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Die Frage aller Fragen: Gibt es intelligentes Leben im All?
Aus Echo der Zeit vom 01.08.2023. Bild: Keystone/Shell Alpert
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Vom Mythos zur Wissenschaft Dem Unerklärbaren auf der Spur: Die Suche nach UFOs läuft

Die Erforschung von UFOs ist raus aus der Schwurblerecke. Die Wissenschaft hofft auf bahnbrechende Erkenntnisse.

Gibt es intelligentes Leben im All? Diese Frage treibt die Menschheit seit jeher um. Immer wieder lassen Berichte über nicht identifizierte Flugobjekte aufhorchen. Immer wieder heisst es auch, dass die Behörden mehr wüssten, ja sogar bereits über geheime, ausserirdische Technik verfügten – das aber verschweigen und vertuschen würden. Besonders in den USA.

Vor einem Ausschuss des US-Repräsentantenhauses fand in der vergangenen Woche denn auch eine Anhörung statt. Zwei frühere Militärpiloten und ein ehemaliger Geheimdienstmitarbeiter berichteten von Sichtungen nicht identifizierter Flugobjekte.

«UFO»-Anhörung im US-Kongress

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Legende: David Grusch bei der Anhörung in Washington. Keystone/EPA/Jim Lo Scalzo

Ex-Geheimdienstmitarbeiter David Grusch sagte unter Eid, er habe mit Beamten gesprochen, die aus erster Hand Erkenntnisse über Flugobjekte hätten. Daraus seien demnach «nicht-menschliche» Überreste geborgen worden. Grusch bezeichnete solche Objekte laut CNN als Problem für die nationale Sicherheit der USA.

Da die meisten seiner Informationen vertraulich seien, könne er in einer öffentlichen Sitzung nicht darüber sprechen, sagte der frühere Geheimdienstmitarbeiter. Das US-Verteidigungsministerium kommentierte seine Darstellung laut CBS zunächst nicht. Die beiden Ex-Piloten berichteten ihrerseits von eigenen Sichtungen unidentifizierter Objekte. Viele Vorfälle würden nicht gemeldet, weil Piloten etwa Angst um ihren Job hätten, bemängelten sie.

Die Abgeordneten sprachen sich für mehr Transparenz der Regierung bei dem Thema aus. «Ich denke, wir werden uns anschauen, was wir machen können, um mehr dieser Informationen öffentlich zu machen», sagte der republikanische Abgeordnete Glenn Grothman zum Abschluss der Anhörung. Der Sender CBS zitierte den Republikaner Tim Burchett aus Tennessee: «Wir werden die Vertuschung aufdecken, und ich hoffe, dass dies nur der Anfang von vielen weiteren Anhörungen ist und dass sich noch viel mehr Menschen zu diesem Thema äussern.»

Was ist an den Schilderungen dran? Hakan Kayal ist Professor für Raumfahrttechnik an der Universität Würzburg. Zu seinem Aufgabengebiet gehört unter anderem die Suche nach ausserirdischer Intelligenz.

Grundsätzlich gebe es Schilderungen wie diejenigen der amerikanischen Militärpiloten schon seit über 70 Jahren. «Ich gehe davon aus, dass bei einem kleinen Teil dieser Sichtungen etwas dran ist: In dem Sinne, dass die Piloten etwas gesehen haben, das sie nicht erklären können.»

Der Himmel als Freiluftlabor

Der grösste Teil der Sichtungen beruht für den Raumfahrtexperten auf Täuschungen und falschen Wahrnehmungen. Auch technische Artefakte oder geheimdienstliche Aktivitäten könnten Fragen aufwerfen, die sich nicht unmittelbar klären lassen. «Ein Teil der Beobachtungen ist aber so interessant, dass es notwendig ist, ihnen wissenschaftlich nachzugehen.»

