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US-Abzug aus Syrien Erdogan schielt auf Kurden-Hochburg Manbidsch

Die Türkei hat sich bereit erklärt, in der nordsyrischen Grenzstadt Manbidsch die Sicherheit zu übernehmen. Den Vorschlag hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan in einem Telefonat mit US-Präsident Donald Trump gemacht. Dies, nachdem vergangene Woche vier US-Bürger in Manbidsch einem Selbstmordanschlag zum Opfer fielen – den die Terrormiliz IS für sich reklamiert. NZZ-Korrespondentin Inga Rogg glaubt allerdings nicht, dass ein kompletter Rückzug der Amerikaner im Interesse von Ankara ist.

Inga Rogg

Journalistin

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Inga Rogg ist freie Journalistin in Jerusalem. Sie berichtete zunächst für die NZZ von 2003 bis 2012 aus Bagdad, dann bis 2019 aus Istanbul. Von 2019 bis 2023 war sie NZZ-Korrespondentin in Jerusalem. Seit Sommer 2023 arbeitet sie als freie Journalistin.

SRF News: Was ist Erdogans Ziel, wenn er anbietet, in Manbidsch für Sicherheit zu sorgen?

Inga Rogg: Erdogan betrachtet die Kurden-Miliz YPG, die die Stadt kontrolliert, als Terrororganisation und als Gefahr für die nationale Sicherheit. Er hat mehrfach damit gedroht, in Manbidsch einzumarschieren. Erdogan sagt, dass die Türkei die Sicherheit garantieren könne und sich die YPG aus diesem und weiteren Gebieten abziehen solle.

Karte
Legende: Die Türkei möchte ihre Kontrolle im türkisch-syrischen Grenzgebiet auf Manbidsch ausweiten. SRF

Es gibt für die Stadt auch eine Roadmap. Wie sieht dieser Fahrplan aus, den die USA und die Türkei ausgehandelt haben?

Nachdem Erdogan mehrfach gedroht hat, die Stadt anzugreifen, haben die USA und die Türkei eine Einigung erzielt. Zum einen wollen sie ausserhalb der Stadt gemeinsame Patrouillen durchführen, sozusagen an der Frontlinie. Zum anderen wollen sie gemeinsam Sicherheitskräfte rekrutieren. Diese sollen anschliessend die Kontrolle in Manbidsch übernehmen. Es soll sich um lokales Personal handeln, das von beiden Seiten akteptiert wird.

Die USA haben angekündigt, die eigenen Truppen aus Syrien abzuziehen. Hofft die Türkei, dass sie dann in Manbidsch freie Hand hat?

Für Erdogan und die Türkei ist die Sache meines Erachtens ambivalent. Er hat mehrfach Drohungen ausgesprochen und US-Präsident Trump damit dazu bewegt, einen Truppenabzug zumindest anzukündigen. Letztlich haben die Amerikaner mit ihren Patrouillen und Grenzposten aber auch für Sicherheit gesorgt.

Für die türkischen Truppen wäre ein Einmarsch gefährlich, denn sie würden damit auf feindliches Territorium vorstossen

Sie haben einen Puffer zwischen den verfeindeten Parteien, den Kurden und der Türkei, geschaffen. Ich denke, dass Erdogan gar nicht unbedingt will, dass die Amerikaner ohne Weiteres abziehen. Er will gemeinsam mit ihnen eine Lösung erreichen.

Bereitet sich Erdogan nun auf die Militäroffensive gegen die Kurden vor oder soll es nun doch eine entmilitarisierte Sicherheitszone an der syrisch-türkischen Grenze geben?

Über diese Sicherheitszone wird viel gesprochen. Klar ist aber wenig. Ich denke nicht, dass die Türkei einmarschieren wird. Für ihre Truppen wäre das gefährlich, denn sie würden damit auf feindliches Territorium vorstossen. Es ist fraglich, ob die türkische Armee in der Lage ist, ein derart grosses Gebiet unter ihre Kontrolle zu bringen. Von amerikanischer Seite hiess es nach dem letzten Telefonat zwischen Trump und Erdogan, man setze auf eine Verhandlungslösung. Es wird meines Erachtens in diese Richtung gehen.

Das Gespräch führte Raphael Günther.

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