- Die indische Regierung begründet die geplante Abschiebung der Rohingya mit Terrorgefahr.
- Auch andere Zufluchtsländer wollen ihre Politik gegenüber den Rohingyas verschärfen.
- Übers Wochenende strömten weiter Tausende von Flüchtlingen nach Bangladesch.
- UNO-Generalsekretär Antonio Guterres befürchtet eine Katastrophe und appelliert an Burma, das Land solle die Vertreibungen stoppen.
Guterres wandte sich direkt an Burmas starke Frau Aung San Suu Kyi, die am Dienstag eine Rede an die Nation halten will. Sie habe eine letzte Chance, die Situation unter Kontrolle zu bringen – ansonsten gebe es eine entsetzliche Tragödie. Guterres erwartet, dass eine Landesführerin die Armee zurückhalten und die Lage umkehren könne.
Bereits mehr als 410'000 Rohingyas sind seit dem 25. August nach Bangladesch geflüchtet, und die letzte grosse Fluchtwelle bricht nicht ab: Am Wochenende sind erneut Zehntausende über die Grenze nach Bangladesch gelangt. Die Lager im Nachbarland sind laut dem UNO-Flüchtlingshilfswerk UNHCR überfüllt.
Geflüchtete sind für Indien «Terrorgefahr»
Die Nachbarländer von Burma verschärfen ihre Politik gegenüber den Flüchtlingen: In Bangladesch dürfen sie ihre Lager nicht mehr verlassen.
Die indische Regierung hat die geplante Abschiebung von Tausenden Rohingya-Flüchtlingen mit Terrorgefahr begründet. Viele der Rohingya spielten eine Rolle bei den «mutmasslichen finsteren Plänen» extremistischer Gruppen wie dem pakistanischen Militärgeheimdienst ISI und der Terrormiliz Islamischer Staat, hiess es in einer schriftlichen Erklärung der Regierung an das Oberste Gericht.
In Indiens Hauptstadt Neu Delhi fand am Montag eine Verhandlung über eine Klage zweier Rohingya-Flüchtlinge gegen die Pläne der Regierung statt, die geschätzt 40'000 Rohingya in Indien abzuschieben. Am 3. Oktober wird weiter verhandelt.
Solidarität in muslimischen Ländern
In muslimischen Ländern hat das Schicksal der Rohingyas aber auch eine Welle der Solidarität ausgelöst: In Pakistan, Malaysia und Indonesien gab es Demonstrationen für die Rohingyas. Die Proteste sind aber in Bangladesch am grössten.
Am Montag sind Tausende Muslime, in weisse Gewänder gekleidet, auf die burmesische Botschaft in der Hauptstadt Dacca gestürmt, um gegen die Gewalt gegenüber der muslimischen Minderheit zu protestieren.
Die lokale Polizei spricht von 10'000 Personen, die dem Ruf einer islamistischen Gruppierung gefolgt sind. Die bengalischen Islamisten fordern, dass ihr Land mit Burma in Krieg tritt und im burmesischen Grenzstaat Rakhine interveniert. Dieser ist das Kerngebiet der Rohingyas.