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Turbulenzen über Myanmar Dass es im Flieger rüttelt, ist unangenehm – aber normal

Ein Vorfall diese Woche zeigt die Gefahr von Turbulenzen. Forschende warnen wegen des Klimawandels vor einer Zunahme.

Darum geht es: Auf einem Flug von Singapore Airlines von London nach Singapur kam es am Dienstag zu heftigen Turbulenzen. Über Myanmar verlor das Flugzeug innert kürzester Zeit an Höhe. Auf die Passagiere wirkten enorme Kräfte. Mehrere Personen wurden verletzt, ein Mann verstarb. Noch ist unklar, wie es dazu kommen konnte. Ein Bericht wird das klären müssen.

So häufig sind Turbulenzen: Weltweite Zahlen gibt es nicht. Gemäss der US-Unfallermittlungsbehörde NTSB sind pro Jahr rund 65'000 Flüge von Turbulenzen betroffen; etwa 5000 davon von schweren. Zum Vergleich: Pro Jahr heben gemäss der zuständigen Luftfahrtbehörde FAA über zehn Millionen Passagierflüge in den USA ab. Die Swiss schreibt auf Anfrage: «Pro Jahr verzeichnen wir jeweils eine Handvoll solcher Meldungen.» Todesfälle sind äusserst selten – vor dem aktuellen Vorfall wurde letztmals 1997 ein solcher verzeichnet. Verletzte gibt es häufiger – meist sind es jedoch Crewmitglieder.

Diese Arten von Turbulenzen gibt es: Für das Rütteln an Bord sind meist Gewitter oder Stürme verantwortlich. Verschiedene Luftmassen treffen dabei aufeinander. Südostasien ist gemäss Expertinnen und Experten besonders betroffen. Solche Bedingungen sind grundsätzlich weniger problematisch, weil sie vorhersehbar sind. Nicht der Fall ist das bei der sogenannten «Clear Air Turbulence» (abg. CAT). Diese kann nämlich auch bei wolkenlosen Bedingungen auftreten. «Das ist im Grunde die Gefährlichste, weil sie auf dem Radar oft nicht angezeigt wird», sagt Laura Frommberg vom Aviatikportal Aerotelegraph.

Neue Angaben zu Verletzten nach Flug SQ 321

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Nach Angaben der behandelnden Ärzte haben mehrere Passagiere auf dem Flug SQ 321 am Dienstag Verletzungen am Rückenmark und an der Wirbelsäule erlitten.

Es sei noch zu früh zu sagen, ob einige der Betroffenen bleibende Schäden wie Lähmungen davontragen werden, sagte der Direktor des Samitivej Srinakarin Hospital, Adinun Kittiratanapaibool, in Bangkok vor Journalisten. Andere Patienten hätten Schädel- oder Hirnverletzungen davongetragen.

Insgesamt lägen noch immer 20 Verletzte auf der Intensivstation, zitierte der Sender Channel News Asia (CNA) den Klinikdirektor. 17 Menschen seien erfolgreich operiert worden. Die Patienten und Patientinnen seien zwischen 2 und 83 Jahren alt. Einige hätten nach der Landung in Lebensgefahr geschwebt, seien mittlerweile aber nicht mehr in kritischem Zustand, erklärte Adinun Kittiratanapaibool weiter. Die meisten Verletzten waren zum Zeitpunkt der plötzlichen Turbulenz nicht angeschnallt. Mehr als 140 Passagiere und Besatzungsmitglieder, die unverletzt oder nur leicht verletzt waren, konnten schon am Mittwoch mit einem Sonderflug nach Singapur gebracht werden.

(SDA/DPA)

Nehmen schwere Turbulenzen zu? Bei der Swiss heisst es: «Wir stellen aktuell keine nennenswerte Veränderung hinsichtlich der Anzahl Meldungen von bestimmten Turbulenzen fest.» Es gibt aber Forschende, die künftig eine Zunahme der Fälle wegen veränderter Wetterbedingungen aufgrund des Klimawandels erwarten. Eine Studie der Universität Reading im Vereinigten Königreich hat gezeigt, dass im Zeitraum zwischen 1979 und 2020 auf der stark beflogenen Nordatlantikroute die Wahrscheinlichkeit von Clear Air Turbulence um über 50 Prozent zugenommen hat.

Flugzeug fliegt während eines Gewitters mit Blitzen.
Legende: «Bei Turbulenzen ist ein Flugzeug verschiedenen Luftschichten ausgesetzt, oft sind es Temperaturunterschiede», erklärt Aviatikexpertin Laura Frommberg vom Branchenportal Aerotelegraph. (Symbolbild, 28.09.22) IMAGO / Pond5 Images

Wie reagieren die Airlines? In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die Sicherheit an Bord stetig verbessert, moderne Flugzeuge sind mittlerweile mit Wetterradaren ausgerüstet. Die Swiss schreibt auf Anfrage: «Unsere Pilotinnen und Piloten können Turbulenzen in den meisten Fällen umfliegen – es ist jederzeit möglich, die Flugroute aus wettertechnischen Gründen in Absprache mit der zuständigen Flugverkehrsleitstelle anzupassen.» Zudem hat die Airline Zentren in Zürich und New York, die das Wettergeschehen in der Luft beobachten.

Der Ausblick: Der US-Kongress hat vor kurzem ein Gesetz verabschiedet, das mehr Mittel für die Untersuchung der Gefahr durch Turbulenzen bereitstellt. Clear Air Turbulence lässt sich bislang nur mithilfe schematischer Prognosen umfliegen. Doch neue Technologie ist auf dem Weg, wie das «Nature»-Magazine berichtet. Neue Radargeräte erlauben demnach genauere Prognosen auf mehrere Kilometer; sind aber bislang noch sehr schwer und teuer. Offen ist, wie das Klima das Fliegen beeinflussen wird. Der Leiter der Studie aus Reading, Paul Williams, warnt gegenüber dem «Nature»-Magazin: «Für jede zehn Minuten Turbulenzen während eines Fluges könnten es in Zukunft 20 bis 30 Minuten sein.»

Korrekturhinweis eins

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In einer früheren Version dieses Artikels war vermerkt, dass in der Studie der Universität Reading festgestellt worden war, dass es zu einer Zunahme von Zwischenfällen auf der untersuchten Route gekommen war. Tatsächlich wurde die Wahrscheinlichkeit von Vorfällen von Clear Air Turbulence rückwirkend berechnet.

Korrekturhinweis zwei

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In einer früheren Version dieses Artikels war vermerkt, dass Flug SQ321 innert kürzester Zeit 2000 Meter an Höhe verloren hat. Tatsächlich gaben die zuständigen Behörden am 29. Mai einen zwischenzeitlichen Höhenverlust von 54 Metern als Grund für die Turbulenzen an.

SRF 4 News, 21.05.2024, 15:00 Uhr ; 

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