Die Trump-Regierung in den USA geht rigoros gegen Einwanderinnen und Einwanderer vor. Sie schiebt Menschen in Drittstaaten ab. Zum Beispiel werden Menschen aus Venezuela nach El Salvador abgeschoben.
Jetzt wird immer klarer, unter welchen Bedingungen sie dort leben mussten. Die BBC hat diese Woche eine Recherche dazu veröffentlicht, in der der britische Sender entlassene Ex-Inhaftierte in Venezuela besuchte. Auslandredaktorin Anna Lemmenmeier mit den Einzelheiten.
Was ist bekannt über die Menschen, die nach El Salvador abgeschoben werden?
Im März wurden etwas mehr als 250 Venezolanerinnen und Venezolaner von den USA nach El Salvador abgeschoben. Von einigen von ihnen weiss man, dass sie unter dem Vorwand abgeschoben wurden, sie gehörten der berüchtigten Gang «Tren de Aragua» an. Dies hatte in den USA damals grosse Kritik und einen Rechtsstreit ausgelöst, weil diese Personen eben oft ohne rechtliche Verfahren ausgeschafft wurden.
Die BBC hat in ihrer Recherche die Behörden nach Beweisen für die Ausschaffung gefragt. Sie wurden aber nicht vorgelegt. Viele Betroffene glauben, sie wurden wegen ihrer Tattoos festgenommen und bestreiten, Gangmitglieder zu sein. Auch mir persönlich erzählte eine Venezolanerin, dass ihr Nachbar abgeschoben wurde. Auch er habe Tattoos gehabt. Niemand glaube, dass er zu dieser Gang gehöre. Aber er konnte sich in einem rechtlichen Verfahren nicht wehren.
Wie sind die Haftbedingungen im berüchtigten «Cecot»-Gefängnis?
In diesem Mega-Gefängnis in El Salvador, welches das grösste seiner Art in Lateinamerika ist und 2023 fertiggestellt wurde, sind mehrere zehntausend Menschen untergebracht. Die freigekommenen Venezolaner erzählen der BBC, dass sie in Metallbetten ohne Matratzen und Decken schliefen, von Hand assen und es keinen Zugang zu Anwältinnen oder Angehörigen gab. Sie wussten nie, wie spät es ist; es gab keine Uhren, kein Tageslicht. Sie durften nur selten ins Freie, an die frische Luft.
Das Licht im Innern des Gefängnisses war stets an, das machte das Schlafen schwierig. Es gab kein WC-Papier, keine Medikamente. Die Insassen wurden geschlagen, mussten endlos knien. Ein Venezolaner sprach von sexuellem Missbrauch – alles in allem also sehr unmenschliche Bedingungen.
Wie typisch ist das «Cecot»-Gefängnis für die Haftbedingungen in El Salvador?
Ein salvadorianischer Journalist hat über eine entsprechende Frage nur gelacht und gesagt, dass dort die Bedingungen noch am besten seien. Denn «Cecot» gilt als Prestigeprojekt des salvadorianischen Machthabers Nayib Bukele. Er liebt es, Bilder aus dem Mega-Gefängnis zu inszenieren – er als grosser Gangsterjäger.
Aber in allen anderen Gefängnissen, in die Nayib Bukele mit seiner Gangsterjagd übrigens auch viele Unschuldige steckt, haben Medienschaffende oder Menschenrechtsgruppen keinen Zugang – und wenn, dann erst dann, wenn Leichname herausgegeben werden und die anschliessende Obduktion eine andere Todesursache als die von der Regierung kommunizierte feststellt.
Was bedeutet die Rückführung nach Venezuela für die Inhaftierten?
Für viele der erst abgeschobenen und dann freigelassenen Venezolaner ist das nicht unproblematisch. Sie sind aus ihrem Land geflohen, weil sie vor der Diktatur geflüchtet sind.