- Russland hatte am Dienstag angekündigt, eine direkte Konfrontation von türkischen und syrischen Truppen in Nordsyrien verhindern zu wollen.
- Die türkische Armee hat dessen ungeachtet bei einem Angriff mindestens zwei Soldaten der syrischen Regierungstruppen getötet. Laut Aktivisten gab es auch Verletzte.
- Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan bekräftige, die Aktion in Nordsyrien müsse abgeschlossen werden, bevor eine Waffenruhe in Kraft treten könne.
Türkische Truppen und deren Verbündete hatten in der Nacht zum Mittwoch ein Gebiet östlich der Stadt Ain Issa unter Beschuss genommen, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Eine türkische Granate sei dabei in einem Posten der syrischen Truppen eingeschlagen.
Die Regierungen in Ankara und Damaskus äusserten sich zunächst nicht zu dem Angriff. Den Aktivisten zufolge wurden beim Angriff auch neun Kämpfer der von Kurdenmilizen angeführten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) und 21 der von der Türkei unterstützten Rebellen getötet.
Laut einer Mitteilung des russischen Verteidigungsministeriums am Mittwochmorgen patrouillierten russische Soldaten im Gebiet zwischen den türkischen und syrischen Truppen. Nahe der Stadt Manbidsch seien auch russische Militärpolizisten im Einsatz.
USA überlässt Gebiet Assad und Russland
US-Truppen waren zuvor aus der strategisch wichtigen Stadt Manbidsch abgezogen und haben dem syrischen Machthaber Assad und Russland das Gebiet überlassen. Die syrische Armee habe die «volle Kontrolle» über Manbidsch und über «umliegende Gebiete» übernommen, teilte das russische Verteidigungsministerium mit und sprach von einem «organisierten Zusammenwirken mit der türkischen Seite».
Russlands Syrien-Beauftragter Alexander Lawrentjew sagte, man habe mit den Türken den Einsatz nicht abgesprochen und billige ihn auch nicht. Aber türkische Truppen hätten unter dem sogenannten «Adana Pakt» von 1998 das Recht, zeitlich beschränkt bis zu zehn Kilometer in Syrien vorzudringen, um gegen Terror vorzugehen.
Das würde den türkischen Truppen aber nicht das Recht geben, permanent in Syrien zu bleiben. Lawrentjew sagte weiter, Russland würde so eine dauerhafte Besetzung nicht dulden.
Erdogan zeigt sich unbeeindruckt
Erdogan wies inzwischen die Forderung der USA nach einer sofortigen Waffenruhe zurück. «Wir können niemals eine Waffenruhe ausrufen», sagte er vor Reportern. Und: Über Sanktionen müsse sich sein Land keine Sorgen machen.
Die türkischen Truppen müssten erst ihr Ziel erreichen und das sei die Einrichtung einer Schutzzone entlang der Grenze, sagte der Präsident nach Angaben der türkischen Zeitung «Hürriyet» bei seinem Rückflug von einem Aserbaidschan-Besuch. US-Sanktionen würden ihm keine Sorgen bereiten.
Am Mittwoch will sich auch der UNO-Sicherheitsrat in New York erneut mit dem Nordsyrien-Konflikt befassen. Schon am vergangenen Donnerstag hatten Deutschland und fünf weitere EU-Länger per Mitteilung ein Ende der Offensive gefordert. Der Rat hatte sich aber nicht geschlossen auf eine gemeinsame Mitteilung einigen können.