Zwei Monate vor der US-Präsidentenwahl ist die Kandidatin der Demokraten, Hillary Clinton, an einer Lungenentzündung erkrankt. Das teilte die Ärztin der 68-Jährigen, Lisa Bardack, am Sonntag mit, nachdem Clinton eine Gedenkfeier zum 15. Jahrestag der Anschläge vom 11. September wegen Unwohlseins vorzeitig hatte verlassen müssen. Nun muss Clinton weitere Wahlkampftermine absagen.
Die Demokratin verzichtet auf Wahlkampfauftritte am Montag und Dienstag in San Francisco und Los Angeles. Dort hatte sie vor allem Spenden eintreiben wollen.
Schwankende Clinton wird gestützt
Nach Angaben der Ärztin hatte Clinton die 9/11-Gedenkveranstaltung verlassen, weil sie «überhitzt und dehydriert» gewesen sei. Danach sei ihr aber Flüssigkeit zugeführt worden, «und sie erholt sich gut».
Im Fernsehen waren dann Bilder zu sehen, die zeigten, dass Clinton schwankte und beim Einsteigen in ein Fahrzeug gestützt werden musste. Danach hielt sie sich zunächst in der New Yorker Wohnung ihrer Tochter Chelsea auf und kehrte dann in ihr eigenes Haus im mondänen Vorort Chappaqua zurück.
In der Mitteilung der Ärztin heisst es Medienberichten zufolge, Allergien hätten bei der Kandidatin hartnäckigen Husten verursacht. Bei einer Nachuntersuchung sei dann Lungenentzündung festgestellt worden. Clinton werde mit Antibiotika behandelt. Ihr sei zudem geraten worden, «sich auszuruhen und ihre Terminplanung zu ändern».
Wasser auf Trumps Mühlen
Clintons Krankheit dürfte auch Wasser auf die Mühlen ihres republikanischen Rivalen Donald Trump sein: Der 70-Jährige hatte wiederholt angedeutet, dass Clinton auch aus gesundheitlichen Gründen ungeeignet sei, die Präsidentschaft zu übernehmen – ohne dies aber in irgendeiner Form zu belegen.
Clintons Gesundheitszustand war in den vergangenen Jahren mehrfach ein Thema. Im Dezember 2012 erlitt sie eine Gehirnerschütterung und wenig später ein Blutgerinnsel im Kopf. Ihr Arzt hat in einem im Juli veröffentlichten Brief Clintons Gesundheitszustand als «exzellent» beschrieben und erklärt, sie sei fit, um die Aufgaben einer Präsidentin zu erfüllen.
Zu zurückhaltende Kommunikation?
Der Demokratin macht im Wahlkampf auch der Vorwurf zu schaffen, dass sie verschwiegen und nicht vertrauenswürdig sei – Kritiker könnten sich angesichts der späten Information über die bereits am Freitag diagnostizierte Lungenentzündung darin bestätigt fühlen. Insgesamt liegt Clinton in Umfragen zwar vor Trump, aber ihr Vorsprung ist in den vergangenen Wochen geschrumpft.