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Treffen der Uneinigkeit Die wichtigsten Fragen und Antworten zum G7-Gipfel

Es gilt schon als Erfolg, dass die Top-Mächte überhaupt noch zusammenkommen. Die USA bleiben auf Konfrontationskurs.

Was ist vom Gipfel zu erwarten? Schon vor dem Treffen der Staats- und Regierungschefs wurden die Erwartungen deutlich gedämpft. Es sei gut, dass man überhaupt miteinander rede, heisst es inzwischen. Von der oft zitierten Wertegemeinschaft G7 ist derzeit nur wenig zu spüren. Bei den Vorgesprächen der Unterhändler soll es «ziemlich geknirscht» haben. Vieles blieb offen.

Was könnte in der Gipfel-Erklärung stehen? Das G7-Abschlusspapier dürfte überschaubar ausfallen – obwohl es reichlich Gesprächsstoff gibt und wohl die Nacht auf Samstag durchverhandelt wird. Für «Gipfel-Profi» Angela Merkel – die deutsche Kanzlerin gehört der Spitzenrunde am längsten an – sicher eine neue Erfahrung. Für die vier «Neuen» ohnehin: Neben Trump sitzen Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, die britische Premierministerin Theresa May sowie Gastgeber Paolo Gentiloni erstmals mit am Gipfeltisch. May aber will den Gipfel wegen der Terrorgefahr in Grossbritannien früher verlassen – was die Erwartungshaltung noch weiter drückt.

Wo liegen die grössten Differenzen? Auch auf Sizilien birgt der Kurs Donald Trumps und dessen Bruch mit der Politik seines Vorgängers Barack Obama das wohl grösste Konfliktpotential. Trump stellt bisherige Vereinbarungen etwa zum Klimaschutz und Freihandel in Frage. Den Verbleib der Amerikaner in globalen Organisationen wie der Welthandelsorganisation WTO steht auf dem Prüfstand. «Die G7-Staaten müssen mit einem neuen, unerfahrenen und unberechenbaren US-Präsidenten umgehen», sagt John Kirton, Chef der G7/G20-Forschungsgruppe an der Universität Toronto.

Wie steht es um das Thema Klimaschutz? Trump will bald entscheiden, ob die USA aus dem 2015 beschlossenen Klimaabkommen von Paris aussteigen. Die restlichen G7-Länder könnten in Taormina am Ende erklären, dass die USA noch ihre Position finden müssten. Und sie könnten klarstellen, vorangehen zu wollen. Das Pariser Abkommen regelt erstmals international einen verbindlichen Rahmen für eine globale Energiewende. Die Weltgemeinschaft will die Erderwärmung auf deutlich unter 2 Grad Celsius begrenzen. Die reichen Industrieländer müssen bis 2020 einen Finanzierungsfahrplan aufstellen, wie sie die vom Klimawandel besonders betroffenen Regionen unterstützen.

Was ist von der Teilnahme afrikanischer Staaten zu erwarten? Am Samstag nehmen mit Tunesein, Niger, Nigeria, Kenia und Äthiopien auch fünf afrikanische Staaten am Gipfel teil. Immer mehr arme Menschen leiden unter Naturkatastrophen durch den Klimawandel. Gleichzeitig war die Kluft zwischen verfügbaren Finanzmitteln und humanitärer Not noch nie so gross. 20 Millionen Menschen in vier Ländern – Südsudan, Somalia, Jemen und Nigeria – stehen vor einer Hungersnot, warnt die Hilfsorganisation World Vision. Italien, das 2009 auf seinem Gipfel in L'Aquila etwa 22 Milliarden US-Dollar für Ernährungssicherheit zusammengetrommelt hatte, wollte daran anknüpfen und in Sizilien eine «Taormina Initiative» starten. Bisher hat aber niemand Zusagen gemacht, deswegen spricht auch der Gastgeber nicht mehr davon.

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