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Wahlen in Brasilien Nach der Messerattacke ruht der Wahlkampf

  • Spitzen aller politischen Lager verurteilen das Attentat auf den Präsidentschaftskandidaten Jair Bolsonaro.
  • Er war an einer Wahlkampfveranstaltung in der Stadt Juiz de Fora im Bundesstaat Minas Gerais mit einem Messer attackiert worden.
  • Ein Verdächtiger wurde festgenommen.

Es werde wohl zwei Monate dauern, bis Bolsonaro wieder vollständig genesen sei, sagte ein Arzt des behandelnden Spitals. Er habe schwere innere Verletzungen erlitten und sei zeitweise in Lebensgefahr gewesen.

«Bitte betet»

Sein Sohn Flavio schrieb auf Twitter: «Bedauerlicherweise war es schlimmer, als wir dachten. Auch die Leber, die Lunge und der Darm wurden verletzt. Er verlor viel Blut, erreichte fast tot das Spital. Sein Zustand scheint nun stabil zu sein. Bitte betet.»

Auf einem Video ist zu sehen, wie Bolsonaro auf den Schultern seiner Anhänger durch die Stadt Juiz de Fora getragen wird. Plötzlich zuckt der Politiker zusammen und krümmt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht. Das Motiv für den Angriff ist noch unklar.

Der Täter wurde laut Polizei festgenommen. Es handele sich um einen 40-Jährigen aus dem Bundesstaat Minas Gerais. Er sei vermutlich geistig verwirrt. Der Anwalt des Verhafteten sagte gegenüber den Medien, dieser habe aus religiösen und politischen Gründen gehandelt, auch wegen Bolsonaros Haltung gegenüber Frauen und Ethnien.

Hetze gegen Schwarze und Homosexuelle

Bolsonaro ist der Favorit bei der Präsidentenwahl, seit ein Gericht die Kandidatur des inhaftierten Ex-Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva untersagt hat. Nach einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Ibope wollen 22 Prozent der Wähler für den früheren Fallschirmjäger stimmen. Dass er aber auch in der erwarteten Stichwahl gewinnen könnte, gilt als unwahrscheinlich.

Der Ex-Militär hetzt gegen Homosexuelle und Schwarze und verherrlicht die Militärdiktatur (1964-1985). Immer wieder schockiert er mit Entgleisungen. Einer Politikerin bescheinigte er einmal, sie habe es nicht verdient, vergewaltigt zu werden, «weil sie sehr hässlich ist». Die Anhänger von Lulas linker Arbeiterpartei sollten erschossen werden, sagte er ein anderes Mal.

Alle politischen Lager verurteilen Tat

Der «Trump Brasiliens» mischt zwar schon lange im Politikbetrieb mit, präsentiert sich neuerdings aber als Anti-System-Kandidat. Im Falle eines Wahlsiegs will er Ministerposten mit Militärs besetzen und angesichts der eskalierenden Kriminalität die Bevölkerung bewaffnen.

Trotz aller ideologischer Unterschiede verurteilten Politiker aller Couleur den Anschlag auf Bolsonaro. Präsident Michel Temer nannte den Angriff «nicht hinnehmbar», der linke Präsidentschaftskandidat Ciro Gomes sprach von «Barbarei» und Lulas Nachfolger Fernando Haddad schrieb auf Twitter: «Ich verurteile jede Gewalttat und wünsche Jair Bolsonaro gute Besserung.»

Alle Kandidaten sagten Wahlkampfveranstaltungen für heute Freitag ab. Es wird zum Unabhängigkeitstag in Brasilien mit Demonstrationen in den Städten gerechnet.

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