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Währung im freien Fall Argentiniens Wirtschaftskrise verschärft sich

  • Der Währungsverfall in Argentinien nimmt alarmierende Ausmasse an: In zwölf Monaten hat die Währung gegenüber dem US-Dollar massiv an Wert verloren.
  • Vor einem Jahr erhielt man für 17 argentinische Peso einen Dollar. Heute sind dafür 34 Peso erforderlich.
  • Die Investoren befürchten einmal mehr, das Land könne seine Schulden nicht zurückzahlen.

Es herrscht Aufregung in Argentinien – einmal mehr. Die Regierung ist wegen des Währungsabsturzes von allen Seiten unter Druck. Die Gewerkschaften rufen im September zum zweiten Generalstreik auf. Und das neoliberale Lager fordert, die graduelle Sparpolitik aufzugeben und ganz unzimperlich, den Rotstift anzusetzen bei den Sozialprogrammen.

Das Vertrauen in die Wirtschaftskompetenz der Regierung schwindet. Die Folge davon sind die Schwächeanfälle des Peso. Die Regierung verteidigt ihren Kurs, improvisiert aber auf abenteuerliche Art und Weise.

Aversion der Investoren – trotz konservativer Regierung

Heute hob die Zentralbank die Leitzinsen auf 60 Prozent an. Doch nicht einmal die Aussichten auf schnellen Gewinn stimmen die Investoren gnädig. Es fliesst einfach kein Geld nach Argentinien und schon gar nicht solches, das produktiv investiert und die Wirtschaftsleistung verbessern würde. Die Aversion der Investoren gegen das Risiko in bestimmten Schwellenländern bekommt die Türkei zu spüren, aber auch Argentinien.

Dass dort eine konservative, wirtschaftsfreundliche Regierung wirkt – das allein zerstreut keine Bedenken. Im Gegenteil: In Schüben hält die Flucht aus dem argentinischen Peso an. Das Konzept, mit dem Staatspräsident Mauricio Macri Argentinien wirtschaftlich neu aufstellen will, geht nicht auf. 30 Milliarden Dollar hält der Internationale Währungsfonds (IWF) für Argentinien bereit. Aber auch diese Beruhigungspille entfaltet kaum Wirkung.

Macri
Legende: Präsident Macri muss erneut beim IWF anklopfen: Seine Versprechungen, Argentiniens angeschlagene Wirtschaft zu stärken, verpuffen. Keystone

Die massive Neuverschuldung ist Teil des Wirtschaftsprogrammes der Regierung. Den Anlegern bereitet das zunehmend Sorgen. Die Regierung finanziert damit das Haushaltsdefizit. Aus sozialen Überlegungen will sie dieses Defizit nicht auf einen Schlag ausmerzen, sondern die Ärmsten weiterhin mit Subventionen versorgen. Etwa jeder dritte Argentinier gilt als arm.

Klettertour mit beträchtlichem Absturzrisiko

Inzwischen ist Mauricio Macri seit drei Jahren am Ruder und die Teuerung ist noch immer nicht gebändigt. Dieses Jahr werden mindestens 40 Prozent Inflation anfallen, zum Teil auch bedingt durch die Peso-Abwertung und teurere Importe. Macri war ziemlich naiv, als er seinen Wählern eine Sintflut von Investitionen versprach – sie ist Wunschdenken. Allein auf dem Bau sind dieses Jahr 50'000 Arbeitsplätze verloren gegangen. 2018 schlägt mit einer Rezession zu Buche.

Beim Trockenlegen des wirtschaftlichen Sumpfs, den er 2015 von seiner Vorgängerin Cristina Kirchner übernahm, hat sich der schwerreiche Unternehmer Macri gründlich verschätzt. Er verkaufte die Sanierung als Spaziergang. Und nun zeigt sich, dass es eine Klettertour mit beträchtlichem Absturzrisiko ist. Jedenfalls ist Argentinien noch lange nicht über den Berg.

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