Zum Inhalt springen

Wahlen in Simbabwe Das «Krokodil im Schafspelz» bleibt Präsident von Simbabwe

Als Emmerson Mnangagwa vor fünf Jahren zum ersten Mal als Präsidentschaftskandidat antrat, versprach er ein «neues Simbabwe», einen wirtschaftlichen und politischen Wandel. Das musste er tun. Denn Emmerson Mnangagwa war allen Simbabwerinnen und Simbabwern bestens bekannt. Er war bis vor kurzem noch Vizepräsident von Diktator Robert Mugabe, der Simbabwe zuvor fast vier Jahrzehnte mit eiserner Faust regiert hatte.

Nach Mugabes Sturz durch das Militär 2017 übernahm Emmerson Mnangagwa das Zepter und tat alles, um sich ein neues Image zu verschaffen. Er trat nur noch mit Schal in den Farben der Flagge von Simbabwe auf und betonte in einem Interview, was für ein sanfter Mensch er sei: «I am as soft as wool».

Mitverantwortlich für Massaker

Doch die Simbabwerinnen und Simbabwer wussten stets mit wem sie es zu tun haben. Nicht umsonst hat Mnangagwa den Übernamen «das Krokodil». Als einstiger Minister für Staatssicherheit war Mnangagwa mitverantwortlich für das schlimmste Massaker in Simbabwes Geschichte. Beim sogenannten «Gukurahundi» wurden bis zu 20'000 Angehörige der Bevölkerungsgruppe der Ndebele ermordet. Bei den letzten Wahlen liess Manangagwa, damals schon Präsident, die Polizei ausrücken, um Demonstrierende zu erschiessen.

Darum nahm es in Simbabwe Emmerson Manangwa kaum jemand ab, dass unter ihm tatsächlich ein «neues Simbabwe» entstehen könnte. Und die Bevölkerung wurde darin bestätigt.

Kritische Stimmen nicht zugelassen

Die Wahlen diese Woche kamen den Wählerinnen und Wählern nur allzu bekannt vor. Stimmende wurden eingeschüchtert, die Opposition behindert, am Wahltag fehlten die Unterlagen und der Urnengang musste um einen Tag verlängert werde. Internationale Wahlbeobachter stufen die Wahlen als unzureichend frei und fair ein, die Opposition spricht von Wahlfälschung.

Das kennen die Simbabwerinnen und Simbabwer. Die Regierungspartei ZANU-PF lässt seit jeher keine kritischen Stimmen zu. Wahlen waren regelmässig von Gewalt überschattet, sie kosteten bereits mehreren Hundert Menschen das Leben.

Fast jeder zweite Bürger ist arm

Das repressive und korrupte Regime der Regierungspartei ZANU-PF, die Simbabwe seit der Unabhängigkeit 1980 regiert, wird nun also weitergehen. Die Wirtschaft des einstigen «Brotkorbs Afrikas» liegt am Boden, jedes Jahr verlassen Tausende Simbabwerinnen und Simbabwer das Land. Fast die Hälfte der Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze, hat so gut wie keinen Zugang zu Bildung und Gesundheitsversorgung. Kaum sonst wo auf der Welt ist die Inflation so hoch: Im Juni lag sie bei 176 Prozent.

Diese strukturellen wirtschaftlichen Probleme anzugehen, bräuchte den Willen und die Fähigkeit zur Veränderung. Doch Emmerson Manangagwa hat gezeigt, dass sein «neues Simbabwe» nur leere Worte sind. Die Bevölkerung wird sich darum weiterhin auf Hyperinflation, Armut und missachtete Menschenrechte einstellen müssen.

Anna Lemmenmeier

Auslandredaktorin

Personen-Box aufklappen Personen-Box zuklappen

Anna Lemmenmeier ist Auslandredaktorin zuständig für Mittelamerika, Mexiko und die Karibik. Von 2017-2024 war sie Afrika-Korrespondentin von Radio SRF und lebte in Nairobi. Davor war sie Mitglied der Wirtschaftsredaktion. Sie hat internationale Beziehungen, Geschichte und Völkerrecht an den Universitäten von Bern, Genf und Ghana studiert.

 

 

SRF 4 News, 27.08.2023, 1 Uhr

Meistgelesene Artikel