Der Nationale Künstlerverband habe alle jordanischen Schauspieler dazu aufgerufen, nicht im Film «Jaber» mitzumachen. Das verkündet ein Moderator des jordanischen TV-Senders Mamlaka. Denn: Der Film verbreite israelische Propaganda.
Was israelische Propaganda heisst, führt der Schauspieler Ali Elayan im Interview mit dem Sender aus: «Jaber» behaupte, die antike Nabatäerstadt Petra gehöre historisch den Juden. In einem solchen Film könne er nicht mitmachen.
Einige Parlamentarier reagieren sofort. Man müsse den Landverkauf an Juden in Jordanien unbedingt unterbinden, denn: Es sei Teil des umstrittenen «Nahostfriedensplans» der USA, die israelische Besatzung von Palästina auf Jordanien auszuweiten. In den sozialen Medien wird der Regisseur des Films, der gebürtige Jordanier Mohy Kandour, beschimpft.
Eigentlich hätten die Dreharbeiten am 1. August beginnen sollen. Nun wurden sie verschoben. Wie der Regisseur auf Anfrage sagt, werde der Film möglicherweise in einem anderen Land als Jordanien gedreht.
Dieser weilt gerade in seiner Villa in Amman. Kandour ist ein alter Fuchs im Filmgeschäft. Die Regie- und Schauspielerlegende John Huston war sein Lehrer, Charlton Heston, Richard Burton und Anthony Quinn gehören zu den Schauspielern, mit denen er gearbeitet hat. Doch keiner hat ihm das Leben je so schwer gemacht wie der Schauspieler, der ihn jetzt verunglimpft.
«Schauspieler sind Primadonnen, eitel halt», beginnt Kandour. Er habe einen Schauspieler für die Rolle des jordanischen Geheimdienstchefs in «Jaber» gesucht, Ali Elayan habe sich vorgestellt. Dass er nicht der einzige Bewerber für die Rolle gewesen sei, habe ihn offenbar getroffen: «Er wurde aggressiv, verlangte Änderungen am Skript», erzählt Kandour. Bis er ihm abgesagt habe.
«30 Minuten später behauptete er öffentlich, wir würden Jordanien an Israel verkaufen und ich sei ein Zionist!», sagt Kandour. Dabei gehe es im Film gar nicht um Israel. Es sei die Geschichte eines Beduinenjungen, der in Petra einen Stein findet – mit hebräischer Inschrift. Für Elayan: Der Stein des Anstosses.
«Im Koran und in der Bibel steht, dass Moses das jüdische Volk von Ägypten durch die Wüste geführt hat», erläutert der Regisseur. Auf der Suche nach Wasser seien sie nach Petra gekommen. Deshalb heisse die Ortschaft um Petra auch Wadi Musa: Tal des Moses. Dass die Juden in Petra gewesen seien, sei reine Mythologie, behauptet wiederum der Schauspieler. Und wirft Kandour vor, mit einem solchen Film gebe er den Israelis das Recht, Petra als ihr Land zu betrachten.
Unsinn sei das, sagt der Regisseur. Sein Film sei einfach nur ein Action-Film, der zudem Vorurteile über Beduinen entkräften wolle. « Nichts kann uns stoppen. Wir haben alle Bewilligungen von der Regierung», so Kandour.
Das mag stimmen. Trotzdem: die Regierung ist unter enormem Druck. Sie befürchtet, Jordanien werde den Preis für den «Nahostfriedensplan» der USA bezahlen – indem es quasi das neue Palästina werde, und Israel auch die palästinensischen Teile des Westjordanlandes vollständig annektiere.
Die Gerüchte schüren die anti-israelische Stimmung im Land. Da braucht es nicht viel, um die Wut zu schüren. «Ich weiss nichts über diesen Friedensplan. Er interessiert mich auch nicht», sagt Kandour. «Wenn er eine Geschichte hergibt, mache ich vielleicht einen Film darüber», lacht er. So lächerlich er den Aufruhr über seinen Film findet: Es gibt in dieser Region und in dieser aufgeheizten Stimmung keinen apolitischen Film.