US-Präsident Trump hat kurzfristig einen Staatsbesuch in Dänemark abgesagt. Am Freitag hatte das «Wall Street Journal» berichtet, Trump wolle Dänemark die Insel Grönland abkaufen; er interessiere sich für die natürlichen Ressourcen und die geostrategische Bedeutung.
Weil Dänemark kein Interesse an einem Verkauf gezeigt habe, werde er seine Reise nach Dänemark verschieben, schrieb US-Präsident Trump gestern auf Twitter. SRF-Nordeuropa-Mitarbeiter Bruno Kaufmann zu den dänischen Reaktionen auf die kurzfristige Absage.
SRF News: Wie fallen die Reaktionen in Dänemark aus?
Bruno Kaufmann: Ungläubig bis sehr negativ, handelt es sich doch um einen lange eingefädelten Staatsbesuch. Die Parteien von links bis rechts bezeichnen Trumps Vorgehen als Affront gegenüber einem Alliierten. Auch das Königshaus schüttelt nur den Kopf.
Die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen sagte schon vor Tagen, das Kaufangebot sei absurd. Hat irgendjemand in Dänemark es ernst genommen?
Nein. Zuerst hat man darüber gelacht. Mette Frederiksen hat auch gesagt: «Grönland ist nicht amerikanisch, nicht dänisch, Grönland ist grönländisch.» Sie war am Wochenende auf der Insel und hat unterstrichen, dass dieser Deal gar nicht infrage kommt. Grönland gehört zwar zu Dänemark, regiert sich aber weitgehend selbst.
Welche Bedeutung hat die Insel für Dänemark?
Für Dänemark ist es ein letzter Teil eines Kolonialreiches, zu dem einst auch Island gehörte. Grönland ist geostrategisch sehr wichtig. Die Amerikaner sind dort schon heute präsent. Sie betreiben im Norden, in Thule, einen Luftwaffenstützpunkt.
Es gäbe also viel zu bereden zwischen Dänemark und den USA. Die Grönländer versuchen sich zwischen den beiden Ländern stärker autonom zu verhalten. Hier hat das Vorgehen von Trump viel Porzellan zerschlagen. Das wird Konsequenzen für das Verhältnis von Dänemark zu den USA haben – sowie erweitert für das Verhältnis der europäischen Nato-Partner zu den USA.
Das Gespräch führte Susanne Stöckl.