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Vollständige Erholung UNO-Experten: Die Ozonschicht schliesst sich wieder

Um was geht es? Die Ozonschicht in rund 30 Kilometern Höhe erholt sich wieder, wie UNO-Experten bei der Jahrestagung der American Meteorolgical Society in Denver mitteilten. Erholt sich die Ozonschicht weiter wie prognostiziert, wird sich das Ozonloch abseits der Pole bis 2040 geschlossen haben. Bei den Polen wird es länger dauern. Über der Arktis wird es sich im Jahr 2045 schliessen und über der Antarktis 2066.

Vor knapp vier Jahrzehnten hat der Kampf gegen das Ozonloch mit dem Montreal-Protokoll von 1987 begonnen. Damals wurden die Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) verboten. Eine chemische Verbindung, die vor allem als Kühlmittel in Kühlschränken und als Treibgas in Spraydosen verwendet wurde. Das Gas schädigt die Ozonschicht, welche die Erde vor UV-Strahlung der Sonne schützt.

Bewertungsbericht der UNO-Experten

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Die Ozonschicht ist auf dem Weg, sich innerhalb von vier Jahrzehnten zu erholen und bis 2066 auf der ganzen Erde die Werte von 1980 (vor dem Auftreten des Ozonlochs) aufzuweisen, so die UNO-Experten.

Der Grund für den Rückgang des Ozonlochs ist dem Bewertungsbericht zufolge die Tatsache, dass «fast 99 Prozent der ozonschädigenden Substanzen» nicht mehr verwendet werden dürfen. Zu den schädigenden Substanzen gehören Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW), die früher häufig in Kühlschränken verwendet wurden und seit 1987 verboten sind.

Positive Auswirkung auf das Weltklima

Der weltweite Ausstieg aus ozonabbauenden Chemikalien kommt ebenfalls dem Klimawandel zugute. 2016 wurde mit den teilfluorierten Kohlenwasserstoffen (HFKW) eine weitere Gruppe chemischer Kältemittel verboten. Dank dieses Verbots könnte die Erderwärmung bis 2100 um 0.3 bis 0.5 Grad abschwächen, schreiben die Experten.

HFKW werden etwa in Kühlschränken, teilweise auch in Wärmepumpen oder Klimaanlagen eingesetzt. HFKW greifen zwar nicht die Ozonschicht an, sind aber deutlich schädlicher für das Klima als etwa CO2.

Schwankungen wegen Wetterverhältnissen

Zwischen 2019 und 2021 kam es zu Schwankungen in der Grösse des antarktischen Ozonlochs. So war 2019 das Ozonloch vergleichsweise sehr klein und 2021 wieder sehr gross. Diese Schwankungen wurden weitgehend von meteorologischen Bedingungen bestimmt, so die Experten. Dennoch hat sich das Ozonloch in der Antarktis seit dem Jahr 2000 langsam in Fläche und Tiefe erholt.

Die neueste Bewertung basiert auf umfangreichen Studien, Forschungen und Daten, die von einer grossen internationalen Expertengruppe zusammengestellt wurden.

Warum ist es so wichtig, dass sich die Ozonschicht wieder erholt? «Die Ozonschicht ist eine Schutzschicht für das Leben auf der Erde», sagt Wissenschaftsredaktorin Katharina Bochsler. Sie hält den Grossteil der ultravioletten (UV-) Strahlung, die von der Sonne kommt, in der Atmosphäre zurück. Damit schützt die Ozonschicht Menschen, Tiere, Pflanzen und andere Organismen vor Strahlenschäden. UV-Strahlung ist krebserregend. Sie kann die Haut und die Augen kurz- und langfristig schädigen.

Was sind die Ursachen eines Ozonlochs? Ein Ozonloch bildet sich, wenn viele Ozonmoleküle zerstört werden. Ursache können verschiedene Gase sein. Vor allem die sogenannten Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) schädigen die Ozonschicht stark. Sie haben eine Lebensdauer von 50 bis 100 Jahren. Bis die Ozon-abbauenden Stoffe in der Stratosphäre wieder auf einem Niveau wie vor den 1980er-Jahren sind, dauert es daher noch ein paar Jahrzehnte. 

Das Bild zeigt die Erdkugel von Unten. Ein grosser blauer Fleck liegt über der Antarktis. Dieser Fleck ist das Ozonloch.
Legende: Im September des Jahres 2000 veröffentlichte die Nasa ein Bild des Ozonlochs über der Antarktis, welches sich damals über 28.3 Milionen Quadratkilometer erstreckte. Reuters/ National Aeronautics and Space Administration

Welche Auswirkungen hat es auf den Klimawandel, wenn sich das Ozonloch wieder schliesst? Ozonlöcher trieben die Erderwärmung an, sagt Bochlser. Wenn sich die Ozonschicht, wie jetzt prognostiziert, wieder schliessen kann, mildert dies den Klimawandel. Die Autoren des UNO-Berichts rechnen damit, dass die vereinbarten Verbote ozonschichtschädigender Stoffe die Erderwärmung bis zum Jahr 2100 um 0.3 bis 0.5 Grad abschwächen könnte.

Warum haben die Massnahmen zum Schutz der Ozonschicht so gut funktioniert? Zum einen habe dies damit zu tun, dass die schädigenden Faktoren klar identifizierbar waren und gezielt verboten werden konnten, so Bochsler.

Das Ozonloch gehörte einst zu den am meisten gefürchteten Gefahren für die Menschheit.
Autor: Katharina Bochsler Wissenschaftsredaktorin SRF

Andererseits habe der Erfolg auch damit zu tun, dass sich nach den Verboten sehr schnell Erfolge einstellten. «Wenn Erfolge innerhalb verhältnismässig kurzer Zeit auftreten, sind wir Menschen eher zum Verzicht oder zu Verhaltensänderungen bereit.»

Wie bedeutend sind solche Erfolge? «Das Ozonloch gehörte einst zu den am meisten gefürchteten Gefahren für die Menschheit», sagt Bochsler. Dass sich das Ozonloch nun in den nächsten rund 40 Jahren schliessen könne, sei ein Erfolg.

Die Bemühungen für die Ozonschicht können auch ein Vorbild für klimaschonendes Verhalten sein, so Bochsler. Das setzte aber nicht nur persönliche Veränderungen voraus, sondern auch Bedingungen, die solches begünstigen. Zum Beispiel, indem die Industrie umweltschonendere Technologien entwickelt. Genau wie dies zum Schutz der Ozonschicht geschehen ist.

SRF 4 News, 09.01.2022, 19:00 Uhr ; 

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