Sexskandal im Parlament: Erneut sorgen australische Politiker mit einem Sexskandal für unrühmliche Schlagzeilen. Ein Video zeigt einen Mann, der vor dem Schreibtisch einer Abgeordneten masturbiert. Der Skandal kommt nur Wochen, nachdem eine Stabsmitarbeiterin schwere Vorwürfe gegen einen Vorgesetzten geäussert hatte: Justizminister Christian Porter soll die Frau vor 33 Jahren vergewaltigt haben. Potter streitet dies ab. Premierminister Scott Morrison hat sich zu den Vorwürfen nicht geäussert, Porter bleibt im Amt.
Gesellschaftliches Problem: «Das neueste Video ist nur die Spitze des Eisbergs», sagt SRF-Mitarbeiter Urs Wälterlin in Australien. Seit Wochen löse ein Sexskandal den anderen ab, allesamt beträfen die konservative Partei von Morrison. So gebe es auch Berichte über Sexorgien im Gebetszimmer des Parlamentsgebäudes. Alle diese Vorfälle zeigten aber vor allem eines: «Die Respektlosigkeit vieler Männer Frauen gegenüber», so Wälterlin. Das betreffe jedoch nicht nur das Parlament, sondern die gesamte australische Gesellschaft.
Frauen fördern: Als Reaktion auf die Vorfälle kündigte Morrison an, das Problem damit angehen zu wollen, dass Frauen in Politik und Verwaltung gefördert werden sollten. Das werde aber keineswegs genügen, sagt Wälterlin: «Zu viele australische Männer scheinen ein allzu bedenkliches Bild von Frauen zu haben.» Die Frau werde auf ihre Rolle als gehorsame Hausfrau, Mutter und Bettgespielin reduziert. «Auch Morrison hat indirekt immer wieder ein solches Frauenbild vermittelt.» So sehe man Morrisons Frau jeweils bloss im Hintergrund, doch reden habe er – Wälterlin – sie noch nie gehört.
Mögliche Folgen für Morrison: Die Sexskandale haben jetzt auch Auswirkungen auf die konservative Partei und Morrisons Regierung. «Sie kann ihre übliche Strategie nicht mehr verfolgen – einfach zu warten, bis Gras über den Skandal gewachsen ist», sagt der SRF-Mitarbeiter. Normalerweise seien ähnliche Skandale wegen der politischen Apathie in Australien bis zur nächsten Wahl vergessen. Doch diesmal könnte es anders sein, meint Wälterlin: «Jetzt beginnen sich die konservativen Medien gegen Morrison zu wenden.» In der Vergangenheit habe das für einen Premierminister stets bedeutet, dass er bald fallen gelassen werde.