Zum Inhalt springen

WEF 2021 Merkel fordert faire Verteilung des Corona-Impfstoffs

  • Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel hat sich für eine möglichst rasche Verteilung der knappen Corona-Impfstoffe auch in ärmeren Ländern der Welt ausgesprochen.
  • Merkel wandte sich beim digitalen Jahrestreffen des Weltwirtschaftsforums (WEF) ausdrücklich gegen Nationalismus bei den Massenimpfungen als Weg aus der Corona-Pandemie.
  • EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen ermahnte am WEF die Impfstoff-Hersteller, ihre vertraglichen Lieferpflichten zu erfüllen.

«Hier geht es um eine faire Verteilung und eben nicht nur um die Verteilung von Geld», sagte Merkel in ihrem Beitrag. Sie begrüsste, dass bei der internationalen Corona-Impfinitiative Covax erste Verträge abgeschlossen seien.

«Wir werden natürlich alles dafür tun, dass jetzt auch schnell die Verteilung beginnen kann», sagte Merkel. «Die Frage, wer auf der Welt welchen Impfstoff wann bekommt, wird natürlich auch Verbundenheiten und neue Erinnerungen schaffen.»

Die Kanzlerin betonte, dass es zwölf Monate nach Beginn der Pandemie noch nicht genug, aber sehr vielversprechende Impfstoffe gebe. Damit gebe es einen Weg aus der Pandemie – auch wenn der noch mühselig und nicht so kurz sein werde, wie es manche erhofft hätten.

Merkel beschwor die enge weltweite Zusammenarbeit der Staaten als zentral im Kampf gegen die Corona-Pandemie. «Es ist die Stunde des Multilateralismus», sagte Merkel. Sie mahnte, «dass ein Abschottungsansatz uns nicht helfen wird, die Probleme zu lösen».

Entwicklungsanstrengungen nicht vernachlässigen

Sie kündigte verstärkte Anstrengungen bei der Entwicklungszusammenarbeit an und warb dafür, die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen mit grösserem Nachdruck zu verfolgen. «Die grosse Gefahr jetzt nach der Pandemie besteht darin, dass wir uns alle auf uns selbst erstmal konzentrieren», sagte Merkel bezogen auf die Industrieländer.

Die Entwicklungsanstrengungen dürften nicht vernachlässigt werden. Als deutsches und europäisches Ziel versprach Merkel: «Wir werden nicht sparen bei Entwicklungszusammenarbeit, sondern eher müssen wir hier noch eine Schippe drauflegen.»

Von der Leyen: Firmen müssen nun liefern

Im Streit über knappe Corona-Impfstoffe ermahnt EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen die Hersteller, ihre vertraglichen Lieferpflichten zu erfüllen. Die EU habe Milliarden in die Entwicklung von Impfstoffen gegen Covid-19 und in den Aufbau von Produktionskapazitäten investiert. «Jetzt müssen die Firmen liefern», sagte von der Leyen am WEF.

Hintergrund ist der Konflikt der Europäischen Union mit dem britisch-schwedischen Pharmakonzern Astra-Zeneca. Die EU hat 400 Millionen Impfdosen von der Firma bestellt, die Ende der Woche die Marktzulassung für Europa erhalten könnte. Doch eröffnete das Unternehmen der EU vorige Woche, dass zunächst viel weniger Impfstoff geliefert werde als vertraglich zugesichert.

Von der Leyen bekräftigte den Plan eines Transparenzregisters, bei dem Exporte von in der EU produzierten Impfstoffen angezeigt werden müssen. «Europa ist dazu entschlossen, etwas beizutragen», sagte die Kommissionschefin. Aber sie poche auch auf ernsthaftes Geschäftsgebaren.

Auch Klimaschutz ein wichtiges Thema

Box aufklappen Box zuklappen

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat die internationale Gemeinschaft zu verstärkten Anstrengungen für den Klima- und Umweltschutz aufgerufen. «Was wir für das Klima machen, müssen wir für die Artenvielfalt tun», forderte der 43-Jährige am WEF.

Mit Blick auf dem Klimaschutz sagte Macron im Gespräch mit Forumsgründer Klaus Schwab, alle Partner sollten ihre Klimaziele nach dem Vorbild der Europäer nach oben schrauben. Er nannte dabei unter anderem die neue Vorgabe der EU, den Ausstoss von Treibhausgasen bis 2030 um mindestens 55 Prozent unter den Wert von 1990 zu drücken.

Klimaaktivistin Greta Thunberg warf der Politik und Wirtschaft andauernde Ignoranz und leeres Gerede zum Kampf gegen die Klima- und Umweltkrise vorgeworfen. Die Krise könne nicht mehr innerhalb des heutigen Systems gelöst werden, die Zeit der kleinen Schritte sei längst vorbei, sagte die 18-jährige Schwedin in ihrer Videoansprache.

«Je länger wir dieser unangenehmen Wahrheit ausweichen und je länger wir so tun, als könnten wir den Klima- und Umweltnotfall lösen, ohne ihn als Notfall zu behandeln, desto mehr wertvolle Zeit werden wir verlieren», sagte Thunberg. «Und diese Zeit haben wir nicht.» Sie verstehe, dass sich Dinge nicht über Nacht ändern könnten. «Aber ihr hattet jetzt mehr als drei Jahrzehnte voller Blablabla. Wie viele mehr braucht ihr noch?»

SRF 4 News, 26.01.2021, 07:30 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel