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USA unter Trump Nationalgarde ist in Washington nicht erwünscht

Offiziell will der US-Präsident die Kriminalität in der Hauptstadt bekämpfen. Die Bevölkerung sieht das aber kritisch.

«Free D.C.!», skandieren einige Hundert Demonstrantinnen und Demonstranten: «Befreit Washington!». Sie kämpfen für ihre Stadt und wehren sich gegen die militärische Präsenz. Es gefalle ihr nicht, was sie in ihrer Stadt sehe, sagt die 26-jährige Jane: «Wir wollen keine Nationalgardisten hier.»

Auch die etwas ältere Donna findet es wichtig, allen zu zeigen, dass sie versuchten, die Besetzung von D.C., wie sie es nennt, zu beenden. Die Mehrheit der Bevölkerung in der Hauptstadt, einer Hochburg der Demokratischen Partei, denkt so wie Jane und Donna.

Demonstrierende In Washington.
Legende: Für diese Demonstrierenden ist klar: Die Nationalgarde ist in der Hauptstadt nicht willkommen. SRF/Barbara Colpi

In einer Umfrage der «Washington Post» sprachen sich rund 80 Prozent gegen die Präsenz der Nationalgarde in D.C. aus. Donald Trump rechtfertigt den Einsatz unter anderem mit der hohen Kriminalitätsrate. Tatsächlich gehörte Washington vor zwei Jahren zu den US-Städten mit den höchsten Mordraten pro Einwohner und mit einer überdurchschnittlich hohen Anzahl bewaffneter Raubüberfälle und gewaltsamer Autodiebstähle.

Ich denke, in gewissen Teilen von D.C. gibt es zwar nach wie vor eine hohe Kriminalität. Aber, was jetzt geschieht, ist falsch.
Autor: Andrew Rentner, der in Washington D.C. lebt

Doch die Stadt hat grosse Anstrengungen unternommen: Die Kriminalität ging markant zurück und ist gemäss offiziellen Zahlen der Stadt nun so tief wie zuletzt vor dreissig Jahren. Die Trump-Regierung zweifelt diese Zahlen an, und das Justizdepartement hat eine Untersuchung eingeleitet.

Rentner Andrew hält ein Schild in der Hand, auf dem steht: «National Guard Go Home». Er lebt seit über vierzig Jahren in Washington: «Ich denke, in gewissen Teilen von D.C. gibt es zwar nach wie vor eine hohe Kriminalität. Aber was jetzt geschieht, ist falsch.»

Befürwortende in der Minderheit

Andrew befürchtet jedoch, dass es doch die einen oder anderen gebe, die Trump recht geben. Diese Stimmen sind in der klaren Minderheit. Ein Türsteher vor einem Hotel unterstützt den Plan von Trump, in Washington aufräumen zu wollen. Seinen Namen will er nicht nennen.

Nationalgarde in Washington.
Legende: Rund 2000 Nationalgardistinnen und -gardisten patrouillieren, neu auch bewaffnet, in Washington D.C. Das prägt das Stadtbild. SRF/Barbara Colpi

Auch Donna bestreitet nicht, dass Washington mit den Herausforderungen einer Grossstadt zu kämpfen habe. Doch darum gehe es Trump gar nicht: «Es ist lächerlich. Viele Truppen der Nationalgarde sind an touristischen Orten platziert, beim Bahnhof oder bei den Sehenswürdigkeiten. Touristinnen und Touristen machen Selfies, doch Trump will die Menschen einschüchtern.» Und das sei erst der Anfang.

D.C. als Test für weitere Städte

Dies beunruhigt auch den Studenten Peter. Es gehe um viel mehr, sagt er: «Was jetzt geschieht, sollte alle Amerikanerinnen und Amerikaner erschrecken, denen es wichtig ist, dass ihre Stimmen Gewicht haben. Es sollten nicht nur ein paar Hundert auf die Strasse gehen, sondern Tausende im ganzen Land.»

Die Nationalgarde, die Trump in die Hauptstadt geholt hat.
Legende: Für Touristinnen und Touristen ein ungewöhnliches Fotosujet, für viele Menschen in Washington eine Provokation: die Nationalgarde, die Trump in die Hauptstadt geholt hat. SRF/Barbara Colpi

Der Einsatz der Nationalgarde in D.C. ist vorerst auf dreissig Tage beschränkt, so sieht es das Notstandsgesetz vor, auf das Trump sich beruft. Doch der Präsident hat bereits angekündigt, dass er eine Verlängerung wünscht. Zudem sprach er auch offen davon, dies als einen Test zu sehen. Denn künftig wolle er dies auch auf weitere Städte ausweiten.

Rendez-vous, 26.08.2025, 12:30 Uhr;brus

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