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Verlust von Frontstadt Rückschlag für die Ukraine: Wie wichtig ist Awdijiwka?

Die Ukrainer haben sich aus der Frontstadt zurückgezogen. Noch weiter dürften die Russen aber vorerst nicht vorrücken. Eine Einordnung.

Was ist passiert? Die ukrainische Armee muss im Krieg gegen die russischen Invasoren einen schweren Rückschlag hinnehmen: Sie zieht sich aus der seit Monaten stark umkämpften ostukrainischen Stadt Awdijiwka zurück und hat sich auf einer neuen zweiten Verteidigungslinie westlich der Industriestadt festgesetzt. «Angesichts der operativen Lage um Awdijiwka habe ich beschlossen, unsere Einheiten aus der Stadt abzuziehen und auf günstigeren Linien in die Verteidigung zu gehen, um eine Einkreisung zu vermeiden und das Leben und die Gesundheit der Soldaten zu schützen», begründete der neue ukrainische Oberbefehlshaber Olexander Sirski auf X. Beim Rückzug sind laut Militärangaben auch ukrainische Soldaten in russische Gefangenschaft geraten.

Es ist ein schwerer Schlag für die Ukraine.
Autor: David Nauer SRF-Ukrainekorrespondent

Wie wichtig ist Awdijiwka? Noch vor dem ukrainischen Rückzug aus Awdijiwka hat das US-Institut für Kriegsstudien (ISW) eine Eroberung der Stadt als nicht strategisch bedeutend für Russland bezeichnet. SRF-Ukrainekorrespondent David Nauer sieht die russische Einnahme insofern als nicht bedeutend, als dass es jetzt für die Russen nicht einfacher werde, weiter vorzurücken. Es sei nicht zu erwarten, dass die Russen nun über die Stadtgrenzen hinaus vorstossen könnten, wie es auch bei der Eroberung von Bachmut nicht der Fall war.

Aber symbolisch sei der Rückzug sehr wichtig, sagt Nauer weiter. Denn Awdijiwka sei eine Stadt, die die Ukraine seit 2014 zuerst gegen die russischen Separatisten verteidigte und seit Kriegsbeginn gegen die russischen Streitkräfte halten konnte. Sie sei seit der Invasion der östlichste ukrainische Vorposten gewesen. «Dass die Stadt nun gefallen ist, ist ein schwerer Schlag für die Ukraine und auch demoralisierend», sagt Nauer. Auf russischer Seite werde dies natürlich propagandistisch ausgeschlachtet.

Was sagt die Ukraine? Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat den Abzug seiner Truppen an der Münchner Sicherheitskonferenz als «logische, gerechte und professionelle Lösung» zum Schutz der Leben der Soldaten bewertet. Der kommandierende General für diesen Frontabschnitt im Donbass, Olexander Tarnawski, schrieb auf Telegram: «In einer Situation, in der der Feind unter ständigem Bombardement über die Leichen seiner eigenen Soldaten vorrückt und dabei einen Vorteil von zehn zu eins hat, ist dies die einzig richtige Entscheidung.»

Bewaffnete russische montieren die russische Flagge über einer Statue.
Legende: Auf Social Media kursiert ein Video, auf dem zu sehen sein soll, wie russische Soldaten über einer Statue im Stadtpark von Awdijiwka die russische Flagge montieren. Screenshot aus X/@S.L. Kanthan

Was sagt Russland? Das russische Militär äusserte sich zunächst nicht zur veränderten Frontlage bei Awdijiwka. Russische Truppen hatten seit Oktober 2023 unter hohen Verlusten versucht, Awdijiwka zu erobern.

Wie geht es weiter? Die ukrainische Armee hat mit der Ankündigung des Rückzugs klargestellt, dass sie Awdijiwka nicht aufgeben werde und zurückkehren wolle. Das sei im Moment «komplett unrealistisch», sagt Nauer. Er habe selbst vor einigen Tagen eine ukrainische Stellung an der Front bei Awdijiwka besucht und den massiven Munitionsmangel der Ukraine beobachten können. Dies sei auch der Hauptgrund für den Fall von Awdijiwka gewesen. «Die Ukraine hat zurzeit weder die Munition noch die Soldaten, um wieder in die Offensive gehen zu können», so Nauer.

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Tagesschau, 1702.2024, 13:00 Uhr ; 

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