- Nach rund einem Monat mit Protesten in Kolumbien hat der kolumbianische Präsident Iván Duque den Einsatzbefehl für die Sicherheitskräfte erneut verschärft.
- In Cali waren am Freitag bei bewaffneten Auseinandersetzungen vier Menschen ums Leben gekommen, nachdem ein Polizist ausser Dienst in die Menschenmenge gefeuert hatte.
- Bislang starben nach Angaben der nationalen Ombudsstelle im Zusammenhang mit den Protesten gegen die Regierung mindestens 42 Menschen – viele durch Polizeigewalt.
Weiter sagte der kolumbianische Präsident Duque in einem Video auf Twitter: «Von diesem Abend an beginnt der maximale Einsatz des Militärs bei der Unterstützung der Polizei in der Stadt Cali und dem Valle del Cauca.» Er war wegen der Vorfälle in die Stadt gereist, die südwestlich von Bogotá liegt. Die Region und Cali selbst gelten als Epizentrum der Proteste.
Seit Ende April gab es in verschiedenen Städten des südamerikanischen Landes immer wieder zahlreiche Proteste und auch Ausschreitungen. Zunächst hatten die Demonstrantinnen und Demonstranten gegen eine inzwischen zurückgenommene Steuerreform protestiert.
Der Widerstand keimte wieder auf, als die Regierung eine Gesundheitsreform ankündigte. Diese wurde zwischenzeitlich ebenfalls verworfen. Anlass für die Unzufriedenheit vieler Kolumbianerinnen und Kolumbianer ist auch der Friedensprozess mit der Guerillabewegung Farc, die unter Duque nach vielversprechender Ruhe nun wieder einen labilen Status annahmen.
Kolumbien erholt sich derzeit von einem mehr als 50 Jahre langen Bürgerkrieg, in dem 220'000 Menschen starben. 2016 schloss die kolumbianische Regierung Frieden mit der Farc-Guerilla. Die Wirtschaft erlebte einen Aufschwung, der Tourismus boomte – doch der Frieden ist brüchig, die Polizeigewalt ein Rückschlag.