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Frauenpower im UNO-Sicherheitsrat
Aus Rendez-vous vom 07.06.2023. Bild: KEYSTONE/Alessandro della Valle
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UNO-Sicherheitsrat Frauenpower im UNO-Sicherheitsrat – doch es gibt noch viel zu tun

Vier Frauen in Folge sind eine Premiere im Gremium. Ausgewogen ist die Frauenpräsenz in der UNO aber noch lange nicht.

Erst im Mai präsidierte die Schweizer Botschafterin Pascale Baeriswyl das einflussreichste UNO-Gremium. Im Juni ist es Lana Nusseibeh aus den Vereinigten Arabischen Emiraten. Auf sie folgen Barbara Woodward aus Grossbritannien und Linda Thomas-Greenfield aus den USA. Im Februar hatte Maltas Botschafterin Vanessa Frazier das Amt inne.

Das gab es noch nie in der Geschichte des Sicherheitsrats. Das inspiriert mich und meine Kolleginnen.
Autor: Pascale Baeriswyl UNO-Botschafterin der Schweiz, Sicherheitsratsvorsitz im Mai

Baeriswyl verpflichtete sich auf eine ausgewogene Geschlechterverteilung, wenn Expertinnen und Experten im Sicherheitsrat vorgeladen werden. Die Viererfolge bezeichnet sie für sich und ihre Nachfolgerinnen als inspirierend.

Baeriswl habe einen sehr guten Leistungsausweis und bemühe sich, die Rolle von Frauen in der UNO und deren weltweiten Aktivitäten zu stärken, bilanziert Dulcie Leimbach, Chefin der auf UNO-Themen spezialisierten Medienplattform Passblue.

Wie sehen die Ungerechtigkeiten und Bedrohungen, mit denen Frauen und Mädchen in vielen Ländern der Welt konfrontiert sind.
Autor: Linda Thomas-Greenfield UNO-Botschafterin USA, Sicherheitsratsvorsitz im August

Auch Baeriswyls Nachfolgerin Lana Nusseibeh betont die Bedeutung von Berichterstatterinnen im Rat, die Geschlechterfragen auch inhaltlich Gewicht geben können. Die amerikanische UNO-Botschafterin Linda Thomas-Greenfield, die im August übernimmt, gilt ebenfalls als Verfechterin von Frauenrechten. Besonders dort, wo Frauen und Mädchen extrem unter Druck sind, wie etwa in Afghanistan.

Die Agenda für Frauen, Frieden und Sicherheit WPS wird damit deutlich sichtbarer.
Autor: Vanessa Frazier UNO-Botschafterin von Malta, Sicherheitsratsvorsitz im Februar

Vier Frauen in Serie seien ein Zufall, aber eben ein aussagekräftiger, betont Vanessa Frazier, die Botschafterin von Malta, die im Februar den Sicherheitsrat leitetet. Sie sei stolz, dass nun fünf der 15 Sicherheitsratsmitglieder durch eine Botschafterin vertreten seien. Das verhelfe der Agenda für Frauen, Frieden und Sicherheit WPS zu deutlich mehr Sichtbarkeit.

Vanessa Frazier
Legende: Die UNO-Botschafterin von Malta, Vanessa Frazier: Am 6. Februar 2003 an einer Sitzung des Sicherheitsrats zur Ukraine. imago images

Lange ein Männerclub

Lange galt die UNO als ausgesprochen patriarchalisch. Noch im ausgehenden 20. Jahrhundert waren Frauen meist Sekretärinnen. An den Schalthebeln sassen fast nur Männer. Sexuelle Übergriffe und Diskriminierungen waren verbreitet. Bis heute ernannten drei der fünf Vetomächte noch nie eine Frau zur UNO-Botschafterin in New York: China, Russland und Frankreich.

Pascal Baeriswyl.
Legende: Auftakt der historischen Frauen-Viererserie im Präsidium des UNO-Sicherheitsrats: Die Schweizer UNO-Botschafterin Pascale Baeriswyl am 24. Mai 2023 an einer Sitzung des Gremiums zur Lage in Nahost und Israel. Keystone/Alessandro Della Valle

Den besten Ausweis haben die Amerikaner mit über einem halben Dutzend UNO-Botschafterinnen, darunter die Republikanerinnen Jeane Kirkpatrick oder die heutige US-Präsidentschaftskandidatin Nikky Haley sowie die Demokratinnen Madeleine Albright, Samantha Power und derzeit Linda Thomas-Greenfield.

Lana Zaki Nusseibeh
Legende: Lana Zaki Nusseibeh, UNO-Botschafterin der Vereinigten Arabischen Emirate am 1. Juni 2023 auf dem Weg zur Pressekonferenz zu ihrem Vorsitz im UNO-Sicherheitsrat. imago images

Dass eine Frau UNO-Botschafterin ist, bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass sie das Frauenthema besonders gewichtet. Viele tun es, aber nicht alle. Für Frazier sind Frauen in diesem Amt allein schon wichtig, weil sie Mädchen zu einer Diplomatie-Laufbahn ermuntern.

Erst vier Frauen leiteten Generalversammlung

Trotzdem steht es weiterhin nicht zum Besten um die Frauenpräsenz in der UNO – weil vielen Mitgliedsländern das Anliegen egal ist. So gab es erst vier Präsidentinnen der Generalversammlung – gegenüber mehr als 70 Männern.

Zwar werden inzwischen gewichtige UNO-Organisationen von Frauen geleitet: der Weltwährungsfonds etwa, die Unesco und demnächst die Organisation für Migration oder die Weltmeteorologiebehörde.

Eine UNO-Generalsekretärin hingegen gab es noch nie. Amtsinhaber António Guterres wurde trotz der lauten Forderung nach einer ersten Frau gewählt. Er betrachte sich als «stolzen Feministen», sagte er damals. Tatsächlich berief er mehr Frauen in hohe Führungsfunktionen als alle seine Vorgänger. Doch dass es noch nie eine Frau ganz an die Spitze schaffte, gilt zunehmend als Makel.

Rendez-vous, 07.06.2023, 12:30 Uhr

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