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Kalifornien will Trinkwasser aus Abwasser gewinnen
Aus SRF 4 News vom 27.12.2023. Bild: Imago/Michael Gstettenbauer
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Wasserrecycling in Kalifornien Vom WC wieder in den Wasserhahn – Kalifornien macht den Versuch

«Toilet to tap water» oder auf Deutsch: Aus Abwasser Trinkwasser machen. Darauf will Kalifornien künftig setzen. Der US-Bundesstaat erlaubt es den Wasserbehörden, Abwasser zu recyceln und wieder in die Leitungen einzuspeisen. Damit sollen kalifornische Haushalte, Schulen und Unternehmen versorgt werden. Wieso Kalifornien ein solches System vorantreibt und wie der Bundesstaat die Bevölkerung vermutlich überzeugen wird, erklärt der freie Journalist Arndt Peltner.

Arndt Peltner

Arndt Peltner

Freier USA-Korrespondent

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Der freischaffende USA-Korrespondent ist für mehrere deutschsprachige Zeitungen und Radiostationen tätig, unter anderem auch für SRF. Der gebürtige Nürnberger lebt seit 1998 in der Nähe von San Francisco.

SRF News: Was sind die Überlegungen des US-Bundesstaats hinter dieser neuen Vorgehensweise?

Arndt Peltner: In den letzten paar Jahren gab es eine grosse Dürrewelle in Kalifornien. Der Bundesstaat muss Wasser einsparen und neue Wege finden, um Wasser gewinnen zu können.

Das Abwasser kann so aufbereitet werden, dass es fast noch besser ist als das aktuelle Trinkwasser.

Da wurde viel angedacht, etwa Entsalzungsanlagen am Pazifik oder Pipelines aus den Rocky Mountains, was aber beides ziemlich teuer wäre. Man kam auch auf die Idee, dass man das Abwasser anders nutzen könnte, auch als Trinkwasser.

Abwasser aufzubereiten, ist keine grundlegend neue Idee. Neu ist aber, dass Kalifornien daraus Trinkwasser macht. Kann so das Wasserproblem langfristig gelöst werden?

Das ist nur ein kleiner Schritt hin zu einer besseren Wassernutzung in Kalifornien. Man muss bedenken, dass das Abwasser bereits genutzt wird, etwa in öffentlichen Parks und teilweise in der Landwirtschaft. Jetzt wollen die Behörden einen Schritt weiter gehen.

Sie sagen, dass das Abwasser auch in anderen Bereichen genutzt werden könne. Weil sie es so aufbereiten können, dass es fast noch besser ist als das Trinkwasser, das jetzt aus dem Wasserhahn fliesst. Das Toilettenwasser wird nicht einfach kurz durchgespült und gereinigt. Es wird mit chemischen und natürlichen Mitteln bearbeitet, bevor reihenweise Tests durchgeführt werden, bis es dann ins Trinkwassersystem kommen könnte.

Wie stellen die kalifornischen Behörden die Hygiene sicher?

Anhand von Tests. Die Infrastruktur existiert bereits: Es gibt im ganzen Bundesstaat Abwasseraufbereitungsanlagen. Nun geht es darum, dass man noch eine oder zwei Stufen dazuschaltet und gleichzeitig auch das Testverfahren intensiviert. Es wird gewiss viele Tests geben, bevor das neue System läuft. Und es kommt nicht von heute auf morgen.

In Kalifornien gibt es genügend Promis, die sich hinstellen und ein Glas trinken werden.

Die Idee kam vor zehn Jahren auf, und jetzt hat man sich zum Schluss einer Frist gesagt, dass man dieses Projekt angehen will. Etliche Bezirke in Kalifornien haben die Option erhalten, diese Möglichkeit auszuprobieren, um zu sehen, ob es wirklich funktioniert. Nun gilt es zu beobachten, was in den nächsten Jahren daraus wird. Und vor allem, ob es angenommen wird von der Bevölkerung.

Wie überzeugen die Behörden die kalifornische Bevölkerung, dass recyceltes Abwasser nicht eklig ist?

In Kalifornien gibt es genügend Promis, die sich hinstellen, den Hahn aufmachen und ein Glas darunter halten werden – und dann trinken werden. Ich denke, das ist kein Problem. Es wird sicherlich eine grosse Werbekampagne geben in den Bezirken, in denen das neue System genutzt werden wird. Auch der kalifornische Staat wird wohl Tests machen und eine Werbekampagne starten.

Das Gespräch führte Tim Eggimann.

HeuteMorgen, 27.12.2023, 06:25 Uhr;

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