- Der südafrikanische Präsident Cyril Ramaphosa war in Washington zu Besuch.
- US-Präsident Donald Trump nutzte das Treffen, um seinen Amtskollegen öffentlich vorzuführen.
- Dabei liess Trump überraschend Videoaufnahmen zeigen, um seine «Genozid»-Vorwürfe gegen Südafrika zu untermauern.
Die Bilder zeigten Gräber am Strassenrand, so Trump. «Es ist ein schrecklicher Anblick.» Fachleute widersprechen Trumps Darstellung eines angeblichen Völkermords. Damit greift er eine in rechtsextremen Kreisen verbreitete Verschwörungstheorie vom sogenannten «weissen Genozid» auf.
Ramaphosa entgegnete mit Blick auf die angeblichen Gräber: «Hat man Ihnen gesagt, wo das ist, Herr Präsident? Ich würde gerne wissen, wo das ist, denn das habe ich noch nie gesehen.» Er werde dem nachgehen, versprach der südafrikanische Präsident.
Trump übergibt Papierstapel mit scheinbaren Beweisen
Trump hielt auch ausgedruckte Artikel über angebliche Gewalt an weissen Landwirten in die Höhe, ging die Seiten einzeln durch und kommentierte dazu: «Tod, Tod, Tod.» Am Ende übergab er seinem Amtskollegen den Stapel an Papieren.
Ramaphosa bemühte sich wiederholt, die Lage zu entspannen und betonte, wenn es Probleme gebe, müsse man unter Partnern darüber reden. Er sei bereit, über alles zu reden – ohne das Beisein von Reportern.
Der südafrikanische Präsident versuchte auch mehrfach, Trump zu schmeicheln und ihn mit politischen Angeboten – etwa dem Zugang zu südafrikanischen Rohstoffen – milder zu stimmen.
Trumps Vorwürfe an Südafrika
Trump wirft Südafrika unter anderem vor, «Genozid» an weissen Bauern zu begehen. Der US-Präsident beklagt eine Diskriminierung von weissen Minderheiten in Südafrika, insbesondere der sogenannten Afrikaaner, die Nachfahren niederländischer Siedler sind. Sie führten in Südafrika bis Anfang der 1990er-Jahre das rassistische Apartheid-Regime an, das die schwarze Bevölkerungsmehrheit systematisch diskriminierte.
Trump stört sich besonders an einem Gesetz, das Landenteignungen im öffentlichen Interesse erlaubt, um Ungleichheiten aus der Apartheid-Zeit auszugleichen.
Der Grossteil der landwirtschaftlichen Flächen in Südafrika ist weiter im Besitz von Angehörigen der kleinen weissen Minderheit. Anfang Februar hatte Trump Hilfen für Südafrika eingefroren. Im März hatten die USA zudem den Botschafter des Landes ausgewiesen.
Kürzlich hatten die USA eine erste Gruppe der weissen Südafrikaner aufgenommen und ihnen Flüchtlingsstatus erteilt – obwohl Trumps Regierung die Aufnahme von Flüchtlingen etwa aus Kriegs- und Krisengebieten weitestgehend gestoppt hat. Kurz vor der Ankunft der Afrikaaner hatte Trump von einem «Genozid» an weissen Bauern in Südafrika gesprochen.
Die südafrikanische Regierung weist die Vorwürfe entschieden zurück und kritisiert die Übersiedlung scharf. Ramaphosa reiste nach Washington, um die Spannungen zwischen beiden Ländern abzubauen.