Erst im Mai präsidierte die Schweizer Botschafterin Pascale Baeriswyl das einflussreichste UNO-Gremium. Im Juni ist es Lana Nusseibeh aus den Vereinigten Arabischen Emiraten. Auf sie folgen Barbara Woodward aus Grossbritannien und Linda Thomas-Greenfield aus den USA. Im Februar hatte Maltas Botschafterin Vanessa Frazier das Amt inne.
Das gab es noch nie in der Geschichte des Sicherheitsrats. Das inspiriert mich und meine Kolleginnen.
Baeriswyl verpflichtete sich auf eine ausgewogene Geschlechterverteilung, wenn Expertinnen und Experten im Sicherheitsrat vorgeladen werden. Die Viererfolge bezeichnet sie für sich und ihre Nachfolgerinnen als inspirierend.
Baeriswl habe einen sehr guten Leistungsausweis und bemühe sich, die Rolle von Frauen in der UNO und deren weltweiten Aktivitäten zu stärken, bilanziert Dulcie Leimbach, Chefin der auf UNO-Themen spezialisierten Medienplattform Passblue.
Wie sehen die Ungerechtigkeiten und Bedrohungen, mit denen Frauen und Mädchen in vielen Ländern der Welt konfrontiert sind.
Auch Baeriswyls Nachfolgerin Lana Nusseibeh betont die Bedeutung von Berichterstatterinnen im Rat, die Geschlechterfragen auch inhaltlich Gewicht geben können. Die amerikanische UNO-Botschafterin Linda Thomas-Greenfield, die im August übernimmt, gilt ebenfalls als Verfechterin von Frauenrechten. Besonders dort, wo Frauen und Mädchen extrem unter Druck sind, wie etwa in Afghanistan.
Die Agenda für Frauen, Frieden und Sicherheit WPS wird damit deutlich sichtbarer.
Vier Frauen in Serie seien ein Zufall, aber eben ein aussagekräftiger, betont Vanessa Frazier, die Botschafterin von Malta, die im Februar den Sicherheitsrat leitetet. Sie sei stolz, dass nun fünf der 15 Sicherheitsratsmitglieder durch eine Botschafterin vertreten seien. Das verhelfe der Agenda für Frauen, Frieden und Sicherheit WPS zu deutlich mehr Sichtbarkeit.
Lange ein Männerclub
Lange galt die UNO als ausgesprochen patriarchalisch. Noch im ausgehenden 20. Jahrhundert waren Frauen meist Sekretärinnen. An den Schalthebeln sassen fast nur Männer. Sexuelle Übergriffe und Diskriminierungen waren verbreitet. Bis heute ernannten drei der fünf Vetomächte noch nie eine Frau zur UNO-Botschafterin in New York: China, Russland und Frankreich.
Den besten Ausweis haben die Amerikaner mit über einem halben Dutzend UNO-Botschafterinnen, darunter die Republikanerinnen Jeane Kirkpatrick oder die heutige US-Präsidentschaftskandidatin Nikky Haley sowie die Demokratinnen Madeleine Albright, Samantha Power und derzeit Linda Thomas-Greenfield.
Dass eine Frau UNO-Botschafterin ist, bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass sie das Frauenthema besonders gewichtet. Viele tun es, aber nicht alle. Für Frazier sind Frauen in diesem Amt allein schon wichtig, weil sie Mädchen zu einer Diplomatie-Laufbahn ermuntern.
Erst vier Frauen leiteten Generalversammlung
Trotzdem steht es weiterhin nicht zum Besten um die Frauenpräsenz in der UNO – weil vielen Mitgliedsländern das Anliegen egal ist. So gab es erst vier Präsidentinnen der Generalversammlung – gegenüber mehr als 70 Männern.
Zwar werden inzwischen gewichtige UNO-Organisationen von Frauen geleitet: der Weltwährungsfonds etwa, die Unesco und demnächst die Organisation für Migration oder die Weltmeteorologiebehörde.
Eine UNO-Generalsekretärin hingegen gab es noch nie. Amtsinhaber António Guterres wurde trotz der lauten Forderung nach einer ersten Frau gewählt. Er betrachte sich als «stolzen Feministen», sagte er damals. Tatsächlich berief er mehr Frauen in hohe Führungsfunktionen als alle seine Vorgänger. Doch dass es noch nie eine Frau ganz an die Spitze schaffte, gilt zunehmend als Makel.