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Wegen Terrorverdachts Mutmassliche Hamas-Mitglieder in Berlin festgenommen

  • Die deutsche Bundesanwaltschaft hat in Berlin drei mutmassliche Mitglieder der Hamas festnehmen lassen.
  • Sie sollen Waffen für mögliche Mordanschläge auf israelische oder jüdische Einrichtungen in Deutschland beschafft haben, wie die Karlsruher Behörde mitteilte.

«Der Spiegel» hat zuerst darüber berichtet. Nach Informationen der Zeitung handelt es sich bei den Verdächtigen um drei Männer aus dem arabischen Raum, im Alter zwischen 36 und 44 Jahren. Zwei davon haben eine deutsche Staatsbürgerschaft.

Während Waffenübergabe festgenommen

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Nach Spiegel-Informationen beobachteten Anti-Terror-Fahnder, wie sich die Beschuldigten am Mittwoch in Berlin zu einer Waffenübergabe trafen. Dabei griffen die Einsatzkräfte zu und stiessen auf funktionsfähige Waffen, darunter eine Pistole der Marke Glock, ein Sturmgewehr des Typs AK-47 sowie mehrere Hundert Schuss Munition. Das Arsenal wird derzeit von Kriminaltechnikern untersucht.

Als sogenannte Auslandsoperateure sollen die Verdächtigen von Deutschland aus Waffen und Munition für die islamistische Terrororganisation beschafft haben, wie die Karlsruher Behörde mitteilte. «Die Waffen sollten der Hamas für Mordanschläge auf israelische oder jüdische Einrichtungen in Deutschland dienen», heisst es in einer entsprechenden Mitteilung. Sie sollen spätestens seit dem Sommer 2025 Schusswaffen und Munition besorgt haben. 

Bei der Festnahme hätten die Einsatzkräfte diverse Waffen gefunden – «darunter ein Sturmgewehr AK 47 sowie mehrere Pistolen, und Munition in erheblichem Umfang», teilte die Bundesanwaltschaft weiter mit.

SRF-Korrespondent: «Es war eine Frage der Zeit»

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Einschätzungen von Deutschland-Korrespondent Stefan Reinhart:

«Als die Hamas am 7. Oktober 2023 den grausamen Terrorangriff auf Israel verübte, wurde auf der Berliner Sonnenallee Süssgebäck verteilt. In Quartieren wie Neukölln ist der muslimische Antisemitismus nichts Aussergewöhnliches, ja, er ist geradezu normal. An vielen Hauswänden die gesprayten roten Dreiecke, die Hamas-Dreiecke, mit denen israelische Ziele markiert werden. Immer wieder demonstrieren tausende Menschen in Berlin für Palästina und gegen Israel – aber praktisch niemand gegen die Hamas.

Die Terror-Organisation geniesst hier in vielen muslimischen Communitys Sympathien. Nun erfolgte der Zugriff. Laut Informationen des ‹Spiegel› handelt es sich um zwei Deutsche mit syrischen und libanesischen Wurzeln. Der dritte mutmassliche Hamas-Unterstützer ist ein Mann aus dem Libanon mit unklarer Staatsangehörigkeit. Offenbar wollten sich die Männer Waffen besorgen, um israelische oder jüdische Ziele anzugreifen. Es war eine Frage der Zeit, bis ein solcher Zugriff erfolgte – und die Gefahr bleibt hoch. Auch und gerade im Hinblick auf den zweiten Jahrestag des Überfalls am 7. Oktober.»

Die oberste Anklagebehörde in Deutschland werde am Donnerstag beim Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs Anträge auf den Erlass von Haftbefehlen stellen.

Klar ist in jedem Fall: Jüdisches Leben in Deutschland ist bedroht.
Autor: Stefanie Hubig Deutsche Bundesjustizministerin

Nach den Worten von Innenminister Alexander Dobrindt wurde eine terroristische Bedrohungslage abgewendet. Die Beschuldigten seien seit längerem im Fokus der Behörden gewesen und unter Beobachtung, der Verfassungsschutz sei involviert. «Vor einigen Monaten ist ein uns bekannter Terrorverdächtiger mit Hamas-Kontakten nach Deutschland eingereist», erklärte er.

In den vergangenen Monaten sei nicht eindeutig klar gewesen, gegen welche Personen, Veranstaltung oder Einrichtung sich die Anschlagspläne richteten. Aber es sei gut möglich, dass sich das jetzt im Laufe der Ermittlungen ändere.

Dobrindt sagte, Deutschland sei eindeutig «Aktionsraum» für Terroristen. «Deswegen müssen wir uns dagegen auch immer stark wappnen.» Bundesjustizministerin Stefanie Hubig (SPD) erklärte: «Klar ist in jedem Fall: Jüdisches Leben in Deutschland ist bedroht. Terroristen und radikale Antisemiten trachten Jüdinnen und Juden nach dem Leben – auch hierzulande. Unser Staat ist in der Verantwortung, gegen diese Bedrohungen vorzugehen.»

Bereits frühere Festnahmen

Es ist nicht die erste Festnahme von mutmasslichen Hamas-Mitgliedern durch die deutsche Bundesanwaltschaft. Im Dezember 2023 hatte sie beispielsweise drei Männer in Berlin und einen im niederländischen Rotterdam festnehmen lassen.

Sie waren nach früheren Angaben seit Jahren als Auslandsoperateure der Terrororganisation tätig und «nahmen innerhalb der Vereinigung wichtige Positionen mit unmittelbarer Anbindung an Führungskräfte des militärischen Flügels ein».

Sie sollen unter anderem nach Waffendepots der Vereinigung gesucht haben. Der Prozess am Kammergericht Berlin läuft noch.

SRF 4 News, 01.10.2025, 18 Uhr ; 

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