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Vor Beitritt zur Eurozone Zehntausende demonstrieren in Bulgarien gegen Korruption

  • In Bulgarien sind Zehntausende Menschen bei regierungskritischen Protesten gegen Korruption auf die Strassen gegangen.
  • Die Demonstration auf dem Parlamentsplatz in der Hauptstadt Sofia am Montag war laut der Nachrichtenagentur AFP die grösste Kundgebung seit Jahren.
  • Die Menschen forderten mit Rufen wie «Mafia» und «Rücktritt» einen Regierungswechsel, wie die AFP beobachtete.

Seit Mittwoch protestieren Menschen in Sofia gegen den Haushaltsentwurf für 2026, der ihrer Ansicht nach die im Land grassierende Korruption verschleiert. Bulgarien tritt am 1. Januar 2026 der Eurozone bei. Somit ist der neue Haushalt der erste, der in Euro berechnet wird.

«Wir sind hier, um für unsere Zukunft zu demonstrieren. Wir wollen ein europäisches Land sein und kein Land, das von Korruption und der Mafia regiert wird», sagte eine 21-jährige Demonstrantin. Auch in weiteren Städten des EU-Lands wurde Medienberichten zufolge am Montag demonstriert.

Ausschreitungen nach Kundgebung

Nachdem die Hauptdemonstration geendet hatte, kam es zu Zusammenstössen mit der Polizei. Einige Demonstrierende, die ihre Gesichter verdeckten, attackierten die Zentrale der DPS-Partei, welche die Regierung unterstützt, mit Steinen und Flaschen. Sie warfen zudem Feuerwerkskörper auf die Polizei. Die Beamten setzten Tränengas ein. AFP-Reporter beobachteten mehrere Festnahmen. Auch ein nahegelegenes Büro der regierenden konservativen Gerb-Partei wurde verwüstet.

Präsident Rumen Radev forderte ein Ende der Gewalt, die er als «Provokation der Mafia» bezeichnete, und den Rücktritt der Regierung. «Es gibt nur einen Ausweg: Rücktritt und vorgezogene Neuwahlen», erklärte er im Onlinedienst Facebook.

Mehrere Neuwahlen

Nach massiven Antikorruptionsprotesten im Jahr 2020 gegen die damalige Regierung unter Ministerpräsident Bojko Borissow hat das südosteuropäische Land bereits sieben vorgezogene Neuwahlen erlebt. Borissows Gerb-Partei gewann die letzten Wahlen im vergangenen Jahr und führt die derzeitige Koalitionsregierung an.

Im Korruptionswahrnehmungsindex der Organisation Transparency International landete Bulgarien neben Ungarn und Rumänien auf dem letzten Platz unter den EU-Mitgliedstaaten.

 

SRF 4 News, 2.12.2025, 5 Uhr ; 

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