Die slowakische Regierung bot in den letzten Wochen ein erbärmliches Schauspiel vor einem düsteren Bühnenbild. Zwischenzeitlich starben im kleinen mitteleuropäischen Land im Verhältnis zur Bevölkerung mehr Covid-Infizierte als irgendwo sonst auf der Welt.
Das hinderte Regierungschef Igor Matovic und seine Minister nicht daran, sich öffentlich zu zanken. Matovic schimpfte den Chef seines wichtigsten Koalitionspartners einen «Idioten».
Affäre um russischen Impfstoff
Sechs der wichtigsten Minister verliessen in den letzten Tagen die Regierungsbühne und forderten den Abgang des Regierungschefs. Auslöser des Zerwürfnisses war, dass Matovic auf eigene Faust den russischen Covid-Impfstoff Sputnik besorgt hatte, obwohl das slowakische Kabinett explizit beschlossen hatte, vorderhand keinen Impfstoff in Russland zu kaufen.
Besondere Zeiten erfordern besondere Taten, mag man sagen. Doch Matovic ist ein Jahr lang von einer besonderen Tat zur nächsten gesprungen. Regierungsentscheidungen, Absprachen mit Koalitionspartnern, Expertenmeinungen – nichts konnte den Regierungschef stoppen, wenn er wieder einmal eine neue Überzeugung hatte. Und das kam in diesem Pandemiejahr so häufig vor, dass oft nicht einmal seine eigenen Minister mitkamen.
Probleme mit dem eigenen Ego
Das grosse Versprechen Matovics war, gegen die Korruption zu kämpfen. Und da hat er einiges erreicht. Ermittlungen sind vorangekommen, hohe Beamte, Richterinnen, Polizeichefs hinter Gitter gewandert. Doch paradoxerweise hat Matovic mit seinem Drang, sich überall ins Rampenlicht zu stellen, diesen Erfolg in den Schatten gerückt.
Jetzt will Matovic Finanzminister werden, der bisherige Finanzminister soll neuer Regierungschef werden. Die Rochade dürfte klappen. Jetzt muss die slowakische Regierung beweisen, dass nicht schon bald wieder Zänkereien ihre Corona-Strategie zersetzen. Und da ist ebenso zentral wie zweifelhaft, ob Nebendarsteller Matovic dem neuen Hauptdarsteller das Rampenlicht wirklich überlassen kann.