Wohin man schaut, Krisen weltweit. Profitieren würden dabei die Reichsten, sagt Gabriela Bucher. Sie ist die Chefin von Oxfam und ist am World Economic Forum WEF in Davos vor Ort ist. «Wir müssen über die Wirtschaft sprechen und dass sie für eine privilegierte Minderheit funktioniert, insbesondere in Europa und in Nordamerika. Dem Rest der Welt geht es im Allgemeinen nicht besser.» Im Gegenteil, die Ungleichheit habe zugenommen. Seit Beginn der Pandemie kamen zwei Drittel des weltweiten Vermögenszuwachses dem reichsten Prozent der Weltbevölkerung zugute. Die anderen 99 Prozent müssen sich mit dem Rest begnügen.
Das System neu denken
Dies geht aus dem heute veröffentlichten Bericht von Oxfam mit dem Namen «Survival of the Richest» (auf Deutsch: «Überleben der Reichsten») hervor. Oxfam ist ein internationaler Verbund von Hilfs- und Entwicklungsorganisationen. Dieses System müsse neu gedacht werden, sagt Gabriela Bucher. Oxfam fordert deshalb neben weltweiten Vermögenssteuern für Superreiche auch Steuern auf Gewinne von Konzernen, die während den Krisen hohe Gewinne verbuchen konnten.
Es stellt sich nun die Frage, wie realistisch das ist und wie sichergestellt würde, dass die eingezogenen Steuergelder den Menschen zugutekämen, die sie am dringendsten nötig haben.
«Ich finde, das ist ein seltsames Argument», sagt Bucher dazu. «Als würde man sagen: Weil der Eimer ein Loch hat, sollten wir erst gar keinen Eimer haben. Es ist doch auch im Interesse der wenigen Personen, die Reichtum und Macht anhäufen, dass wir eine Gesellschaft und einen Planeten haben, die nachhaltig sind.»
Das ist Oxfam:
In Ihrer Studie fordert Oxfam eine Vermögenssteuer von bis zu fünf Prozent im Fall von Milliardären. Diese würde im Jahr 1.7 Billionen US-Dollar einbringen, so Bucher.
Zehnjahresplan gegen Hunger
«Das reicht aus, um die Armut zu beenden und reicht für einen Zehnjahresplan, um den Hunger zu beenden.» Im Bericht geht Oxfam von zwei Milliarden Menschen aus, die aus der Armut befreit würden. Weltweit hungern laut UNO-Zahlen über 800 Millionen Menschen, etwa am Horn von Afrika, in Ländern wie Somalia, wo derzeit eine extreme Dürre herrscht. Das WEF in Davos sieht Bucher deshalb als geeigneten Anlass, um über diese Themen zu diskutieren.
«Dialog ist wichtig, auch wenn man nicht immer derselben Meinung ist. Man hört verschiedene Perspektiven. Einige Staaten wie Spanien und die Schweiz haben bereits eine Vermögenssteuer. Bei anderen muss ich noch mehr Überzeugungsarbeit leisten.» Denn sie habe die Hoffnung nicht aufgegeben, sagt Gabriela Bucher. Das Geld sei da, um eine fairere Gesellschaft zu ermöglichen.