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Vorsitz im UNO-Sicherheitsrat Pascale Baeriswyl: «Ein historischer Moment für die Schweiz»

Die Schweiz steht in der obersten Liga der internationalen Politik: Am 1. Mai 2023 übernimmt sie erstmals den Vorsitz im mächtigsten UNO-Gremium, dem Sicherheitsrat. UNO-Botschafterin Pascale Baeriswyl sprach über die Herausforderung im «Tagesgespräch».

Seit dem 1. Januar 2023 ist die Schweiz erstmals im mächtigsten Gremium der UNO vertreten: dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen. Zum Gremium zählen die fünf ständigen Mitglieder China, Frankreich, Grossbritannien, Russland und die USA. Dazu gesellen sich zehn nichtständige Mitglieder, unter anderem aktuell die Schweiz. Nächste Woche beginnt der Höhepunkt der zweijährigen Schweizer Präsenz im UNO-Sicherheitsrat: Die Schweiz übernimmt den Vorsitz.

Vertreten wird die Schweiz im Rat von Botschafterin Pascale Baeriswyl. Im «Tagesgespräch» sagt sie: «In den letzten vier Monaten haben wir einfach als Ratsmitglied die Schweizer Position vertreten. Nun werden wir zur Hüterin des Rats selbst. Wir müssen schauen, dass der Sicherheitsrat kompetent arbeitet. Das ist ein historischer Moment, das ist uns bewusst».

Pascale Baeriswyl
Legende: Pascale Baeriswyl: «Nun werden wir zur Hüterin des Rats selbst. Wir müssen schauen, dass der Sicherheitsrat kompetent arbeitet.» AP Photo/John Minchillo

Der Vorsitz im UNO-Sicherheitsrat in der aktuellen angespannten weltpolitischen Lage sei eine Chance für die Schweiz, ihren Beitrag für Frieden und Sicherheit auf der Welt zu leisten, sagt die Botschafterin. Die Schweiz wolle sich aktiv und glaubwürdig zu allen Konflikten und Themen auf der Agenda des Rates einsetzen.

Baeriswyl: «Wir sehen im Moment sehr viele zunehmende Krisen und Konflikte. Wir möchten Impulse geben, wie wir diese Krisen lösen könnten.» Der Sicherheitsrat sei zwar ein sehr mächtiges Gremium für Frieden und Sicherheit, aber er sei nur ein Element in einer ganzen Kette von Möglichkeiten der Friedensvermittlung. Nur wenn der Sicherheitsrat zusammen mit anderen Gremien, Organisationen und Zivilgesellschaften gut zusammenarbeite, könne man noch besser auf Frieden hinwirken.

Wir sehen im Moment sehr viele zunehmende Krisen und Konflikte. Wir möchten Impulse geben, wie wir diese Krisen lösen könnten.
Autor: Pascale Baeriswyl Schweizer Botschafterin im UNO-Sicherheitsrat

Als grösste bisherige Erfolge der Schweiz wertet Baeriswyl die Erneuerung der Resolution zur humanitären Hilfe für Syrien sowie die Verlängerung des Mandats für das UNO-Regionalbüro für Westafrika und die Sahelzone. Bei beidem war die Schweiz massgeblich beteiligt.

Momentan beschäftigt sich der UNO-Sicherheitsrat mit der Lage im Sudan. Der Sicherheitsrat rief die Konfliktparteien auf, ihre Feindseligkeiten einzustellen und einen Dialog aufzunehmen. Jede weitere Eskalation werde verheerende Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung haben und die prekäre humanitäre Lage verschärfen. Die anderen Staaten in der Region müssten zur Entschärfung des Konflikts beitragen. «Wir sind sehr besorgt», sagt Baeriswyl.

Spannungen unter den Grossmächten

Man spüre im Sicherheitsrat die Rivalität zwischen den USA und China. «Wir erleben das tagtäglich», sagt Baeriswyl. Es komme immer wieder vor, dass die Schweiz einen Beitrag leiste, um Spannungen abzubauen und ein Konflikt zielführend zu lösen. «Es ist nicht unbedingt wichtig, dass wir im Sicherheitsrat immer eine Resolution verabschieden. Viel wichtiger ist es, dass die Länder im Dialog bleiben und die Perspektive des anderen verstehen».

Um abzuschalten von der internationalen Aussenpolitik, spielt Pascale Baeriswyl jeden Sonntag um 17 Uhr bei ihr zu Hause in der Nähe des Central Parks Saxofon. Dabei wird sie von einem Jazz-Pianisten unterstützt. «Musik ist für mich ein sehr wichtiger Ausgleich und sie gibt mir Kraft, um in diesem hohen Tempo hier weiterzuarbeiten.» Kraft, die die UNO-Botschafterin braucht, um ab dem 1. Mai im Sicherheitsrat den Takt anzugeben.

Tagesgespräch, 24.04.2023, 13:00 Uhr

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