In den Büros der Hilfsorganisation Help Hellas im Athener Vorort Kifisia. Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer sortieren mit grosser Sorgfalt Kinderkleidung nach Grösse und Geschlecht, auch Bettwäsche und Spielsachen gibt es reichlich. Alles Sachspenden für die Menschen, deren Häuser und Wohnungen vor einem Monat in den Waldbrandgebieten zerstört wurden.
Gott sei Dank konnte uns meine Mutter aufnehmen, sonst wären wir immer noch in einer Sporthalle untergebracht wie so viele andere.
Unter ihnen ist auch die 47-jährige Maria mit Ehemann Thodoris. Die zierliche Frau schaut, was sie von den Sachspenden gebrauchen kann, packt Shampoo und Seife ein und Kleidung für ihren achtjährigen Sohn. Die Familie hat in Nea Penteli gewohnt, einem der Orte im Norden Athens, wo das Feuer grosse Schäden anrichtete.
Maria fängt an zu reden und ihr schiessen die Tränen in die Augen: «Ich bin zwar froh, dass wir noch am Leben sind, aber wir haben unseren ganzen Besitz verloren: unser Zuhause. Gott sei Dank konnte uns meine Mutter aufnehmen, sonst wären wir immer noch in einer Sporthalle untergebracht wie so viele andere.»
Je mehr der Klimawandel fortschreitet, desto mehr Tage mit einem sehr hohen Brandrisiko wird es geben.
Was das Feuer in Nea Penteli und dem Nachbarort Penteli angerichtet hat, ist auch einen Monat danach nicht zu übersehen: verbrannte Häuser und Autos mitten im Wohngebiet, zerstörte Pinien- und Olivenbäume; in der Luft ein strenger Aschegeruch.
Christos Giannakopoulos zeigt vom verschonten Athener Observatorium aus auf die Brandgebiete. Die Wucht des Feuers sei eine Folge der Klimakrise, sagt der Klimawissenschaftler und Forschungsleiter des Instituts: «Der Sommer war dieses Jahr sehr heiss. Die extreme Trockenheit in Kombination mit den starken Winden führte dazu, dass sich das Feuer schnell ausbreiten konnte.»
Die klimatischen Bedingungen würden sich weiter verschlechtern und die Zahl der Tage mit sehr hohem Brandrisiko werde mit fortschreitendem Klimawandel weiter steigen, ist Giannakopoulos überzeugt.
Luftqualität sinkt weiter – mehr Niederschlag in kürzerer Zeit
Für den Grossraum Athen, in dem rund die Hälfte der griechischen Bevölkerung lebt, bedeute das nichts Gutes, sagt der Klimaexperte: «Die Brände belasten die Luftqualität auch langfristig, da es ja immer weniger Bäume gibt, die die Luft filtern. Insgesamt sinkt also die Lebensqualität.»
Ausserdem beschäftigt den Wissenschaftler die Stärke der kommenden Regenfälle: «Durch den Klimawandel regnet es seltener, aber die Regenfälle im Oktober und November werden sehr stark sein und mehr Wasser in weniger Zeit bringen. Ohne Pflanzen, die die Erde halten können, müssen wir auch da mit mehr Schäden rechnen.»
Die griechische Regierung versuche dieser Gefahr entgegenzuwirken, sagt der Leiter der Waldbehörde und führende Beamte im Umweltministerium, Evangelos Goundoufas: «Wir arbeiten gerade am Erosionsschutz, damit das Erdreich nicht weggespült wird.» Noch vor Monatsende soll eine Studie vorliegen, um weitere Massnahmen in die Wege zu leiten. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit.
Zusätzlich muss in den betroffenen Waldabschnitten künstlich wieder aufgeforstet werden, denn nach mehrmaligen Feuern kann sich der Wald nicht mehr von allein erholen, wie Goundoufas erklärt. Ziel sei ein Mischwald und nicht mehr nur Nadelbäume wie Pinien: breitblättrige, feuerresistentere Bäume wie Eichen, Johannisbrotbäume, Judasbäume oder Erdbeerbäume. Angrenzend an Wohngebiete sollen sie dereinst mehr Feuerschutz bieten.