Zum Inhalt springen

Trump attackiert May Gute Miene zum bösen Spiel

Nach seiner Attacke gegen Theresa May hat US-Präsident Donald Trump gemeinsam mit der britischen Premierministerin eine Einrichtung des britischen Militärs besucht. May empfing den Republikaner am Freitagmorgen in der Königlichen Militärakademie. Über Gespräche der beiden wurde zunächst nichts bekannt.

Trump hatte May in einem Interview der britischen Boulevard-Zeitung «The Sun» scharf angegriffen und ihre Brexit-Strategie kritisiert. Er drohte Grossbritannien mit dem Scheitern eines möglichen Handelsabkommens mit den USA, falls Grossbritannien zu eng mit der EU verbunden bleiben sollte. Ausserdem lobte er Mays Rivalen Boris Johnson.

Theresa May will Donald Trump ihre Brexit-Pläne nun aber persönlich näher erläutern. «Sie freut sich darauf, sich mit dem Präsidenten zusammenzusetzen und mit ihm das Weissbuch durchzugehen», sagte ein Sprecher der Regierungschefin.

Er bezog sich damit auf das gerade vorgestellte Weissbuch, in dem die britische Regierung ihre Vorstellungen über die künftigen Beziehungen zur Europäischen Union nach dem Brexit erläutert. Mays Brexit-Pläne sehen unter anderem eine Freihandelszone und ein Zollabkommen mit der EU vor.

«Biete ihm heute die Stirn, Theresa»

Die konservative Abgeordnete Sarah Woollaston kritisierte dagegen, Trump habe sich offenbar vorgenommen, «unsere Premierministerin zu beleidigen». Wenn der Preis für ein Abkommen mit den USA sei, sich auch Trumps «Weltbild» anschliessen zu müssen, sei es das nicht wert, fügte die Vorsitzende des Gesundheitsausschusses im Parlament hinzu.

Die Sprecherin der Labour-Partei, Emily Thornberry, die Mays Brexit-Plan selbst kritisiert hatte, verurteilte Trumps Verhalten als unhöflich. «Sie ist seine Gastgeberin», sagte Thornberry im Fernsehen. «Was hat seine Mutter ihm beigebracht? So benimmt man sich nicht.»

Die Labour-Abgeordnete Yvette Cooper sagte, sie empfinde angesichts des «erschütternden Verhaltens» von Trump Mitgefühl für May. «Um Himmels Willen, Theresa, biete ihm heute die Stirn», forderte Cooper.

Der ehemalige Labour-Chef Ed Miliband hatte sogar eine Empfehlung für May parat: Sie könne sagen, dass «er und ich bei einigen Dingen anderer Meinung sind: Babys ihren Eltern zu entreissen, seine rassistischen Attacken auf den Londoner Bürgermeister, seine Lügen, seine Bewunderung für Diktatoren».

Unterdessen haben in London die Proteste zum Trump-Besuch begonnen. Aktivisten liessen bereits einen sechs Meter hohen Ballon in Form eines Trump-Babys in Windeln über dem Parliament Square aufsteigen.

Kritiker hatten das als beleidigend gegenüber Trump empfunden und gefordert, die Aktion zu unterbinden. «Ehrlich gesagt, ist die Idee, dass wir das Recht auf Meinungsfreiheit einschränken, weil sich ein ausländischer Politiker auf den Schlips getreten fühlen könnte, ein Gang am Abgrund», sagte dazu der Londoner Bürgermeister Sadiq Khan.

Insgesamt werden zu den Protesten mehr als 100'000 Menschen erwartet.

Einen halben Schlag zurück gerudert

Inzwischen hat US-Präsident Donald Trump beteuert, wie gut sein Verhältnis zu der britischen Regierungschefin sei. «Die Beziehung ist sehr, sehr stark», sagte Trump zu Beginn seines Treffens mit May an deren Landsitz Chequers. «Wir haben eine sehr gute Beziehung.»

Meistgelesene Artikel