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Ex-Militärpilot Ryan Graves: «UFOs sind in unserem Luftraum, sie werden aber unzureichend erfasst» (engl.)
Aus News-Clip vom 27.07.2023.
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Die «UFO-Forschung» wurde lange belächelt. Wer eine fliegenden Untertasse am Himmel erblickte (oder es meinte), machte sich der Schwurbelei verdächtig. Wer sich dem Phänomen wissenschaftlich anzunähern versuchte, ebenfalls. Mittlerweile gibt es aber dies- und jenseits des Atlantiks ernsthafte und hochdotierte Forschungsprojekte – auch vonseiten der Nasa.

Die Wissenschaft spricht heute nicht mehr von unbekannten Flugobjekten («Unknown Flying Objekts», UFOs), sondern von unbekannten Himmelsphänomenen («Unidentified Aerospace Phenomena», UAP»). Von der Suche nach diesen UAPs erhofft sich Kayal vor allem eines: «Wir wollen neue Dinge entdecken, die dazu beitragen, dass wir unsere Welt besser erklären können.»

Paradigmenwechsel durch Geheimdienstbericht

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Im Juni 2021 veröffentlichte das US-Verteidigungsministerium einen Bericht, der für den Raumfahrtexperten Hakan Kayal ein entscheidender Schritt dafür war, dass das Forschungsfeld zu mehr Anerkennung fand. Darin wurden 140 Ereignisse mit unidentifizierten Objekten am Himmel zusammengetragen. Abschliessendes förderte der Bericht nicht zutage. Aber: «Durch den Bericht wurde offiziell bestätigt, dass es UFOs gibt. Das war ein Paradigmenwechsel.» Jahrzehntelang hätten die US-Behörden abgewunken bei der Frage, ob unbekannte Flugobjekte tatsächlich existieren würden. «Plötzlich war die Antwort: Ja, es gibt UFOs. Aber wissen nicht, was sie sind – und deswegen sollten sie erforscht werden.»  

Am Zentrum für Extraterrestrik in Würzburg ist Kayal mit seinen Forschungskollegen zu dieser Mission aufgebrochen. Und er sieht sich in bester Tradition: «Auch zu früheren Zeiten hat die Wissenschaft unbekannte Phänomene beobachtet – und erst nachdem man sie ernst genommen und geforscht hat, hat man Erkenntnisse daraus gewonnen.»

Meteorenschauer am Nachthimmel
Legende: Ein Flugobjekt, das lange von der Wissenschaft verkannt wurde, waren laut Kayal Meteoren: Denn es galt der zweifelhafte Grundsatz, dass Steine nicht vom Himmel fallen können. Er plädiert deswegen für Wissenschaft ohne Scheuklappen und Dogmen. Keystone/EPA/Rafa Alcaide

Das tönt bescheiden. Doch Kayal verfolgt hochfliegende Ziele: «Wir sollten den Himmel als Freiluftlabor betrachten, in dem offensichtlich merkwürdige Dinge passieren. Dadurch können wir unser physikalisches Wissen von der Welt erweitern.»

Wir könnten aus der Erforschung dieser Phänomene etwas lernen, das für die gesamte Menschheitsgeschichte von allergrösster Bedeutung ist.
Autor: Hakan Kayal Professor für Raumfahrttechnik an der Universität Würzburg

Allein: Bei der Untersuchung von UAPs müssen sich die Forschenden oft auf persönliche Erfahrungsberichte stützen. Harte Daten sind Mangelware. Für Kayal ist genau das das Kernproblem: «Wir brauchen objektive Daten, die von Instrumenten gesammelt werden. Wir müssen Methoden und Algorithmen entwickeln, um speziell nach diesen UAPs zu suchen.»

Letztlich könne ihre Erforschung helfen, Wissenslücken zu schliessen – und dem Homo sapiens buchstäblich Flügel verleihen. «Wir könnten aus der Erforschung dieser Phänomene etwas lernen, das für die gesamte Menschheitsgeschichte von allergrösster Bedeutung ist.»

Echo der Zeit, 01.08.2023, 18 Uhr;

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