Es riecht nach Kaffee, Bacon und Frittiertem im «Chez Vachon». Das typische Frühstücksrestaurant in einem Aussenquartier von Manchester, der grössten Stadt von New Hampshire, ist einfach eingerichtet – und ein beliebter Treffpunkt. Hier haben schon Donald Trump, George W. Bush oder Hillary Clinton um Wählerstimmen geworben.
Die Kundschaft im «Chez Vachon» ist gemischt und entsprechend unterschiedlich sind die Wahlabsichten der Gäste.
Zack wird seine Stimme Donald Trump geben, wie jedes Mal. Was die Medien über Trump berichten, glaube er nicht, sagt er. Sue am Nebentisch unterstützt Nikki Haley: «Die Zeit ist reif für eine Präsidentin, die Männer überzeugen mich nicht wirklich.» Sie traue Haley zu, dass sie unaufgeregt und ohne Nebengeräusche ihre Arbeit verrichte.
Sues Kollegin Debbie hat sich noch nicht festgelegt. Sie müsse noch überlegen, sagt sie. Und dies sei das Gute an der Wahl in New Hampshire: Dass man die Möglichkeit habe, sich noch im Wahllokal zu entscheiden, ob man an den republikanischen oder demokratischen Vorwahlen teilnehmen wolle und man sich nicht vorab für eine Partei registrieren müsse.
Machen Unabhängige den Unterschied?
«Undeclared» werden diese unabhängigen Wählerinnen und Wähler in New Hampshire genannt. Sie machen mit rund 40 Prozent einen so wichtigen Teil der Wählerschaft aus wie sonst kaum irgendwo. Diese Unabhängigen könnten Haley in die Hände spielen – ebenso wie die Tatsache, dass New Hampshire weit weniger religiös ist als Iowa, wo Haley letzte Woche keine Chance hatte gegen Donald Trump.
Diese Republikanerinnen und Republikaner wollen ins Weisse Haus
In der Tat braucht Haley dringend einen Schub: Obwohl es erst der zweite Bundesstaat ist, der wählt, könnte ihr Rennen bei einer deutlichen Niederlage gegen Trump schon beendet sein. Das ist eigentlich verrückt, denn auch das kleine New Hampshire – 1.4 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner, darunter über 90 Prozent Weisse – ist nicht wirklich repräsentativ für die ganzen USA.
Enges Rennen erwartet
Die Politologin und Buchautorin Elaine Kamarck verfolgt die Primaries seit Jahrzehnten. Sie erklärt es so: «Wer das Momentum nicht früh auf seine Seite kippen kann, bleibt auf der Strecke.» Nikki Haley müsse sich jetzt definitiv ins Scheinwerferlicht rücken.
Gemäss Umfragen wird in New Hampshire ein enges Rennen zwischen Haley und Trump erwartet. Der erneut kandidierende Ex-Präsident könnte jedoch von Wählerstimmen des Gouverneurs von Florida, von Ron DeSantis profitieren, der das Rennen um die republikanische Präsidentschaftskandidatur aufgegeben hat.
Trump ist offenbar siegessicher
Ausserdem fühlt sich Trump siegessicher. Er verzichtet dieses Jahr deshalb auch auf die traditionellen Besuche in Diners wie «Chez Vachon.» Das beobachtet auch Stammgast Gary. «Diese Jagd auf Stimmen in Restaurants oder Läden ist dieses Jahr weniger präsent. Vielleicht auch, weil Trump darauf verzichtet und lieber grosse Events abhält.»
Sicher ist: Will Trumps letzte ernsthafte Gegnerin Nikki Haley im Rennen bleiben, muss sie nun in New Hampshire gewinnen – oder nur knapp weniger Stimmen holen als Trump. Sonst ist das Rennen um die republikanische Präsidentschaftskandidatur schon nach den Vorwahlen in Iowa und New Hampshire gelaufen.