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Trump spricht zu seinen Anhängern
Legende: Der Milliardär stellte in Gettysburg seinen «Vertrag zwischen Donald J. Trump und dem amerikanischen Volk» vor. Keystone

US-Wahlen Jetzt holt Trump zum Rundumschlag aus

Kaum mehr als zwei Wochen bleiben Donald Trump, die in Umfragen führende Hillary Clinton zu schlagen. Nun holt er zum nächsten Rundumschlag aus – gegen die Medien, seine Rivalin und alle Frauen, die ihm Belästigung vorgeworfen haben. Zu diesen Frauen gesellt sich nun ein bekannter Pornostar.

US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump will nach der Wahl jene Frauen verklagen, die in den vergangenen Tagen mit Belästigungsvorwürfen gegen ihn an die Öffentlichkeit gegangen sind. Sie alle hätten gelogen, um seinem Wahlkampf zu schaden, hat der Republikaner am Samstag in Gettysburg (Pennsylvania) erklärt.

Jessica Drake und ihre Anwältin, welche ein Foto von Drake und Trump in der Hand hält.
Legende: Jessica Drake (r.) und ihre Anwältin, welche ein Foto von Drake und Trump in der Hand hält. Keystone

Nur wenige Stunden später allerdings hat mit Jessica Drake eine weitere Frau Vorwürfe der sexuellen Belästigung gegen Trump erhoben. Die Pornodarstellerin gibt zu Protokoll, Trump habe sie und zwei Begleiterinnen 2006 umarmt und geküsst – ohne ihre Zustimmung. Später habe er ihr 10'000 Dollar geboten, wenn sie in sein Hotelzimmer komme.

Trumps Wahlkampfteam wies die Vorwürfe zurück. «Diese Geschichte ist total falsch und lächerlich», hiess es in einer Erklärung. «Mr. Trump kennt diese Person nicht, erinnert sich nicht an diese Person und hätte kein Interesse daran, sie jemals zu kennen.» Drakes Anwältin Gloria Allred zeigte bei der Pressekonferenz jedoch ein Foto, das Trump und die Pornodarstellerin zusammen zeigt.

Nach der Veröffentlichung eines Videos aus dem Jahr 2005, in dem sich der Immobilienmogul vulgär über Frauen äussert, haben ihn mit Drake inklusive zwölf Frauen sexueller Übergriffe beschuldigt. Trump entschuldigte sich zwar und beteuerte, die beschriebenen Handlungen nie vollzogen zu haben. Dennoch haben das Video und die Vorwürfe der Frauen Trump in den Umfragen deutlich absacken lassen – nachdem ihm zuvor alle Skandale und Kontroversen nicht viel anhaben konnten.

Schwächung der Medien

In Gettysburg hat Trump einen Plan für seine ersten 100 Tage im Weissen Haus vorgestellt – für den Fall, dass er am 8. November seine Rivalin Hillary Clinton schlagen sollte, die derzeit in fast allen Umfragen führt. So widmete er die ersten 15 Minuten seiner Rede auch neuen Angriffen gegen die Demokratin und die Medien, die beide «korrupt» seien und «erfundene Geschichten» über ihn verbreiteten, um ihn um den Wahlsieg zu bringen. Gemeinsam versuchten sie, «den Geist der Wähler zu vergiften», sagte Trump.

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Als Präsident würde er die Medien schwächen. Sie stellten eine Machtstruktur dar und arbeiteten sowohl gegen ihn als auch gegen die Wähler. Dem Telekomkonzern AT&T würde er daher nicht gestatten, den Konzern Time Warner und damit CNN zu kaufen. Dann liege zu viel Macht in den Händen von zu wenigen, so Trump. Er wolle zudem die Übernahme von NBC Universal durch Comcast 2013 rückgängig machen. «Geschäfte wie diese zerstören die Demokratie.»

Umfragewerte erholen sich

Der jüngsten Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters und des Meinungsforschungsinstituts Ipsos zufolge hat Trump seinen Rückstand auf Clinton inzwischen auf vier Prozentpunkte verringern können. Damit liegt er wieder bei den Werten, die er vor der Veröffentlichung des kompromittierenden Videos hatte.

Chancen, die Wahl für sich zu entscheiden, werden Trump allerdings kaum eingeräumt. Hier führt Clinton mit über 95 Prozent deutlich, wie es in einer Reuters/Ipsos-Umfrage vom Samstag hiess.

Rasche Abschiebung

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In seinem 100-Tage-Programm, das er als «Vertrag zwischen Donald J. Trump und dem amerikanischen Volk» bezeichnete, wiederholte der Milliardär weitgehend bereits bekannte Pläne. So wolle er alle angeblich «verfassungswidrigen» Verordnungen von Präsident Barack Obama rückgängig machen, die Amtszeiten der Kongressmitglieder begrenzen und die Zahl der öffentlichen Bediensteten einfrieren.

Die Abschiebung von zwei Millionen illegalen Immigranten, die Trump als kriminell bezeichnet, solle rasch beginnen. Wer bereits einmal aus dem Land geschickt worden sei und erneut illegal in die USA komme, solle für mindestens zwei Jahre ins Gefängnis.

Trump bekräftigte auch seine Absicht, an der Grenze zu Mexiko eine Mauer bauen und das Nachbarland dafür bezahlen zu lassen. Insgesamt listete er zehn Gesetze auf, die er im Fall seines Wahlsieges möglichst rasch durch den Kongress bringen möchte – etwa massive Steuersenkungen und die Rücknahme von Obamas Gesundheitsreform.

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