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Trotz Pandemie Reiche wurden 2021 noch reicher

Die Reichen rund um den Globus haben im zweiten Corona-Jahr ihr Vermögen kräftig vermehrt. Geht das 2022 so weiter?

Wie stark sind die Vermögen der Reichsten 2021 gestiegen? Im Vergleich zum Vorjahr wuchsen die Vermögen der Wohlhabendsten rund um den Globus um rund acht Prozent, wie das Beratungsunternehmen Capgemini berechnet. Der Club der Dollar-Millionärinnen und -Millionäre weltweit wuchs den Berechnungen zufolge noch einmal kräftig um 7.8 Prozent auf 22.5 Millionen Mitglieder. Das stärkste Wachstum wurde den Angaben zufolge bei den Superreichen verzeichnet, die über ein anlagefähiges Vermögen von mindestens 30 Millionen Dollar verfügen. Ihr Gesamtvermögen wuchs um 8.1 Prozent.

Weshalb wurden die Reichen noch reicher? Die Vermögenden rund um den Globus konnten im letzten Jahr von gestiegenen Aktienkursen und der Konjunkturerholung nach der Coronakrise profitieren. «Andere Beratungsunternehmen kommen zum gleichen Schluss», sagt Wirtschaftsredaktor Pascal Lago. «Die Boston Consulting Group hat eine andere Berechnungsmethode angewandt und geht davon aus, dass die Vermögendsten vom Börsenboom sogar noch stärker profitiert haben.»

Wie wurden die Zahlen ermittelt?

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Capgemini berücksichtigt bei dem jährlich erstellten «World Wealth Report» Aktien, festverzinsliche Wertpapiere, alternative Investments wie privates Beteiligungskapital, Bargeld sowie Immobilien, sofern sie nicht selbst genutzt werden. Sammlungen oder Gebrauchsgüter zählen nicht dazu.

Die Daten stammen von verschiedenen Länder sowie internationalen Organisationen wie der Weltbank. Hinzu kommen Befragungen von Vermögenden sowie von Vermögensverwaltenden. Der World Wealth Report 2022 deckt 71 Märkte ab, die für mehr als 98 Prozent des globalen Bruttonationaleinkommens und 99 Prozent der weltweiten Börsenkapitalisierung stehen.

Zuletzt veröffentlichte Studien zu dem Thema kommen teilweise zu einem ähnlichen Ergebnis, auch wenn die Zahlen wegen Unterschieden in der Methodik nicht identisch sind.

Wo wohnen am meisten Reiche? «Es gibt starke regionale Unterschiede», so Lago. Am meisten Dollar-Millionärinnen und -Millionäre leben in den USA, danach folgen Japan, Deutschland und China. «Es ist eine Frage der Zeit, wann China an Deutschland vorbeizieht», sagt Capgemini-Experte Klaus-Georg Meyer. Insgesamt konzentrieren sich 63.6 Prozent aller Dollar-Millionäre weltweit in diesen vier Ländern.

Wie wirkt sich das auf die Wirtschaft aus? Dazu sagt die Studie des Beratungsunternehmens nichts. So geht sie auch nicht darauf ein, ob die Ungleichheit zwischen den Ärmsten und Reichsten grösser wird oder nicht. «Dass die Vermögenden reicher werden, kann allenfalls als ein Abbild der Finanzmärkte gelesen werden», sagt Lago.

Die Folgen des Ukrainekrieges werden auch in den vollsten Portemonnaies spürbar.
Autor: Pascal Lago Wirtschaftsredaktor

Werden die Reichen auch dieses Jahr noch reicher? «Unsere Prognose für 2022 ist deutlich verhaltener», sagt Meyer mit Blick auf die Gesamtentwicklung. Zinserhöhungen der Notenbanken im Kampf gegen die hohe Inflation belasten die Stimmung an den Aktienmärkten und drücken auf die Börsenkurse. Lago teilt diese Einschätzung: «Die Folgen des Ukrainekrieges werden auch in den vollsten Portemonnaies spürbar.» Der Reichtum dürfte trotzdem weiter steigen, prognostiziert das Beratungsunternehmen Boston Consulting Group.

SRF 4 News, 14.6.22, 8:20 Uhr ; 

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