt wurde 2005 zum Nachfolger von Johannes Paul II. gewählt und war damit der erste deutsche Papst seit fast 500 Jahren. Vor seinem Pontifikat war Benedikt langjähriger Präfekt der Glaubenskongregation und damit oberster Wächter über die katholische Lehre.

Kardinal  Joseph Ratzinger segnet den Sarg mit dem Leichnam von Papst Johannes Paul II. während der Begräbnismesse
Legende: Damals noch Kardinal: Joseph Ratzinger segnet den Sarg mit dem Leichnam von Papst Johannes Paul II. während der Begräbnismesse im Vatikan (8. April 2005). Archiv/KEYSTONE/AP Photo/Andrew Medichini

In seinem Pontifikat führte Benedikt den konservativen Kurs seines Vorgängers fort. Er stemmte sich gegen eine Modernisierung der Kirche, was ihm viel Kritik einbrachte. Die anfängliche Begeisterung der Deutschen schwand. Seine Amtszeit wurde vor allem von Missbrauchsskandalen überschattet, die die katholische Kirche in eine tiefe Krise stürzten.

Die wichtigsten Stationen seines Lebens

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16. April 1927: Joseph Aloisius Ratzinger wird im bayerischen Marktl am Inn als Sohn eines Polizisten und einer Köchin geboren.

1941: Im Zuge der Jugenddienstpflicht kommt er in die Hitlerjugend und wird im Zweiten Weltkrieg als Flakhelfer in München eingesetzt. Ende 1944 wird er zur Wehrmacht eingezogen. Nach dem Krieg kommt Ratzinger in US-Gefangenschaft und wird am 19. Juni 1945 entlassen.

1946: Ratzinger beginnt sein Studium der Theologie und Philosophie in Freising und München.

29. Juni 1951: Er wird zusammen mit seinem Bruder Georg im Freisinger Dom zum Priester geweiht.

1953: Ratzinger promoviert über den Kirchenvater Augustinus, vier Jahre später habilitiert er über den Theologen Bonaventura.

1958: Als Professor beginnt er seine Hochschullehre in Freising, später geht er nach Bonn, Münster, Tübingen und Regensburg.

1962-65: Ratzinger nimmt als theologischer Berater des Kölner Erzbischofs Joseph Frings am Zweiten Vatikanischen Konzil teil.

25. März 1977: Papst Paul VI. ernennt Ratzinger zum Erzbischof von München und Freising. Am 27. Juni wird er zum Kardinal erhoben.

25. November 1981: Papst Johannes Paul II. ernennt ihn zum Präfekten der Glaubenskongregation in Rom, der zentralen Instanz für die Glaubens- und Sittenlehre in der katholischen Kirche.

30. November 2002: Mit der Ernennung zum Vorsitzenden des Kardinalskollegiums erhält Ratzinger das zweithöchste Amt im Vatikan. In dieser Funktion hält er 2005 die Totenmesse für Johannes Paul II. und leitet das anschliessende Konklave zur Wahl eines neuen Papstes.

19. April 2005: Das Konklave wählt Ratzinger zum 265. Papst. Fünf Tage später wird er als Benedikt XVI. in sein Amt eingeführt.

6. Juni 2005: Bei einem Konvent über die Rolle der Familie in Rom verurteilt der Papst moderne Formen des Zusammenlebens, gleichgeschlechtliche Beziehungen und Schwangerschaftsabbrüche.

21. August 2005: Benedikt feiert vor einer Million Pilgern auf dem Weltjugendtag in Köln die grösste Messe in der deutschen Geschichte.

31. August 2005: Der Papst segnet ein Dokument ab, das Priesterseminare verpflichtet, Männer mit «tiefsitzenden homosexuellen Tendenzen» nicht mehr zur Priesterweihe zuzulassen.

28. Mai 2006: Im ehemaligen deutschen Vernichtungslager Auschwitz ruft der Papst zu Versöhnung und Vergebung auf.

12. September 2006: Benedikt zitiert in einer Vorlesung in Regensburg einen byzantinischen Kaiser mit den Worten, Prophet Mohammed habe nur «Schlechtes und Inhumanes» gebracht, weil er den islamischen Glauben mit dem Schwert verbreiten lassen wollte. Nach Protesten sagte der Papst mehrmals, seine Äusserungen seien missverstanden worden.

22. Februar 2007: In einem Apostolischen Schreiben erteilt er dem gemeinsamen Abendmahl von Katholiken und Protestanten eine Absage.

