- Seit mehreren Tagen protestieren in Madagaskar vor allem junge Menschen gegen fehlendes Wasser und Stromausfälle.
- Nun versucht Präsident Andry Rajoelina die anhaltenden Proteste mit einem Gesprächsangebot in den Griff zu bekommen.
- Rajoelina kündigte einen nationalen Dialog an, an dem Geistliche, Studierende und Jugendvertreter teilnehmen sollen.
Die Demonstranten hatten dem Präsidenten zuvor unter Androhung eines landesweiten Streiks ein 48-stündiges Ultimatum gesetzt, um auf ihre Forderungen einzugehen.
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Bild 1 von 3. Die jungen Menschen in Madagaskar machen auf der Strasse ihrem Unmut Luft. (04.10.2025). Bildquelle: Keystone/ HENITSOA RAFALIA.
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Bild 2 von 3. Sie wollen nichts mehr vom aktuellen Präsidenten Rajoelina wissen und fordern eine neue Regierung. (04.10.2025). Bildquelle: Keystone/ HENITSOA RAFALIA.
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Bild 3 von 3. Die Sicherheitskräfte sind mit einem Grossaufgebot vor Ort. (04.10.2025). Bildquelle: Keystone/ HENITSOA RAFALIA.
Seit knapp zwei Wochen protestieren Zehntausende junge Menschen der Generation Z in dem südostafrikanischen Inselstaat gegen Strom- und Wasserausfälle, Mängel im Bildungssystem, hohe Arbeitslosigkeit und weit verbreitete Armut. Sie fordern nicht nur eine neue Regierung, sondern auch den Rücktritt des Präsidenten selbst. Zur Gen Z gehören Menschen, die zwischen 1995 und 2010 geboren wurden.
22 Tote und über 100 Verletzte bei Protesten
Als Vorbild der Demonstranten dient unter anderem Nepal, wo Anfang September nach Protesten und schweren Unruhen der Regierungschef zurückgetreten war.
Bei den Protesten setzten madagassische Sicherheitskräfte immer wieder Tränengas, Blendgranaten, Gummigeschosse und Platzpatronen ein, um die Massen zu zerstreuen.
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Bild 1 von 3. Bei den Protesten gerieten die Sicherheitskräfte mit den Demonstrierenden aneinander. (30.09.2025). Bildquelle: Keystone/ Mamyrael.
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Bild 2 von 3. Gewaltsam versuchte die Polizei die Demonstrationen einzudämmen. (03.10.2025). Bildquelle: REUTERS/Zo Andrianjafy.
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Bild 3 von 3. Über 100 Menschen wurden verletzt – 22 kamen ums Leben. (03.10.2025). Bildquelle: REUTERS/Zo Andrianjafy.
Dabei kam es auch zu gewaltsamen Zusammenstössen zwischen Demonstranten und Polizei sowie zu Plünderungen. Nach UNO-Angaben wurden mindestens 22 Menschen getötet und mehr als 100 verletzt. Die Regierung wies die Zahlen zurück.
Neuen Ministerpräsidenten ernannt
Eine Woche zuvor hatte Präsident Andry Rajoelina als Antwort auf die anhaltenden Proteste seine Regierung entlassen und in der Nacht auf den 7. Oktober einen neuen Premierminister ernannt. General Ruhphin Fortunat Zafisambo solle ein neues Kabinett aufstellen und damit das Vertrauen in die Regierung wiederherstellen, sagte Rajoelina in einer Fernsehansprache.
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Bild 1 von 2. Präsident Andry Rajoelina versucht die Wogen zu gläten ... Bildquelle: REUTERS/Siphiwe Sibeko.
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Bild 2 von 2. ... und hat General Ruhphin Fortunat Zafisambo zum neuen Premierminister Madagaskars ernannt. (06.10.2025). Bildquelle: REUTERS/Siphiwe Sibeko.
Die Ernennung Zafisambos ist jedoch kaum ein Zeichen für einen politischen Neustart. Der General fungierte bislang als militärischer Kabinettschef und war damit Teil des engsten Kreises des zuvor entlassenen Premiers Christian Ntsay. In seiner Ansprache betonte Rajoelina mehrfach, es sei die Priorität seiner Regierung, die öffentliche Ordnung wiederherzustellen.
Armut unter Rajoelina gestiegen
Madagaskar mit rund 32 Millionen Einwohnern liegt vor der Ostküste Afrikas im Indischen Ozean. Ein Grossteil der Bevölkerung lebt in Armut.
Seit Amtsantritt von Präsident Rajoelina 2019 ist die Armut gestiegen. Die Versorgung mit Strom und Trinkwasser hat sich verschlechtert. Trotz eines Oppositionsboykotts und niedergeschlagener Proteste war Rajoelina 2023 wiedergewählt worden.