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Wahlen in der Türkei Erdogans Land – selbstbewusst, fromm und gespalten

Die Pendler gehen durchs Drehkreuz auf die Fähre. Von Europa nach Asien – das schafft man in der Millionenstadt Istanbul in wenigen Minuten. Und am besten geht das auf dem Wasser, sagt Leila, die regelmässig hier übersetzt. «Ganz ohne Verkehrsstau und vor eindrücklicher Kulisse».

Selbstbewusst und fromm

Sultans Paläste erinnern an die jahrhundertelange Vormacht der Türkei im Nahen Osten. Aber auch der Gestaltungswille des gegenwärtigen Präsidenten schreibt sich nach 15 Jahren an der Macht langsam in die Landschaft ein. Erdogan hat Brücken gebaut, Flughäfen und Moscheen – die Grösste thront hoch über dem Bosperus. Ein monumentales Gotteshaus, halbfertig. 63'000 Gläubige soll es fassen können, und noch in diesem Jahr eröffnet werden.

Die Moschee könnte den Namen Erdogans tragen. Eine neue Türkei, geleitet mit starker Hand, selbstbewusst und fromm – so preist sich der Präsident an.

Düstere Wirtschaftsprognosen

Leila arbeitet im Tourismus – es läuft schlecht. Und die Inflation treibt die Preise in die Höhe. Die düsteren Wirtschaftsprognosen sind ein grosses Thema im Wahlkampf. Gegen Nordosten ist der Blick frei auf die erste Bosporus-Brücke. Sie heisst neuerdings «Märtyrer-Brücke des 15. Juli» – in Erinnerung an die Niederschlagung des Putsches gegen Erdogan vor zwei Jahren.

Seither ist die Türkei im Ausnahmezustand. Es herrscht ein Klima der Repression – auch der Angst, sagen manche. Die Opposition kritisiert das scharf. Sie hat sich zusammengerauft, schickt mit Muharrem Ince einen kraftvollen Herausforderer ins Rennen. Sie glaubt schon an ihre Chance.

Tiefe Spaltung

Erdogan könnte in die Stichwahl gezwungen werden, seine AKP-Partei ihre absolute Mehrheit im Parlament verlieren – lauten manche Prognosen. Die Geschäftsfrau Leila hätte nichts dagegen. Die Jahre unter Erdogan waren vielleicht Jahre grosser Infrastruktur-Projekte. Aber sein autoritärer Regierungsstil, seine islamistische Bildungspolitik haben die Türkei auch tief gespalten.

Andererseits – der Präsident könne auf viele und treue Anhänger zählen. Sie würden ihm nicht so schnell den Rücken zukehren, glaubt sie. Pur, ihr Mann, will sich nicht auf die Äste hinauslassen. Er sehe nicht, wo die Türkei hinsteuere, sagt er nur, bevor die Fähre in Asien anlegt.

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