29. Juni 2007: Ein vom Papst genehmigtes Schreiben der Glaubenskongregation spricht protestantischen Gemeinschaften das Recht ab, sich als «Kirche» zu bezeichnen.

7. Juli 2007: In einem Apostolischen Schreiben rehabilitiert er weitgehend die traditionelle Messe in lateinischer Sprache, die mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil praktisch abgeschafft worden war. Kritiker bemängeln die Entscheidung als Rückschritt.

21. Januar 2009: Mit der Rücknahme der Exkommunikation aller vier Bischöfe der rechtsgerichteten Pius-Bruderschaft – darunter der Holocaust-Leugner Richard Williamson – provoziert Benedikt eine Welle der Kritik.

11. Mai 2009: Während seines Nahost-Besuchs wendet sich Benedikt in der Jerusalemer Gedenkstätte Yad Vashem mit klaren Worten gegen das Leugnen, Verharmlosen oder Vergessen des Holocausts, geht aber nicht auf die Rolle der Kirche bei der Judenvernichtung ein.

11. Juni 2010: Bei einer Messe auf dem Petersplatz bittet der Papst die Opfer von sexuellem Missbrauch öffentlich um Vergebung.

22. September 2011: Auf seiner Deutschland-Reise spricht er als erster Papst im Bundestag. Zudem besucht er Thüringen und Freiburg.

22. Dezember 2012: Benedikt begnadigt seinen Ex-Kammerdiener Paolo Gabriele. Dieser war im Oktober in der «Vatileaks»-Affäre wegen der Weitergabe vertraulicher Papiere über Korruption und Geldwäsche im Vatikan zu einer Haftstrafe verurteilt worden.

11. Februar 2013: Benedikt kündigt öffentlich seinen Rücktritt an. Er verweist dabei unter anderem auf sein fortgeschrittenes Alter.

27. Februar 2013: Wegen des grossen Interesses wird die letzte Generalaudienz des Papstes auf den Petersplatz in Rom verlegt.

28. Februar 2013: Um 20.00 Uhr endet seine Amtszeit.

23. März 2013: Der emeritierte Papst empfängt erstmals seinen Nachfolger Franziskus in der Sommerresidenz Castel Gandolfo.

2. Mai 2013: Nach zwei Monaten in Castel Gandolfo kehrt Benedikt in den Vatikan zurück. Er zieht ins Kloster Mater Ecclesiae.

27. April 2014: Er nimmt an der Messe zur Heiligsprechung seiner Vorgänger Johannes Paul II. und Johannes XXIII. teil.

9. September 2016: Benedikts Interview-Band «Letzte Gespräche» erscheint. Darin räumt er Fehler in seiner Amtszeit ein.

13. Januar 2020: In dem Buch «Des profondeurs de nos cœurs» («Aus den Tiefen unserer Herzen») warnt er zusammen mit dem konservativen Kardinal Robert Sarah vor einem Aufweichen des Zölibats. Das wird als Affront gegen Papst Franziskus verstanden, der eine Debatte darüber eröffnet hatte.

18. Juni 2020: Erstmals seit seinem Rücktritt kehrt Benedikt nach Deutschland zurück und besucht in Regensburg seinen schwer kranken Bruder Georg Ratzinger. Der 96-Jährige stirbt zwei Wochen später.

20. Januar 2022: Ein Gutachten wirft Benedikt mehrfaches Fehlverhalten im Umgang mit Missbrauchsfällen vor. Als Münchner Erzbischof habe er Priester, die Kinder missbraucht hatten, wieder in der Seelsorge eingesetzt. Später räumt Benedikt in dem Zusammenhang zwar eine Falschaussage ein, spricht aber von einem «Versehen».

28. Dezember 2022: Papst Franziskus teilt mit, Benedikt sei «sehr krank», und bittet die Gläubigen um ein «spezielles Gebet» für den 95-Jährigen.

31. Dezember 2022: Benedikt XVI. stirbt im Kloster Mater Ecclesiae im Vatikan.

Schon weit vor Beginn seines Pontifikats prägte Benedikt die katholische Kirche. Als Präfekt der Glaubenskongregation in Rom hatte Kardinal Ratzinger bereits mehr als 20 Jahre Kirchengeschichte geschrieben. Seine strenge Haltung zu Themen wie Geburtenkontrolle, Abtreibung oder Zölibat lehnten zahlreiche Gläubige insbesondere in Europa ab. In anderen Teilen der katholischen Weltkirche erfuhr die konservative Linie dagegen Unterstützung.

SRF 4 News, 31.12.2022 , 11:00 Uhr;

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